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Schandmaul - Mit Leib Und Seele

Schandmaul - Mit Leib Und Seele
Stil: Mittelalter Rock
VÖ: 31. März 2006
Zeit: 68:08
Label: FAME Recordings
Homepage: www.schandmaul.de

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Es gibt Reviews, die bereits von Beginn an schwer fallen, vor allem wenn man an die Band gewisse Maßstäbe anlegt bzw. Erwartungen hegt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Für Schandmaul Fans ist das neue Album Mit Leib Und Seele wie geschaffen.

Satte siebzehn Stücke haben die Spielleute auf die CD gepackt, obwohl der Begriff "Spielleute" nicht mehr wirklich treffend ist. In der momentanen Form bewegt man sich stilistisch eher in den Gefilden des Deutsch-Rock, der mit einigen Elementen aus Schlager, Folk, Mittelalter Rock, Klassik und Metal aufgepeppt wird. Von den alten Wurzeln hat man sich deutlich entfernt. Musikalisch gesehen sind Schandmaul wesentlich ruhiger geworden. Flotte, schmissige Kracher wie "Walpurgisnacht", "Herren der Winde" oder "Vogelfrei" sucht meinereiner auf der Scheibe vergebens. Und genau das ist das Problem der CD: Anstatt auf Abwechslung zu setzen, hangelt man sich überwiegend von einem nachdenklichen und ernsten Song zum nächsten, ohne den Hörer aufhorchen zu lassen, oder gar mal ein fröhlicheres Stück einzuflechten. Selbst die Stimme von Sänger Thomas lässt die altbekannte Leidenschaft vermissen, sein Gesang wirkt stellenweise leblos und ohne Feuer. Stimmlich wirkt er komischerweise vor allem was die höheren Tonlagen betrifft leicht angestrengt, dieser Eindruck kann aber auch täuschen. Musikalisch wird zwar genau das klassische Publikum bedient, neue Anhänger anzuwerben wird mit der neuen Scheibe schwer werden. Im Vergleich zu den anderen Alben sind die weiblichen Vocals stark in den Hintergrund getreten; Sänger Thomas Lindner dominiert nun den Sound der Band. Ob das schlecht oder gut ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden, meines Erachtens macht es die Musik der Band gleichförmiger und weniger überraschend. Ich denke es wäre besser gewesen, den beiden Damen mehr Gesangsparts zu gönnen. Inwieweit das bandintern gestaltet wurde ist von außen naturgemäß nur schwer einzuschätzen.

Wenig überzeugt hat mich das erste Lied "Die Schlacht", das durch den etwas unmotiviert wirkenden Gesang wesentlich an Dramatik verliert -angesichts der Lyrics des Liedes würde man etwas mehr Ausdruck in der Stimme von Sänger Thomas erwarten. "Lichtblick" und "Kein Weg zu weit" sind nett, ragen aber nicht sonderlich heraus. Die Ballade "Der Abschied" ist fürchterlich weinerlich und schnulzig geraten, für mich eine der schlechteren Balladen der Band. Sehr gefällig und durchaus gelungen ist dabei das Lied "Feuertanz", das durch viel Dynamik und Tempowechsel mitreißt.
Die ersten sechs Songs gehen überwiegend in eine eher nachdenklich-träumerische Richtung, erst mit Song Nummer sieben, "Das Mädchen Und Der Tod" geht man ausnahmsweise flottere Wege. Dass ausgerechnet dieser Song sich dann als ein Instrumental entpuppt... verwirrte mich dann schon etwas. Zudem scheinen Songtitel und Musik oftmals nicht zusammen zu passen - der relativ düstere Text von "Der Untote" wird z.B. mit unverhältnismäßig fröhlicher Melodieführung untermalt.
Ich kann ich mich auch nicht des Eindrucks erwehren, dass man sich hin und wieder gerne selbst kopiert, einige Melodien oder Songfragmente wirken irgendwie schon mal gehört... So fällt keins der folgenden Lieder wirklich aus dem Schema, und nur selten lässt man die Energie und den Elan der alten Tage aufblitzen. Es fehlen Feuer, Elan, Pep.
Wie zu erwarten hat man mit "Zauber Der Nacht" ein schönes Liebeslied im Gepäck, das eine echte Bereicherung der Bandgeschichte darstellt. Die zweite Hälfte der CD liegt im Gegensatz zur ersten halben Stunde etwas schwerer im Magen, hat aber mit dem folkigen "Mitgift" und dem stilvollen "Der Poet" einige nette Liedchen zu bieten.

Der Sound der CD ist wie zu erwarten glasklar, diesbezüglich gibt es absolut keine Mängel. Auch die Spieldauer gestaltet sich auf Grund der 17 Songs äußerst großzügig. Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack: Mit Leib Und Seele ist ein sehr seltsames Schandmaul Album, das einen starken Schwerpunkt auf ruhige und ernste Stücke setzt und selten mitzureißen vermag. Songwriterisch ist die Scheibe sicher auf recht hohem Niveau, allerdings sollten selbst Schandmaul Fans der ruhigeren Sorte das Album erst einmal probehören, bevor sie es kaufen. Die Mittelalter Wurzeln der Band sind mittlerweile zugunsten anderer Schwerpunkte in Richtung Singer/Songwriter, Klassik, Rock und einem Schuß Schlager in den Hintergrund gerückt. Die Idee, in einige Stücke Metalriffs oder gar Elemente der klassischen Musik einzuführen, ist zwar recht nett, doch auch nicht wirklich neu.
Sehr gestört haben mich die teilweise sehr in Richtung Kitsch tendierenden Texte, die im Gegensatz zu den schönen Lyrics der älteren Alben oftmals in Richtung Schmalz abdriften. Der sehr gefährliche Drahtseilakt von Gefühl und Poesie im Text und purem Schnulz gelingt der Band leider nicht immer. Von neutralem Standpunkt aus bleibt nur das Fazit: Nett, aber im Grunde etwas langweilig. Ein Album, das gewiß auf geteilte Reaktionen stoßen wird.

Robert

4 von 6 Punkten

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