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Konzert-Bericht

Meat Loaf & Marion Raven

Olympiahalle, München 17.06.2007

Wie geht das noch so schön beim guten Dr. Ringsgwandl? "Hait spuilt der Plazido Domingo in der Olympia-Haaaale..." So oder ähnlich muss es sein, denn hossa - ein bürgerliches Konzert mit einem bürgerlichen Publikum - und ich mittendrin! Wie kommt's? Nun, dass ich als betagter Honoratior ein alter Freund des Dicken mit der großen Stimme (nicht Helmut Kohl) bin, dürfte nicht verwundern - Bat Out Of Hell rotierte Anfang der 80er, immerhin schon einige Jahre nach Erscheinen, enorm auf dem kleinen Plattenspieler. Und dann, völlig aus dem Nichts, kam Marvin Lee Aday wieder, mit Bat II, womit zu Zeiten von Grunge und Stadionrock a la Guns'n'Axl ja wohl keiner gerechnet hatte. Und da aller guten Dinge wohl drei sind, legte er dann jüngst noch den dritten Teil seiner Flatterei nach. So richtig interessiert hat das dann niemanden mehr, aber wenn Meat Loaf exakt 30 Jahre (ja ja) nach seinem Erstling einen Konzertabend unter dem Motto Seize The Night - Songs From Bat Out Of Hell I, II And III avisiert, dann sind wir dabei. Zumal er ja beim Tollwood vor zwei Jahren eine hervorragende Leistung brachte und seine Rockopern mit Verve ins Volk schleuderte.

Aber eigentlich hätte man es besser wissen sollen - ein Konzert, das von Bayern 3 präsentiert wird, kann nur Unbill bergen. Die versammelten Kuttenträger kann man an einer halben Hand abzählen, der Rest geht sonst zu den Zillertaler Schürzenmachern. Die Halle ist eher überschaubar gefüllt, als um Punkt 19:30 Uhr (wie gesagt, bürgerlich) Marion Raven die ehrenvolle Aufgabe des Supports übernimmt. Das macht sie allerdings sehr beachtenswert: mit akustischen Stücken, nur begleitet von Gitarre (teilweise von ihr selbst gespielt) und Keyboard, und einer stimmlich sehr ansprechenden Leistung bringt sie in knapp 25 Minuten einigen Zauber ins Rund. Es soll das letzte vokalistische Highlight des Abends sein.

Nach einer etwas überlangen Pause geht es dann endlich zur Sache: vor dem Backdrop mit den drei Bat-Covern spaziert zu einem Soul-Intro die Meat-Kombo auf die Bühne und schmeißt sich mit Temperament in die ersten Takte von "All Revved Up With No Place To Go". Vom Meister keine Spur, wir haben ja auch nur ein kleines Intro, denn nun wechselt das Backdrop auf eine grelle Discofarbe mit der funky Aufschrift: "It is 1977 - and it was paradise by the dashboard light". Aha, das wunderbare Highschool-Musical, das einen der Glanzpunkte beim Tollwood-Gig markierte! Und jetzt springt er endlich hervor, und wir haben den nächsten schönen Einfall: lange, zottige Haare, der gleiche Anzug wie auf dem Bat-Rückseiten-Cover. Gute Ideen also. Aber dann. Dann fängt er an. Und der Gast wendet sich mit Grausen. Was ist denn in diesen zwei Jahren passiert? Es stimmt nichts - kein Timing, kein Feeling, die hohen Töne werden ausgelassen, er sucht umherirrend nach der richtigen Stimmlage, die immer wieder per Zufall vorbeikommt, aber gleich wieder weg ist. Seltsam versetzter Sprechgesang anstelle seines göttlichen Tenors. Gleichzeitig wirkt Meat angegriffen, schlecht beinand, würde man sagen, die Mikro-Hand zittert enorm. Ein Schatten seiner selbst, mehr oder weniger. Die Band spielt tight, die Sangespartnerin ist sehr hübsch anzusehen, und - was das Schlimme ist - sie singt ihn an die Wand. Man ist froh, wenn seine Parts vorbei sind. Es gibt eine gute Lightshow, es gibt viele alte Meat-Videoclips, aber was auf der Bühne abläuft, ist peinlich. Dass die Antenne Bayern-Fraktion den Song nicht kennt, ist klar, aber auch sonst dürfte wohl keine Stimmung aufgekommen sein. Ich jedenfalls bin reichlich fassungslos.
Weiter im Text, "You Took The Words Right Out Of My Mouth" - und spätestens jetzt ist der Abend eigentlich schon gelaufen, denn auch dieser Klassiker wird grandios versenkt. Gerade hier muss das ganze Pathos, das Schmettern, das diesen König des Bombast groß gemacht hat, aufblühen - aber was kommt, hätten mühelos auch Rolf und seine Freunde hingekriegt. Wahrscheinlich besser. "Out Of The Frying Pan", der erste Song von Bat II, gerät vollends zur Parodie. Da nutzen die besten Pyro-Effekte und heißesten Backing-Sängerinnen nichts. Aber wenn die nicht wären, wären die Songs komplett verhunzt. Wo bin ich hingeraten? "Life Is A Lemon" geht grade so, weil man ihn nicht hört, und bei "I'd Do Anything For Love" wachen die Volksmusikanten im Publikum auf. Das kennen wir doch aus "Wetten... Dass"? Wir klatschen mal vorsichtshalber mit. Die Strophen sind entschuldbar, der Refrain wird von den beiden Background-Grazien gerettet. Jetzt lässt Meat erst mal München hochleben, die Perücke ist längst weg, er scherzt mit seinem Piano-Spieler herum - ist ihm nicht klar, welch ein Trauerspiel er da abliefert? "Objects In The Rear View Mirror" - Vollbombe, "Rock'n'Roll Dreams" ebenso, wobei er ganz langsam die ersten Töne trifft. Er greift selbst zur Gitarre, steht im Feuerregen, und das war der Hauptteil.
OK, zurückspulen, war das jetzt alles echt und ernst gemeint? Wir erleben nun ein Video zu einem neuen Track, das den krassen Gegensatz zwischen der Studioaufnahme und dem eben Gehörten noch deutlicher macht. Aber den Leuten scheint das ziemlich egal zu sein, die jubeln trotzdem. Ein Publikum, das den Superstar sucht, ist eben auch hiervon begeistert.
Im Zugabenteil hat er sich dann auf einmal irgendwie gefangen - "If It Ain't Broke Break It" kommt mit kantiger Metal-Attitüde und aufblasbaren Band-Figuren recht ordentlich. Bei "Bad For Good" passt der Gesang dann auf einmal - was war denn eine Stunde lang mit dem Kerl los? Bei "In The Land Of The Pig, The Butcher Is King" ist er wieder auf der Höhe, und die ablaufenden Video-Einspielungen zeigen Clips aus den Anti-Utopien Animal Farm, Metropolis, Soylent Green und Logan's Run. Nicht dass es einer im Publikum wüsste, aber ein bisschen was hat man sich hier schon gedacht. Dann bittet Meat Marion Raven noch einmal auf die Bühne und bringt mit ihr "It's All Coming Back To Me Now" - und wieder singt eigentlich nur sie, er geht gegen eine vernünftige Stimme haltlos unter.
Nach ziemlich genau 120 Minuten kommt dann endlich noch das große, unerreichte "Bat Out Of Hell" itself, und hier rettet er sich akzeptabel über die Runden. Wohl auch, weil ihn die Halle jetzt doch abfeiert. Warum, Leute, warum? Das war gar nix! Eine zweite Zugabenrunde mit Allerwelts-Rock'n'Rollern wie "Black Betty" oder "Gimme Shelter" hätte er sich sparen können, trotz Cowboy-Hut und cooler Sprüche. Es gibt ja noch "Dead Ringer". Aber vielleicht ist es besser, dass er diesen meinen absoluten Favoriten heute nicht gebracht hat. Ich wäre vielleicht noch enttäuschter gewesen.

So geht man in der Gewissheit, dass hier einer der ganz Großen einen unrühmlichen Abgang inszeniert hat. "Soll I euch sang, was des war?", sagt der Monaco Franze nach einem Abend in der Oper. "A ganzer großer Scheißdreck". So ist's. I want my money back!

Setlist Meat Loaf:
All Revved Up With No Place To Go
Paradise By The Dashboard Light
You Took The Words Right Out Of My Mouth
Out Of The Frying Pan (Into The Fire)
Life Is A Lemon And I Want My Money Back
I'd Do Anything For Love (But I Won't Do That)
Objects In The Rear View Mirror
Rock And Roll Dreams Come Through
I'm Still Alive
If It Ain't Broke Break It
Bad For Good
In The Land Of The Pig, The Butcher Is King
It's All Coming Back To Me Now
Bat Out Of Hell
Black Betty
Gimme Shelter

Holgi

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