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Festival-Bericht
Suffering Life Festival V
mit Noise Forest, Cryptopsy, Decrepit Birth, Unmerciful, Grantig, Emeth, Davidian, Unheil, Sybian, Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften, Beloved Enemy, Ensiferum, Severe Torture, Gurd, Vendetta, Drone, Lay Down Rotten, Witchburner, Ingrowing, Karras, Golem & C-Fiction
Festivalgelände Wachenroth, Wachenroth 06. - 07.06.2008
(Fotogalerien: Sufferinglife2008 Freitag, Sufferinglife2008 Samstag)
Mensch Kinders, wie die Zeit vergeht. Alles wird älter, reifer... und auch das kleine, aber immens feine Suffering Life Festival feierte an diesem Wochenende seinen fünften Geburtstag. Das Billing konnte sich durchaus wieder sehen lassen, vor allem zum fairen Preis. Leider mussten Marduk aufgrund eines Gerichtstermins ihre Teilnahme relativ kurzfristig canceln, sehr zum Ärger sowohl der Fans als auch der Veranstalter. Wie sich im Laufe des Festivals noch herausstellen sollte, war dies nicht die einzige Umstellung der Running Order. Wie dem auch sei, Ersatz wurde gefunden. Also noch mal eben schnell den Urlaubsschein abgegeben beim Brötchengeber, seine sieben Sachen gepackt und ab nach Wachenroth gedüst.
Die Anreise gestaltete sich recht angenehm, von kleineren Stauungen einmal abgesehen (was kein Vergleich zum Megastau bei der Heimreise war), die ersten Bierchen gingen locker runter, somit konnte einem entspannten Wochenende nichts mehr im Wege stehen. Am Gelände angekommen wurde sofort ersichtlich, dass es dieses Jahr etwas weniger Fans am Freitag Vormittag nach Wachenroth geschafft hatten als noch im letzten Jahr, wo der Campingplatz bald an seine Kapazitätsgrenzen kam (was ja wohl auch am Feiertag letztes Jahr lag). Das Domizil ward schnell errichtet, ohne lange Fußmärsche in Kauf nehmen zu müssen. Die Ankunft musste erst einmal begossen werden, bevor es zur Bändchenausgabe ging.
Beim ersten Gang über das Gelände waren sofort einige Änderungen ersichtlich: dieses Jahr gab es kein Partyzelt, dafür wurde die Ausrichtung der Bühne (inkl. Zelt) an dessen Standplatz gerückt, was wohl eine logistische Entscheidung war, da der Bierausschank nun näher an den Strom/Wasser-Anschlüssen stand. Eine kleine Händlerecke hatte sich auch schon eingefunden, in der man im Laufe des Festival durchaus den ein oder anderen Euro lassen konnte. Für das leibliche Wohl in Form von fester Nahrung war auch gesorgt, man hatte die Wahl zwischen einer leckeren Pizza oder allerlei Teile von toten Tieren. Alles sehr lecker. Gleich noch die erste gekaufte CD ins Zelt gebracht, eine Hopfenkaltschale verhaftet und dann ging die musikalische Beschallung auch schon los.
Freitag, 6. Juni 2008
Den Einstieg in dieses Festival zelebrierten Sybian mit leichter zeitlicher Verspätung. Die vier Jungs legten gleich mal mit ihrem Death Metal ordentlich los und konnten schon mal einige Banger vor die Bühne ziehen. Den ein oder anderen mag vielleicht das Death Metal-untypische grelle Outfit der Jungs verwundert haben, doch die Mucke, die durch die PA kam, wusste zu gefallen. Mit dem Spruch "Wir singen deutsch, versteht aber eh kein Mensch" wurden zusätzliche Sympathiepunkte gesammelt. Auch das drei Mal gespielte Napalm Death-Cover "You Suffer" wurde gefeiert. Ein cooler Auftakt für dieses Festival, dem gebührend applaudiert wurde.
Die nachfolgenden Davidian hatten es da schon etwas schwerer mit ihrer Mischung aus teils groovendem Death und Thrash Metal, die Fans auf ihre Seite zu ziehen. Die Songs wirkten etwas sperrig, so dass sich kaum jemand vor der Bühne eingefunden hatte. Da half auch das Machine Head-Cover "Davidian" nicht mehr viel, so richtig wollte hier keine Stimmung aufkommen. Mehr als Höflichkeitsapplaus war da nicht drin.
Die aus Hessen kommenden Unheil kamen leider beim Publikum auch nur bedingt an. Dabei war der Death Metal mit Core-Elementen gar nicht so schlecht. Gut, die Mischung aus ruhigen Momenten und Death Metal-Gewitter mutete etwas wirr an, doch so ganz ohne war die Mucke nicht, vor allem wenn die Jungs die Groovekeule auspackten. Leider war auf der Bühne Statik angesagt, so dass die Band einen etwas lustlosen Eindruck hinterließ. Zudem hatte die Band auch mit leichten Soundproblemen zu kämpfen. Das aktuelle Album gibt's auf jeden Fall bei MySpace zum kostenlosen Runterladen. Mit eher verhaltenem Beifall wurde die Band verabschiedet.
Da die Münchner Grantig noch im Stau standen, mussten die soeben eingetroffenen Belgier Emeth eine Position früher spielen. Kaum angekommen, ging es also schon ab auf die Bretter. Und sofort war Stimmung in der Bude. Die Death/Grind-Geschosse der Belgier verfehlten ihre Wirkung nicht und sofort war ein großer Pit im Gange, der auch kaum zum erliegen kam. Hin und wieder musste man jedoch vor fliegenden Aldiletten in Deckung gehen. Vom neuen Album Telesis haben es gleich vier Songs in die Setlist geschafft, und so durfte man sich an Gourmethäppchen a la "Telesis", "Anochi Kofer", "Will To Power" und "Folly And Weakness" erfreuen. Die Songs wurden nicht nur einfach drauf los geballert, auf das nötige Quäntchen Abwechslung wurde ebenso Wert gelegt. Der Sound war recht fett und die Stimmung gut. Was will man mehr? Das erste Highlight des Tages.
Dann waren die Münchner Grantig eingetroffen und legten auch gleich los. Und wo eben noch ein großer Moshpit tobte, herrschte nun gähnende Leere. Zwar kam die Mucke deutlich kraftvoller als auf CD durch die PA, doch der Funke wollte einfach nicht überspringen. Grantig zockten unter anderem "So Muss Es Sein" und "Wir Haben Nichts Dazugelernt" vom aktuellen Debutalbum, doch kaum Beifall war zwischen den Songs zu vernehmen. Die Band bangte zwar unaufhörlich auf der Bühne, doch ansonsten war kaum Bewegung im Zelt, da hatten es sich die Fans lieber am Bierstand gemütlich gemacht.
Bei den Amis Unmerciful, die derzeit mit Cryptopsy in unseren Breitengraden unterwegs sind, war dann schlagartig wieder mehr los im Zelt und ein großer Circle/Mosh-Pit war sofort im Gange. Kein Wunder auch, bei dem Death/Grind-Gewitter, das sich im Halbzelt entlud. Die Band war sehr agil unterwegs, ebenso wie die Fans, die sich keine Pause gönnten. "Mass Execution" und "Legion Of Sickness" bildeten hier die musikalischen Rahmenbedingungen, zu denen es sich vortrefflich moshen ließ. Beeindruckend war auch das Propellerbanging von Frontgrunzer Tony, wohlgemerkt während des Singens. Mit diesem Sound trafen Unmerciful genau den Nerv der Fans, was sich an den Reaktionen zwischen den Songs zeigte. Viel Beifall für diesen Gig waren somit die logische Konsequenz.
Die ebenfalls mit Cryptopsy tourenden Decrepit Birth waren als nächstes an der Reihe, die bestens aufgewärmten Fans weiter zu pushen. Der sehr technische und teils verfrickelte Death Metal machte genau dort weiter, wo vor kurzem noch Unmerciful aufgehört hatten. Der Pit war wieder im Gange zu den Songs "Prelude To The Apocalypse" oder "The Living Doorway". Bill Robinson, seines Zeichens Sänger der Amis, ließ es sich auch nicht nehmen, selbst im Pit mit zu mischen. Das ist mal Fannähe pur. Mit "Reflection Of Emotions" gab es dann auch noch einen neuen Song zu bestaunen oder zu bemoshen, je nach Lust und Laune. Der teilweise an Nile erinnernde Death Metal der fünf Jungs trug sehr zu Stimmung bei und Decrepit Birth wurden gebührend verabschiedet.
Dann war es Zeit, der Urgewalt von Cryptopsy selbst zu lauschen. Nach dem Weggang von Dan Greening durfte man gespannt sein, wie sie sich live mit neuem Fronter präsentierten, erst recht, nachdem auf der neuen Scheibe durchaus neue Wege beschritten werden. Meine Fresse, was kam da nur für ein Brett durch die Boxen. Die Kanadier legten eine Lehrstunde an technischem Death Metal auf die Bretter, von der man einfach nur geplättet sein musste. Außer man befand sich mitten im Pit, der kaum versiegen mochte. Unglaublich, mit welcher Präzision die Jungs über die Saiten flogen und dabei das Acting nicht vergaßen. Der neue Mann am Mikro, Matt McGachy, hatte die Fans von der ersten Sekunde an fest im Griff und animierte den Pit zum ständigen Weitermachen. Wäre aber auch gar nicht nötig gewesen, denn die Fans wussten, was von ihnen verlangt wurde. Die Stimmung im vollen Zelt war spitzenmäßig und nach den letzten Tönen wurde lautstark nach einer (oder mehreren) Zugaben verlangt, die jedoch aus Zeitgründen nicht mehr gewährt wurde. Was für ein intensiver Gig.
Boris Kronenberg (Vocals, Bass) begrüßte die Anwesenden mit einem fröhlichen "Wir sind die verfickten Noise Forest aus Kiel", und schon ging die Thrash Metal-Sause los. Trotz der vorgerückten Stunde und den voran gegangenen Bands waren die Fans noch nicht müde oder gar ausgepowert, und so wurde auch hier zu den Thrashern der Kieler mächtig im Pit gemosht.
Leider machte sich bei mir schon arg die Müdigkeit breit und mein Schlafsack zog mich unwiderstehlich an. Und so entschlummerte ich sanft zu den Klängen der Kieler.
Samstag, 7. Juni 2008
Morgens, halb zehn in Wachenroth. Der Wettergott muss einfach auf Death Metal stehen. Wie sonst ist es zu erklären, dass das Suffering Life Festival von großen Regengüssen verschont geblieben ist während das recht nahe gelegene Rock im Park fast abgesoffen wäre? Zwar war der Himmel morgens wolkenverhangen, doch das half, die Temperaturen im mobilen Domizil auf einem erträglichen Niveau zu halten. Irgendwann musste man sich dann doch aus dem Zelt schälen und zur frühstücklichen Nahrungsaufnahme schlendern. Nach zwei bis fünf Kaffee war man dann auch schon wieder ansprechbar und bereit für den zweiten Festivaltag.
C-Fiction aus Düsseldorf fingen ihren Set gute 15 Minuten vor der Zeit an. Anfänglich waren nur eine Handvoll Leute vor der Bühne, doch es sollten im Laufe des Sets mehr werden. Die Mucke kann als Mischung aus Thrash Metal und Metalcore bezeichnet werden, dem einige elektronische (industrial) Elemente hinzugefügt wurden. Die Mucke war sehr abwechslungsreich, was auch an Sänger T-Kay gelegen hat, bot er doch die ganze Bandbreite von Growls, Screams und klarem Gesang. Und nicht nur für das Pantera-Cover "Walk" bekamen die Jungs den verdienten Beifall. C-Fiction liefen gut zum Frühstück rein und stimmten positiv auf den zweiten Festivaltag ein.
Gleich im Anschluss sorgte ein Fan für große Aufmerksamkeit. Der Gute lag mitten auf dem Gelände und schlief seinen hart erkämpften Rausch noch aus. Dass man das nicht machen sollte, zeigten seine Kumpels eindrucksvoll, indem eine groß angelegte "Verschönerungsaktion" an dem Kerl vollzogen wurde. Ein netter Pausenfüller...
Die aus Berlin stammenden Golem hätten eigentlich schon am Freitag spielen sollen, aber aufgrund Terminüberschneidungen wurde der Gig auf Samstag Mittag verlegt. Zu diesem Zeitpunkt war das Zelt einigermaßen gut gefüllt und ein paar Banger waren ebenfalls schon bei der Arbeit, auch wenn sich noch keiner für einen Pit begeistern konnte. Der Thrash/Death Metal lief gut rein und mit den eingebauten Tempowechseln war auch für die nötige Abwechslung gesorgt. Zwar war das Acting auf der Bühne noch etwas statisch, doch die Mucke wusste zu überzeugen. Guter Beifall zwischen den Songs und am Ende des Sets sprechen hier für sich. Auch Zugabe-Rufe wurden laut, die aber nicht erfüllt wurden.
Ebenfalls aus Berlin angereist waren Karras, bei denen es richtig voll wurde im Zelt. Hm, ob das mit den hübschen Mädels in der Band zu tun hatte, die für die Instrumente zuständig waren??? Sänger Devrim konnte dies egal sein, das Zelt war sehr gut gefüllt und die Berliner konnten ihren Metalcore mit Thrash-Schlagseite durch die PA jagen. Karras lieferten eine gute Show mit viel Bewegung auf der Bühne ab. Die Band hatte sichtlich Spaß am Gig. Vor der Bühne war zwar viel los und nicht wenige Banger waren am Werk, einen Pit gab es aber erst beim letzten Song der Berliner. Zugaberufe begleiteten Karras auf dem Weg von der Bühne.
Ingrowing aus der Tschechischen Republik boten dann wieder Musikverkostung der härteren Art. Die Band war ohne zweiten Gitarristen angereist und legte ohne große Worte gleich los. Death Metal mit leichten Grind-Einflüssen war hier angesagt. Die Jungs legten sich ordentlich ins Zeug, was das zahlreiche Publikum auch mit entsprechendem Beifall honorierte. Zwar waren nicht wenige anwesend, doch so richtige Party-Stimmung wollte zu diesem Zeitpunkt nicht aufkommen. An Songs der Marke "Life Stealth" konnte es aber nicht liegen, die bollerten nämlich ganz schön amtlich. Im Laufe des Sets wurde die Zahl der bangenden Hörerschaft mehr und auch ein neuer Song wurde vorgestellt. Mit gutem Applaus wurde der Set beendet.
Danach wurde es so richtig old-schoolig. Die Hessen Witchburner eröffneten ihren Set mit "Demonic War Machine" vom letzten Album Blood Of Witches und sofort waren in den ersten Reihen fast nur noch Kuttenträger zu sehen. Sänger Andy war mehr als ausreichend mit Patronengurten behangen und lieferte eine gute Show ab. Mit dem Thrash Metal der Jungs fühlte man sich kurzzeitig in die Hochzeit des Thrash Metals zurück versetzt. Zwar bestand der Sound von Witchburner aus den bekannten Thrash-Zutaten, doch was dabei herauskam, war sehr effektiv. Die Jungs hatten klar ihre Anhängerschaft im Gepäck bzw. vor der Bühne, jeder Song wurde mit viel Beifall honoriert, sei es "Alcohol Patrol", "Thrashing Rage" oder "Final Detonation". Eine schöne Zeitreise.
Danach kamen Lay Down Rotten an die Reihe. Die bereits vorhandene gute Stimmung setzte sich während des Gigs der Jungs unentwegt fort. Auf der Bühne war viel los, die Jungs bangten sich fast die Rüben von den Schultern, allen voran Vocalist Jost Kleinert, der viel unterwegs war. Auch vor der Bühne hatten sich zahlreiche Banger versammelt um das Haupthaar zu schütteln, ohne jedoch einen Pit zu starten. Schade. Leider hatten Lay Down Rotten Probleme mit dem Bass, was etwas die Stimmung trübte. Doch kaum waren die behoben, wummerte auch schon der groovende Death Metal des Quintetts durch die Boxen. "Century Of Exploitation" setzte dann den Schlusspunkt unter einen gelungenen Set, der mit viel Beifall bedacht wurde.
Drone hatte ich letztes Jahr auf dem Wacken Open Air leider so gut wie verpasst, was mich ziemlich ärgerte, denn der Sound der Jungs groovt ohne Ende. Als die Band aus Celle dann loslegte, waren schon zahlreiche Fans anwesend. Doch irgendwie schien es, als ob die Fans eine Verschnaufpause brauchten, denn vor der Bühne war recht wenig Bewegung zu verzeichnen. Schade, an der Band lag es jedenfalls nicht. Erst beim letzten Song setzte Bewegung ein und ein Pit wurde eröffnet. Etwas zu spät für meinen Geschmack. Der Thrash Metal von Drone konnte überzeugen, auch wenn er hier und da ein klein wenig sperrig wirkte. Moritz Hempel (Guitar, Vocals) setzte seine Stimme variabel ein, mal growlte er, mal sang er klar. Aufgrund des eingangs erwähnten Gigs in Wacken ließ es sich die Band auch nicht nehmen, ein gepflegtes "Wacken Rules" in die Menge zu posaunen, bevor es im Programm weiter ging. Nach dem letzten Song verabschiedete sich Moritz mit den treffenden Worten: "Jetzt wird erst mal ordentlich gefickt." Was für ein Schlusswort.
Die deutschen Vendetta existieren auch schon mehr als zwei Jahrzehnte und so war es nun wieder Zeit für guten gepflegten Thrash Metal der alten Schule. Zwar war vor der Bühne doch reichlich Platz, doch die, die da waren, gaben den Jungs auf der Bühne ganz viel Beifall. Vendetta waren die Lücken in den Reihen egal, sie zockten ihren Set, dass es eine wahre Freude war. "Hate" von der neuen Scheibe wurde genauso wie die alten Klassiker "Go And Live... Stay And Die" abgefeiert. Letztgenannter Song wurde von Mario Vogel mit den Worten "Vor hundert Jahren..." eingeläutet, was nicht nur mir ein Grinsen auf die Kauleiste zimmerte, waren die Jungs doch in die Jahre gekommen. Doch ganz nach dem Motto, "alt doch kein bisschen leise" zeigten sie so mancher jungen Band, wie man ordentlichen Thrash Metal zu spielen hat. Vom aktuellen "Prepare Yourself For Hostility" über "Brain Damage" bis hin zurück zu "On The Road" ging man Stück für Stück zurück in die Vergangenheit. Die Fans wollten mehr, doch leider blieben die Zugabe-Rufe unerhört.
Die Schweizer Eidgenossen von Gurd ließen sich ihre gute Stimmung auch nicht durch die Niederlage der Schweiz gegen Tschechien in der EM vermiesen, ein "drauf geschissen" von Fronter V.O. Pulver. Mit "Learn" vom 1995er Debut Addicted wurde der Set eröffnet, bevor mit "The Grand Deception" der Sprung ins Jahr 2006 gemacht wurde. Die Jungs zeigten sich sehr spielfreudig und einige Banger verrichteten ihr Tageswerk. Viel Zeit zwischen den Songs gönnten die Schweizer den Fans nicht, hier ging es Schlag auf Schlag. "What Do You Life For" und " Down The Drain" folgten, bevor das Groovemonster "Bang!" durch die PA geblasen wurde. Der Aufforderung "Rule The Pit" wurde leider nur bedingt Folge geleistet, doch das kümmerte Gurd nicht, routiniert zockten sie ihren Set durch, der mit viel Beifall bedacht wurde. Ein sehr tighter Gig.
Die Niederländer Severe Torture sind schon lange eine feste Institution im Death Metal-Bereich, dementsprechend sehr gut gefüllt war der Platz vor der Bühne. Gleich nach den ersten Tönen entbrannte ein gar prächtiger Pit, den die Niederländer ständig wieder neu mit ihren Songs anstachelten. "Endless Strain Of Cadavers", "Buried Hatchet" und "Mutilation Of The Flesh" ließen den Pit nicht zum Erliegen kommen und die Fans waren schier aus dem Häuschen. Severe Torture hielten den Set sehr variabel, so dass auch mal langsamere, groovende Stücke zwischen den Blast Parts für Auflockerung sorgten. Die Fans gingen richtig steil während die Band einen souveränen Set auf die Bretter legte. Leider musste aufgrund zeitlichem Verzug der Set etwas gekürzt werden, so dass schon sehr früh (zu früh) der letzte Song angekündigt werden musste. "End Of Christ" beschloss dann den todesmetallischen Set, und während die Zugaberufe nicht verstummen wollten, ging die Band von der Bühne.
Im Vorfeld mag sich der ein oder andere durchaus seine Gedanken gemacht haben, ob Ensiferum mit ihrem melodischen Viking Metal im Feld gegen all die Death- und Grind-Bands bestehen können. Und um es kurz zu machen: ja, sie konnten. Das Zelt war noch voller als bei den Niederländern Severe Torture als Petri "Pete" Lindroos und seine Mannen die Bühne erklommen. Zwar wurde der Pit nur zeitweise wieder zum Leben erweckt, die meiste Zeit wurde einfach nur gebangt, was die Nackenmuskeln hergaben. Egal ob zu "Tale Of Revenge", "Deathbringer From The Sky" oder "Old Man", jeder Song verbreitete einfach nur gute Partystimmung. Ensiferum brauchten die Fans gar nicht zum Mitklatschen oder zum Singen animieren, alles ging wie von selbst. Selbst während den Songs wurden lautstarke Hey-Hey-Rufe angestimmt. "Battle Song", "Windrider" und "Token Of Time" folgten, bevor es auch schon wieder in Richtung Endspurt ging. Die Band wirkte einfach routiniert, vielleicht sogar eine Spur zu routiniert in meinen Augen, da hatte ich die Jungs schon mal agiler auf der Bühne gesehen. Wie dem auch sei, mit "Blood Is The Price Of Glory" waren wir auch schon so gut wie am Ende des Gigs, "Iron" setzte noch eine fetten Schlusspunkt unter diesen Auftritt. Sofort wurden Zugabe-Rufe laut, doch wie auch schon bei den voran gegangenen Bands blieben diese unerfüllt.
Zeitlich war man schon "etwas" im Verzug, als Beloved Enemy nach Mitternacht die Bühne erklommen. Der düstere und doch sehr heavy anmutende Dark Metal der Jungs mit stellenweisen Ska-Einflüssen zog einen in seinen Bann. Eigentlich der perfekte Soundtrack für diese Urzeit. Wenn da nicht, ja wenn da nicht die Technik gewesen wäre. Ein kurzes Knistern, und auf einmal war es still auf dem Gelände. Und dunkel. Kurz vor Ende des Festivals kam es zum Stromausfall. Nach ein paar Minuten war es dann wieder soweit, die PA ging wieder. Zwar ließ das Licht noch etwas auf sich warten, doch Sänger Dead L-vis kommentierte dies mit einem trockenen "Man muss uns nicht sehen, nur hören". Und Recht hatte er. A propos Dead L-vis : selten habe ich einen Sänger mit einer dermaßen markanten Stimme gehört, die einem einfach durch und durch ging. Angenehm tief und düster, so dass sogar das Prince-Cover "When Doves Cry" sehr düster wirkte. Nachdem dann noch der zweite Stromausfall überstanden war, machte dann das Mikro Probleme, doch das war schnell ausgetauscht. Doch dann war auf einmal auch schon wieder Schluss... die Band war natürlich nicht gerade begeistert, erst verspätet anfangen zu können und dann auch noch früher wieder von der Bühne zu müssen. Nach dem finalen "Fuck Me Back To Life" machte sich der charismatische Fronter backstage lautstark Luft. Nichts desto trotz haben Beloved Enemy eine markante musikalische Visitenkarte abgegeben, die Lust auf mehr macht.
Inzwischen hatten wir zwei Uhr morgens schon hinter uns gelassen. Der Kopf war voll, die Glieder schwer, somit die besten Voraussetzungen für Die Zwangsversteigerten Doppelhaushälften. Zu diesem Zeitpunkt waren weit mehr Fans als ich erwartet hatte noch vor der Bühne um ein letztes Mal bei diesem Festival ordentlich Party zu machen. Die Jungs machten sich gar nicht die Mühe, großartig eigene Songs zu schreiben... vielmehr wurde auf bewährtes Liedgut deutscher Herkunft zurück gegriffen und mit eigenen Texten "verfeinert". So wurde unter anderem Chris Robert mit "Wann Schluckst Du Endlich Wieder Meinen Samen, Barbara?" gewürdigt. Der Punkrock der fünf Franken lief um diese Uhrzeit einfach nur prächtig rein und machte so richtig Laune. Zwischen den Songs wurde immer wieder mit "Die Musi braucht an Schnaps" nach Hochprozentigem verlangt, das auch gleich tablettweise angetragen wurde. Lag es an der lauschigen Stimmung oder am hohen Promillewert, dass sich ein männlicher Fan zu einem Heiratsantrag auf der Bühne an seine Angebetete hinreißen ließ? Wir werden es wohl nie erfahren. Leider musste auch der letzte Set des Abends in die zeitlichen Schranken gewiesen werden, doch ohne "Leck Mir Die Sacknaht Du Alte Drecksau" konnten die Mittelfranken natürlich nicht in die Nacht entlassen werden. Mit dem gut gemeinten Rat "Betrinken Sie sich gut, aber mit Bedacht" verabschiedeten sich die Jungs und setzten damit den Schlussstrich unter die fünfte Auflage des Suffering Life Festivals.