Review
Tarja - The Shadow Self - The Album (CD/DVD)
Nach dem - sagen wir mal vorsichtig - eher durchwachsenen Prequel The Brightest Void ist es nun an der Zeit, Tarjas eigentliches neues Studioalbum, nämlich The Shadow Self, auf den Seziertisch zu legen. Der Opener "Innocence" wartet mit stark klassisch angehauchtem Pianospiel auf und macht den Einstieg aufgrund seines hohen künstlerischen Anspruchs nicht ganz einfach. "Deamons In You" gestaltet sich dann unerwartet heftig und mutig. Zudem spart das Stück nicht an Dissonanzen, wenn Gastsängerin Alissa White-Gluz (Arch Enemy) ihre krassen Death-Grunts der Diva entgegenstellt. Dafür wartet der Refrain mit großen Harmonien auf. Als eingängigen Ohrenschmeichler ab der ersten Sekunde kennt der Konsument das folgende "No Bitter End" bereits vom Prequel, ehe in "Love To Hate" ein Hauch von Melancholie auf impulsive Passagen und ausgiebiges Instrumentalspiel zwischen zarten Streichern und heftigen Gitarrenriffs trifft. Eine wirklich schöne Nummer!
Wieder eine kleine Ecke härter wurde "Supremacy" arrangiert, in dem allerdings selbst für Tarja extrem hohe Gesangspassagen etwas irritieren. Quasi als Gegenpol dazu folgt mit "The Living End" eine sanfte Ballade in warmen Klangfarben, in der das Piano wieder eine tragende Rolle spielen darf. Frech, verspielt und opernhaft, ja vielleicht tatsächlich divenhaft hat dann die "Diva" ihren Auftritt, der von der mystischen Dynamik im (ebenfalls vom Prequel bekannten) Song "Eagle Eye" kontrastiert wird. Mit "Undertaker" folgt eine hymnische Nummer, ehe "Calling From The Wild" einem zerbrechlichen Auftakt richtig dicke, groovende Riffs hinterherschiebt. Schließlich baut sich das opulent inszenierte "Too Many" zu einem monumentalen und beeindruckenden Finale auf. Den Hidden Track (nach dreiminütigem Leerlauf) mit grobem Geknüppel, das sich in ekelhafte Technobeats ergießt, hätte man sich aber wirklich sparen können. Pfuideibl!
Man merkt es hoffentlich an den Ausführungen: im Gegensatz zu The Brightest Void ist The Shadow Self ein wirklich facettenreiches und spannendes Album geworden. Einen ganz großen Hit kann es zwar nicht verzeichnen, das durchgehend hohe Niveau der Songs, das elegante Design und die makellose Produktion des Albums lassen darüber aber hinweg sehen. Für Tarjafans und alle, die auf dramatischen, orchestral inszenierten Metal stehen, ist The Shadow Self eine ergiebige Fundgrube.