Review
Tarja - The Brightest Void (Prequel)
Wenn man kurz vor Veröffentlichung seines "eigentlichen" neuen Langspielers ein so genanntes Prequel in voller Albumlänge und dann noch dazu zum Nice Price auf den Markt bringt, dann fragt man sich natürlich schon: wo ist der Haken? Hatte Solokünstlerin Tarja und der gesamte Apparat an Profis aus der Musikindustrie, der hinter ihr steht, etwa ein kreatives Hoch, das ausreichend Material für zwei Alben produziert hat?
Der Opener "No Bitter End" lässt hoffen. Entpuppt er sich doch als angenehmer und absolut Tarja-typischer Song, dessen Refrain auf Anhieb hängen bleibt. Auch das folgende "Your Heaven And Your Hell" ist im Grunde eine solide, wenn auch etwas sperrigere Nummer, würde nicht Gastsänger Michael Monroe von Hanoi Rocks eine arg zweifelhafte Leistung beisteuern. Auch die abrupte Saxophon-Einlage hätte sich besser in die Komposition fügen lassen. Dafür gibt es mit dem geheimnisvollen Stück "Eagle Eye" gleich darauf wieder einen echten Glanzpunkt, bei dem Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers die Felle verdreschen darf. So weit so gut. Leider folgt nun eine etwas längere Durststrecke von vier Songs, die nicht den Stoff liefern, der einen bleiben Eindruck hinterlassen kann. Klassische B-Seiten-Tracks möchte man eben meinen.
Schließlich erwarten den Hörer bekannte Noten, wenn sich Tarja den James-Bond-Klassiker "Goldfinger" zur Brust nimmt. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer stimmlich experimentellen Interpretation kann das Cover aber sicher nicht an das Original von Shirley Bassey heran reichen. Am Ende folgt noch ein großformatiger Hit. "Paradise (What About Us)", die Kollaboration mit Within Temptation, liefert den stärksten Moment des Albums. Nur leider ist die Nummer ja nicht neu, sondern wurde bereits von Within Temptation als Single veröffentlicht.
Freilich ist Tarjas stimmliche Leistung auf The Brightest Void einmal mehr über alle Zweifel erhaben. Dass das Album tip top produziert wurde, braucht im Grunde genommen gar nicht erst erwähnt zu werden. Wenn man nun aber vorausnimmt, dass die beiden besten neuen Eigenkompositionen, nämlich "No Bitter End" und "Eagle Eye", auch auf dem neuen "regulären" Album The Shadow Self enthalten sein werden, dann fällt die Bilanz unter The Brightest Void doch eher ernüchternd aus: ein großer Hit, den die Fans schon kennen, zwei starke Nummern, die sie bald ein zweites Mal serviert bekommen, eine mittelmäßige Coverversion eines zeitlosen Klassikers und eine Reihe vergleichsweise belangloser Nummern. Mit diesem Prequel hat Tarja sich selbst und vermutlich auch einem guten Teil ihrer Anhänger sicherlich keinen Gefallen getan.
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