Review
Beseech - My Darkness, Darkness
Nach gut zehn Jahren Band- und Albumpause melden sich die schwedischen Gothic-Metaller Beseech zurück auf dem Spielfeld der dunklen Musik. Das Besetzungskarussell hat sich emsig gedreht und auch stilistisch beginnt für Beseech anno 2016 ein neues Kapital. Durfte man von der Truppe um Robert Vintervind in der Vergangenheit auch durchaus härte Klänge erwarten, gehen die Schweden auf My Darkness, Darkness die Sache nämlich eher sanft und vorsichtig an. Als hätten sie Angst davor, etwas Neues und noch ganz Zartes zu zerbrechen, wagt die gesangliche Doppelspitze aus Klas Bohlin und Angelina Sahlgren Söder über weite Strecken des Albums nur zu flüstern. Auch die Instrumente wirkten fragil, die Melodien sind verträumt und es entwickelt sich eine ganz eigene Aura, die das neue Werk umgibt.
Der Opener "Beating Pulse", "The Shimmering" mit seinem chilligen Pianomotiv und auch der Titeltrack sind wunderschöne, schwarz funkelnde Perlen, welche die kompositorische Klasse dieser immer schon etwas anderen Gothic-Band unterstreichen. Die neue Konstellation an Musikern scheint jedenfalls bestens zu funktionieren. Der Rausschmeißer "The Symbol" ist dann tatsächlich etwas energischer und spielt sich schnell ins Gedächtnis. Erwähnt sei außerdem der Cover-Song "Highwayman", mit dem sich Beseech an den heiligen Gral der Country-Musik gewagt haben. Schließlich wurde das Stück einst von den Herren Cash, Jennings, Nelson und Kristofferson, die zeitweise als The Highwaymen gemeinsam unterwegs waren, zum Besten gegeben. Völlig um-arrangiert hat das Stück unter der Feder von Beseech ein neues Gewand erhalten und hat mit Country kaum mehr was am Hut, obwohl man kurz vor Ende in weiter Ferne ein Banjo zu hören glaubt. Gesanglich hinkt die Neuinterpretation mit ihrem flüsternden Vortragsstil dem Original allerdings doch ein wenig hinterher.
Unterm Strich ist der sechste Langdreher das wohl finnischste Album der Schweden geworden, der sich problemlos in die Gesellschaft von beispielsweise HIM stellen lässt. Leider sind neben den erwähnten, herausstehenden Nummern aber auch einige Stücke dabei, die wohl gerade wegen ihrer Zurückhaltung keinen tiefen Eindruck hinterlassen können. Möglicherweise werden Beseech daher mit ihrer neuen Ausrichtung nicht alle ihre alten Fans glücklich machen, möglicherweise können sie mit My Darkness, Darkness aber auch neue hinzugewinnen.
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