Review
Hellride - Acousticalized
Wer beim diesjährigen Wacken:Open:Air die Einkehr im bayerischen Biergarten nicht versäumt hat, dem mag auf der dortigen Bühne jene Band aufgefallen sein, deren drei Musiker in Pfarrersgewändern diverse Klassiker der Metalgeschichte in rein akustischer Form präsentierten. Gut zwei Monate später reichen Hellride aus Nürnberg ihre eigenwilligen Neuinterpretationen auf dem treffend betitelten Album Acousticalized nach und stellen ihnen eine Reihe von Eigenkompositionen zur Seite. Das Verhältnis ist etwa fifty-fifty. Ein mutiges Unterfangen, wenn man bedenkt, dass noch nicht einmal ein Schlagzeug für die Aufnahmen verwendet wurde. Nur zwei Akustikgitarren und ein ausdrucksstarker Sänger. Gerade live vor einer mehr oder weniger besoffenen Meute Metalheads kann man dank des hohen Partyfaktors damit natürlich punkten. Aber funktioniert das auch auf CD?
Widmen wir uns zunächst den Coverversionen. Da wären "Heaven And Hell" von Black Sabbath, "Aerials" von System Of A Down, "Take Hold Of The Flame" von Queensryche, eine Live-Version von Type O Negatives "Love You To Death" und schließlich noch zwei ganz besondere Schmankerl: Motörheads "Ace Of Spades" mit einem dominant abgemischten Tom Angelripper hinterm Mikro und dann das fanatische "United Forces" von S.O.D., vorgetragen von Tankards Gerre. Obwohl 'nur' akustisch unterwegs, hauen die drei Franken ganz schön auf den Putz. All diese Klassiker in diesem ungewohnten Gewand zu hören, macht schon ordentlich Laune. Im direkten Vergleich dazu können die Eigenkompositionen dann eigentlich nur den Kürzeren ziehen. Sie tun es auch, obwohl mit "Black Tulips" oder "Warbusiness" durchaus ordentliches Material dabei ist. Ohne die Vertrautheit der Coversongs mitsamt diesem gewissen Aha-Effekt sind die eigenen Lieder schon sehr gewöhnungsbedürftig... und zum Teil auch anstrengend. Außerdem wirkt der Gesang zu oft völlig überzogen akrobatisch oder wird unnötig verzerrt. Daran können Hellride sicherlich noch feilen und das vorhandene Potential weiter ausbauen. Denn verglichen mit etablierten Gleichgesinnten, wie etwa Apocalyptica, Tenacious D oder Eläkeläiset, haben die drei Pfaffen schon noch an Raum zu gewinnen.