Review
Schlafes Bruder - Heute War Gott Nicht Hier
VÖ: 22. März 2013
Zeit: 48:40
Label: AWOMM Records
Homepage: www.schlafes-bruder.com
Im schicken Digi-Pack kommt dieses Scheibchen daher, eine feine Aufmachung, bei der lediglich das RTL II-Logo auf dem Cover etwas befremdlich wirkt... soll das eine Qualitätsmerkmal sein? Angesichts der kulturellen Höhepunkte, die auf diesem Sender abgeliefert werden, schiebe ich eher skeptisch die Scheibe in den dafür vorgesehenen Schacht. Doch so schlimm wird es gar nicht...
Sofort nach den ersten Klängen drängen sich mir unweigerlich und unverkennbare Parallelen zu den alten E Nomine auf, schlagen Schlafes Bruder doch in exakt die gleiche Kerbe. Siehe da, ein Blick in den Beipackzettel bestätigt den gezogenen Vergleich: auch hinter Schlafes Bruder stecken Fritz Graner und Kris Weller, die dareinst auch mit ihrem Projekt E Nomine große Erfolge feiern konnten. Warum man nun jedoch unter anderem Banner so gut wie die gleiche Musik zelebriert, kann man verstehen, muss es aber nicht. Wie dem auch sei, auf Heute War Gott Nicht Hier werden die bereits bekannten Bausteine harte Gitarren, monumentale Chöre, eingängige Melodien und treibende Rhythmen neu und doch bekannt vermengt. Dabei setzen Schlafes Bruder überwiegend auf deutschen Sprechgesang. Die Musik kann man ungefähr umschreiben als Mittelalter-Metal, stellenweise gespickt mit elektronischen Spielereien, die mancherorts auch an Rammstein erinnern ("Metallum").
So weit so gut, die Mucke läuft auch meist gut rein, doch irgend etwas stört mich hier. Irgendwie wirkt das Ganze einfach etwas zu konstruiert, wie auf dem Reißbrett entworfen. Liegt es an der Quotenballade "Ich Bin Liebe", die als Hidden-Track am Ende der Scheibe noch einmal zu hören ist und dort mit gar fürchterlich schwülstigen Harfenklängen aufwartet? Oder an "Ritter Und Knecht", das aus vielen rollenden "R's" und allem, was sich auf Knecht (schlecht, Gefecht, recht...) reimt, zu bestehen scheint? Daneben stehen jedoch auch Songs wie "Kyrie Eleison", das klar für die breiten Massen gemacht ist und sicherlich auch so funktioniert. Mit RTL II im Rücken hat man natürlich auch die richtigen Vertriebswege dafür. Eine Scheibe ohne Ecken und Kanten und dadurch einfach zu glatt.