Review
Great White - 30 Years - Live from the Sunset Strip
VÖ: 22. Januar 2013
Zeit: 59:50
Label: Frontiers Records
Homepage: www.greatwhiterocks.com
Meine Herren, jetzt haben diese Kollegen auch schon 30 Jahre auf dem flossenbewehrten Buckel. Kaum mag es einen verwundern, feiern Kombos der 80er doch allenthalben runde Jubiläen, teilweise von eindrucksvollen Konzertereignissen - so etwa die Lehrmeister von Iron Maiden, die mit Maiden England 88 eine Dokumentation ihrer Gastspielreise darbieten, die 1988 auch auf das unwegbare Mainufer in Schweinfurt (Pig City) zu den Monsters Of Rock führte. Just dort erlebten wir auch unsere erste Begegnung mit den Hardrockern aus L.A., die uns damals ja sowas von tierisch nervten (zumal wir sie viel öfter sehen mussten als wir eigentlich wollten, beim Metal Christmas am 23. Dezember 1989 mit Bon Jovi, Alice Cooper und dem coolen Dan Reed Network in der Frankfurter Festhalle mussten wir sie schon wieder aushalten).
Was uns damals unbotmäßig schien, hat sich über die Jahre gebessert, Jack Russell trug keinen Cowboyhut mehr und schrie nicht mehr so rum, und die Musik hat die Zeit sehr gut überdauert. Gerne erinnert man sich daher an den Auftritt beim Bang Your Head 2008, wo sie ihre seinerzeit aktuelle Comeback-Scheibe Back To The Rhythm präsentierten und mich dann nach all den Jahren doch noch gewogen machten. Nach dem weiteren Studioalbum Rising kam dann 2010 aber leider Sänger Jack abhanden, der durch Terry Ilous ersetzt wurde.
Das ist eigentlich das einzige Manko an diesem Hit-Feuerwerk, das die Herrschaften eingedenk ihres dreißigjährigen Bestehens im Key Club auf dem Sunset Strip zündeten. Der bluesige Hard Rock passt in die Club-Atmosphäre wie die Harpune aufs Schiff (so Ende jetzt mit den Haifisch-Gags), die Soundfraktion um Michael Lardie und Mark Kendall macht eine gewohnt gute Figur, und am Start sind wirklich alle Großtaten, die man im Laufe der Jahre angehäuft hat - von "Desert Moon" über "Face The Day" bis hin zu ihrer absoluten Sternstunde "Rock Me", die auch heute noch große Freude bereitet. Daneben gibt es auch brauchbares Material neuen Datums, wie etwa das besagte "Back To The Rhythm", bevor standesgemäß "Once Bitten Twice Shy" die Sause beschließt. Alles gut, alles fein, aber da beißt der Hai kein Tau ab, ohne Jack ist das alles nur halb so spaßig. Der Herr fehlt einfach, da kann sein Nachfolger sich ins Zeug legen wie er will. Nennt mich Traditionalist, aber mehr als ein gelungener Nostalgie-Ausflug ist das halt leider nicht mehr. Aber eben gelungen.
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