Review
Huldre - Intet Menneskebarn
Huldre nennt sich ein sechsköpfiges Ensemble aus Dänemark, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, der landeseigenen Folklore neues Leben einzuhauchen. Das geschieht am Ende natürlich mit Hilfe von Stromgitarren und Verstärkern, sprich mit Heavy Metal - womit auch sonst? Für den Folk-Anteil sorgen Violine, Flöte, Laute, Drehleier und der eigenständige Gesang von Frontfrau Nanna Barslev. Der ist es schließlich, der dem Material nicht nur einen sehr hohen Wiedererkennungswert, sondern dank der vielen textfreien nordischen Gesänge auch ein hohes Maß an Authentizität beschert.
Die insgesamt elf Stücke des Debüts mit Namen Intet Menneskebarn (dt: Kein Mensch), allesamt in dänischer Sprache verfasst, vermitteln ein breites Spektrum an Emotionen. So stehen urig-knorrige Lieder neben ausgelassen verspielten. Mal gibt man sich sehnsuchtsvoll und melancholisch, mal bedrohlich oder prescht mit schwarzmetallischer Wut im Bauch geradewegs nach vorne, nur um sich danach in tanz- und schunkelbaren Melodien zu verlieren. Gelegentlich passiert der Stimmungsbruch sogar plötzlich und unverhofft in ein und demselben Lied. Die hohe kompositorische Dichte sorgt dafür, dass man selbst nach vielen Durchläufen noch interessante Details entdecken kann. Am Rande bemerkt: das alles ist garantiert Humppa-frei und ohne Korpiklaani-Kitsch. Dafür gibt es tolle Melodien, mitreißende Rhythmen und ausgiebige Gitarrensoli.
Eine satte Produktion, die jedem Instrument seinen klaren Platz zuweist, und ein geschmackvolles Verpackungsdesign runden diesen ersten positiven Eindruck ab. Wenn man am Ende noch erfährt, dass dieses Album weitestgehend in Eigenregie der Band erstellt und auch selbst finanziert wurde, kann man nur noch seinen Hut ziehen. Bravo! Gut gemacht!