Review
Karnival Korpus - Funky Dirt (EP)
Longplayer scheinen nicht das Ding der Jungs von Karnival Korpus zu sein, zumindest habe ich bisher nur kurze Werke fünf Herren zur Rezension bekommen. Aber lieber kurz und knackig als mit Überlänge Langeweile zu verbreiten.
Die Skandinavier legen zwei Jahre nach ihrer EP Midnight Creeper nun fünf neue Songs vor, wie damals im bluesigen Hardrock angesiedelt. Vom Stil her ist also nicht viel Bewegung zu verzeichnen, von der Qualität des Songwritings aber sehr wohl. Deutlich spannender sind die Stücke 2012 geworden, mehr Gefühl für erinnerungswürdige Hooklines, mehr Ideen, welche die Tracks über biederes Durchschnittsniveau hinausheben. Das fängt schon beim Opener "Water Flow" an, der wirklich fließt und nicht nur dahin plätschert. Ein richtiger Groover ist das Ding geworden, leicht funky und ins Bein fahrend und vor allem mit geilem Refrain. Das folgende "Wrecking Ball" kommt dagegen deutlich ruppiger aus der Kurve und weist an genau den richtigen Stellen ein paar Ecken und Kanten auf. Gut, "Falling Apart" schwächelt dann etwas im Refrain, der ein wenig mehr Zug vertragen könnte, aber das anfangs etwas Grunge-angehauchte "More Than I Can Ask" lässt melodisch wirklich keine Fragen offen. Und das abschließende "Traffic Jam" ist zwar kein Brecher vor dem Herren geworden, aber einen Stau in den Gehörgängen verursacht es dennoch nicht, brauchbar ist das Stück allemal.
Sänger Harald kann mit seiner charismatischen Stimme ein ums andere Mal punkten, die beiden Gitarristen zeigen ein (oder eben auch zwei) Händchen für feine Licks und überzeugende Lead-Arbeit und die Rhythmiker erweisen sich zumindest als mannschaftsdienlich. Klanglich herrscht hier ein weicher und deutlich analog gehaltener Grundton vor, der zum Material passt wie die Faust aufs Auge.
War ich anno 2010 noch nicht wirklich von den Trondheimern überzeugt, muss... nein... darf ich hier und jetzt eine deutliche Verbesserung in allen Belangen konstatieren. Freunde des derzeit angesagten Retro-Rocks sollten hier definitiv mal reinhören, es sollte sich für sie lohnen.
Hannes
Ohne Wertung
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