Review
Hartmann - Balance
VÖ: 01. Juni 2012
Zeit: 45:50
Label: Avenue Of Allies
Homepage: www.oliverhartmann.com
Also das ist doch nun wirklich mal spaßig. Ein von mir hochgeschätzter Kollege, gehörig zur Zunft der Juristerei, wirkte stets sehr korrekt, eloquent, geistreich, aber eben halt juristisch korrekt. Und dann kams, wie es immer kommt - man täuscht sich gewaltig, denn bei einem Firmenmeeting erfuhr der Gute über Umwege meine musikalischen Präferenzen, neigte sich zu mir und sprach mit einer Stimme wie beim Schluss-Plädoyer: "Kennen Sie... Helloweeeen?" Das ist bei uns ein geflügelter Spruch geworden, und warum erzähl ich das alles? Nun, weil der Kollege ebenso hieß wie diese Kombo und offensichtlich einem Zweitberuf nachgeht, nämlich eben melodischen Rock zu kredenzen.
Vielleicht ist es aber auch sein Bruder, egal, Oliver Hartmann und seine Freunde Mario Reck, Armin Donderer und Dario Ciccioni servieren blitzsauberes Material. Hartmann selbst ist in der Szene als Fronter von At Vance ein Begriff und wirkte schon bei zahlreichen Projekten wie Tomi Sammets Rockoper Avantasia, aber auch bei Gerne-Freunden wie Hammerfall oder eben Helloween mit. 2004 schmiss er bei At Vance das Handtuch und segelt seitdem unter eigener Flagge.
Und das recht gut - wer melodischen AOR in Richtung Survivor und Journey mag, der sollte hier voll auf seine Kosten kommen. Dass Kollege Hartmann gut bei Stimme ist, daran gibt es keinen Zweifel, die Songs sind allesamt bestens komponiert und kombinieren Eingängigkeit mit hohem Wiedererkennungsfaktor. Allerdings verzichtet man auf den Keyboard-Kleister, der dieses Genre oft zupappt, und setzt auf gefällige Riffs und Variationsbreite - vom Mid-Tempo-Opener "All My Life" über den Rocker "You Are The One" bis hin zur Powerballade "After The Love Is Gone" sind alle Schattierungen vertreten. Und das Wir Heulen Aus Angst-Cover "Shout" zeigt, dass die Popper der 80er durchaus gute Melodien am Start hatten. Schön!
Vorheriges Review: Path Of Samsara - Promotional CD