Review
Karthago - Second Step (Re-Release)
Den Ältesten unter uns (natürlich sind nicht die Wissenschaftler der Antike gemeint) könnte der Name Karthago vielleicht noch geläufig sein. Anfang der 70er erwiesen sich Joey Albrecht (Voc., Git.), Ingo Bischof (Keys; später bei Kraan), Gerald Hartwig und Co. als Vorreiter einer Bewegung, die später als Krautrock in die Annalen der Musikgeschichte eingehen sollte.
In Zeiten, in denen sich sowohl der Vietnam-Krieg als auch die Hippie-Bewegung ihrem Ende zuneigten, Helmut Schmidt nach und nach zum Nachfolger von Willy Brandt als Bundeskanzler aufstieg und sich das Land der internen Terror-Bedrohung durch die RAF gegenüber sah, brachten Karthago, nach ersten Erfolgen mit dem selbst betitelten Debut, 1973 Second Step auf den Markt, das nun von MIG wieder veröffentlicht wird.
Der Opener und Uptempo-Shuffle "Pacemaker" diente der Band damals meist als Eröffnungsnummer ihrer energiegeladenen Konzerte, durch die sie sich schnell einen Namen erspielten und letztlich 1973 sowohl vom Musikexpress als auch Popfoto (dazumal angesagte Musikzeitschriften) zur vielversprechendsten Band des Jahres gekürt wurden. Die Musik auf Second Step liegt irgendwo zwischen Mountain (man höre sich etwa "I Don't Care" an) und Jethro Tull (minus Flöte). Letzteres lässt sich zum Beispiel anhand der klasse, piano-lastigen Stücke "Wild River" oder "Oberbaum-Bridge" herleiten. Aber auch die Funk-Vergangenheit der Beteiligten kommt zum Tragen, namentlich in "California Giggling".
Ein Stück deutscher Musikhistorie also. Zeitlos gut. Kompositorisch, artistisch und musikalisch über jeden Zweifel erhaben und für alle Liebhaber der 60er- und 70er-Mucke ein Muss fürs Plattenregal.
Fuxx
Ohne Wertung