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Def Leppard - Mirror Ball - Live & More

Def Leppard - Mirror Ball - Live & More
Stil: Hard Rock
VÖ: 20. Juni 2011
Zeit: CD 1 50:40 - CD2 55:50 - DVD ca. 60 Min.
Label: Frontiers Records
Homepage: www.defleppard.com

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Def Leppard sind für mich synonym mit einem ikonischen Moment. Der trug sich während der legendären Rockpalast-Sendung 1983, die in Deutschland den Startschuss zur Metal-Manie abfeuerte. Da waren sie auch dabei, so richtig kannte man sie noch nicht, aber dann sprang nach einem eher melodischen Intro zu einem krachiger Baller-Riff ein blonder Wuschelkopf in knallengem Union-Jack-Shirt hervor und kreischte irgendwas von "You gotta rock rock 'til you drop!" Das hatte Kraft, Melodie und eine Energie, die etwa den seinerzeit schon müden Ozzy Osbourne massiv in die Schranken wies. Klar besorgten wir uns alle Pyromania, das göttliche, von John Mutt Lange produzierte Drittwerk der Herren (nach On Through The Night und High'N'Dry), und dann bestaunten wir Juwelen wie "Billy's Got A Gun", "Foolin'" oder das unvergleichliche "Rock Of Ages". Das war hart, aber eingängig, und einfach nur genial. Und als sie nach dem Unfall von Drummer Rick Savage eben nicht einen anderen Schlagwerker suchten, sondern abwarteten, bis der gute Rick auch mit einem Arm spielen konnte, und dann 1987 noch Hysteria ablieferten, regierten sie für einige Zeit die Welt. Denn diese Mischung aus Kommerz, Melodie, Rhythmus und einer Produktion, die immer ganz nah am Überbombastischen schrammte, traf Mitte der 80er derart den Nerv, dass sie zum heißesten Rock-Act weit und breit aufstiegen.

Nachdem allerdings 1991 Gitarrist Steve Clark seinem ausschweifenden Lebensstil finalen Tribut zollen musste und durch Vivian Campbell ersetzt wurde, ging die Zeit in der Sonne langsam zu Ende. Adrenalize (1992) verkaufte sich zwar wie geschnitten Brot, bot aber derartig aufs Rockradio abgerichtete Ware, dass zumindest wir das Interesse verloren. Weg war die Kante der frühen Songs, teilweise klang das schlichtweg langweilig. 1996 biederten sie sich mit Slang dem Grunge an, retteten sich in diverse Best Of-Scheiben und überlebten so die düsteren 90er bis zum 99er-Werk Euphoria. Dann aber schien sie die Lust zu rocken verlassen zu haben, X von 2002 lieferte poppiges Genudel, auf Yeah fanden sich 2006 nur Covers, und das nach wie vor aktuelle Studioalbum Songs From The Sparkle Lounge kredenzte gefälligen Kommerzrock mit Country-Einschlägen.

Was ist also davon zu halten, wenn die Herren, die sich auf diversen Festivals rumtreiben, nun ein Live-Album raushauen? Nun, zunächst mal ist hier nichts auszusetzen, da in den ganzen Jahren bislang noch keine Konzertaufnahme in Angriff genommen wurde. Somit gehen wir durchaus mit gemischten Gefühlen an diesen Mitschnitt eines Gigs von der Sparkle-Lounge-Tour. Aber oho, was geht denn hier ab? Da ist es ja, das melodische Intro, hier kommt das Mörderriff, und Joe Elliot legt los wie damals, "hold on to your head, hold on to your heart..." "Rock! Rock!" kracht wie am ersten Tag, die Produktion ist fett, die Gitarrenfraktion einwandfrei, vor Rick Savage muss man eh Respekt haben, und Elliots Gesang ist derart auf der Höhe, dass man schon ein wenig in Richtung Nachbearbeitung schielen muss. Aber egal, es macht einen Heidenspaß, diese Nummer endlich wieder mal zu hören, und wenn das folgende "Rocket" immer noch ein öder Langweiler ist (jaja mit dieser Meinung stand ich schon immer allein da...), zeigt "Animal", dass die Hysteria-Formel von extremer Eingängigkeit plus genialer Melodie immer noch funktioniert. "C'Mon C'Mon" und "Make Love Like A Man" zeigen dann, dass die Nummern von der Sparkle Lounge und Adrenalize definitiv nicht schlecht, aber in keinster Weise vergleichbar mit den düsteren Ecken von Pyromania oder den kompositorischen Glanztaten von Hysteria sind. Die strahlen dann im Anschluss bei "Too Late For Love" und "Foolin'" in unzerstörbarem Glanz, bevor dann "Nine Lives" drastisch abfällt und von der Sternstunde "Love Bites" (Sauerei ist das immer noch gut) abgelöst wird. So geht der bunte Reigen über zwei CDs weiter, auf insgesamt 22 Songs zeigt sich gerade in dieser Gegenüberstellung der Qualitätsunterschied zwischen altem und neuem Material. "Two Steps Behind" (vom Last Action Hero-Soundtrack!) ist schön, keine Frage, aber die hier dargebotene brillante halbakustische Fassung von "Bringing On The Heartbreak" macht überdeutlich, wo ihre kreative Blütezeit lag. Auch die tausendmal gehörten Kommerz-Reißer "Hysteria" (wunderbar!), "Armageddon It" und "Pour Some Sugar On Me" krachen live ordentlich - aber es geht nach all den Jahren kein Weg am mächtigen, unverzichtbaren "Rock Of Ages" vorbei. Ganz ganz großes Kino!

Das "More" im Titel bezieht sich im Übrigen auf drei neue Studiotracks, die einen Vorgeschmack aufs neue Album bieten sollen. "Undefeated" ist eine ordentliche Rocknummer im eher groovigen Stil, "Kings Of The World" liefert eine relativ uninspirierte Queen-Anbiederung, und "It's All About Believin'" atmet unverkennbar den Geist von "Animal" und "Hysteria". Auch hier gilt: das ist alles bestimmt nicht schlecht, aber kein Vergleich mit den Glanzzeiten.

Aber es gilt: die Songauswahl ist gut und berücksichtigt genug Klassiker, um diese Scheibe zu einer spannenden Sache für alle zu machen, die sich noch an Herrn Elliot in seinem Union-Jack-Shirt erinnern können. Und für alle, die Hysteria gut finden.

Die DVD lag nicht vor und kann somit vom geneigten Schreiberling nicht bewertet werden, soll aber Live-Material, Videos und Backstage-Szenen enthalten.

Holgi

5 von 6 Punkten

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