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Robert Plant - Band Of Joy

Robert Plant - Band Of Joy
Stil: Bluegrass, Country, Rock, Blues, Folk, ...
VÖ: 10. September 2010
Zeit: 47:39
Label: Decca Music (Universal)
Homepage: www.robertplant.com

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Die vier größten Sänger aller Zeiten? Ronnie James Dio. Klar. Freddie Mercury. Selbstverständlich. Bruce Dickinson. Ohne Zweifel. Robert Plant. Mit Sicherheit.
Was lässt sich über Letzteren, der mit Led Zeppelin ganze Musiker-Generationen nachdrücklich beeinflusst hat, noch sagen? Vielleicht beginnen wir mit einem Auszug aus Ritchie Yorkes "Led Zeppelin. Biographie einer Band", in dem die Musiker über einen "Umsonst und Draußen"-Gig in Mailand 1971 (!) berichten:
"Das Festival war von der Regierung organisiert und finanziert worden und wir spielten auf dem Rasen eines riesigen Fußballstadions. Ein paar Nummern lang ging alles gut, bis wir plötzlich hinten in der Kurve lauter Rauch aufsteigen sahen. (...) Wir warnten die Kids, dass wir von der Bühne geholt würden, falls es weiter Feuer gäbe. (...) Wir redeten ständig auf die Leute ein, keine Feuer anzuzünden, bis wir plötzlich darauf kamen - das waren keine Brände, sondern gottverdammtes Tränengas, das die Bullen in die Mengte feuerten. (...) Also sagten wir: Jetzt blasen wir's ab - Tränengas ist einfach zuviel des Guten (...) und brachen dann bei "Whole Lotta Love" ab, und die ganze Menge sprang auf. (...) und schließlich schmiss irgendjemand eine Flasche nach den Bullen. (...) Sie schossen dreißig oder vierzig Kanister auf einmal leer. Unser einziger Ausweg war ein tränengasvernebelter Gang. (...) Ein paar von unseren Roadies mussten tatsächlich mit der Bahre raus getragen werden (...) die Polizei hatte das ganze Publikum von hinten eingekesselt. Sie konnten nur noch in Richtung Bühne flüchten. Also trieben sie 10.000 Kids durch den Bühnenraum. Es war der reine Krieg."
Soviel zu den rauen Sitten in früheren Jahrzehnten. Was die Story verdeutlicht, ist dass Plant im Rock Biz seit den 60ern wohl schon alles erlebt hat. Den Aufstieg seiner Band zu Megastars, die Drogenexzesse, den Zep-Okkultismus, Girls, Girls, Girls, Bonhams Tod... Es bleiben unzählige Kompositionen für die Ewigkeit und Plant hat auch nach der nur einmaligen und damit gescheiterten Reunion auch 2010 noch lange nicht fertig. Dieses beweist er auf seinem neuen Silberling Band Of Joy.

Die Band setzt sich zusammen aus Marco Giovino (Drums, Perc.), Patty Griffin (Voc.), Byron House (Bass), Buddy Miller (Git., 6-String Bass, Mandogit.) und Darrell Scott (Ac.-Git., Mandoline, Banjo, Akkordeon,...) - ein wahres Ensemble großartiger Künstler -, produziert haben Plant und Miller selbst und für den Mix zeigte sich Mike Poole zuständig (aufgenommen wurde u.a. im traditionsreichen House Of Blues-Studio in Nashville).
Das Opus nimmt seinen Anfang mit einem rhythmisch locker vorgetragenen Midtempo-Rocker - "Angel Dance" (im Original von Los Lobos!) - angesiedelt mal in orientalischen, mal in Irish-folkigen Klanglandschaften. Plant klingt frisch und versteht es von Anfang an Emotion und Spannung zu vermitteln. "House Of Cards" (von Richard Thompson) entpuppt sich danach als halb-balladeskes Duett mit Patty Griffin mit Country-Einschlag, Banjo-Einsprengseln und gospelartigen Backgrounds. Sehr relaxt. In "Central Two-O-Nine" gibt es dann, wenn auch Akustik-Gitarren-geleitet die ersten deutlichen Querverweise in die Zep-Vergangenheit, genauer in Richtung "Nobody's Fault But Mine" und diese lassen sich auch in "Silver Rider" erkennen. Eine wunderbar ruhige Nummer, in der Plant (zusammen mit Griffin) singt wie einst in "Thank You" oder "The Rain Song" und phasenweise E-Guitar-Wogen über den Hörer ausgeschüttet werden.
Flotter wird es in "You Can't Buy My Love", das aus dem Jahre 1965 stammt und damals von der R&B-Sängerin Barbara Lynn interpretiert wurde. Erinnerungen an den Spirit von Led Zep I und an frühe Stones-Nummern werden wach und Plant stellt seine immer noch vorhandene stimmliche Wandlungsfähigkeit unter Beweis. Man vergleiche beispielsweise den 50's-Rock n' Roll-Schmachtfetzen "Falling In Love Again" (etwa Buddy Holly hätte es nicht besser machen können) mit dem Düster-Blues "Satan Your Kingdom Must Come Down", das die Vermutung nahe legt, dass Plant immer noch hinter "Lucifer's daughter" wie einst in "Houses Of The Holy" her ist. Oder man stelle daneben "Harm's Swift Way" von Townes Van Zandt, das sich wieder in langsam dahin fließenden Country-Gewässern bewegt. Oder "Monkey" (Micheletti, Parker, Sparhawk) von Low, bekannt aus dem 2008er-Streifen "Killshot", das fast unterschwellig bösartig aus den Lautsprechern wabert.
Man kommt nicht umhin, allen Songs außergewöhnliche Klasse zu bescheinigen; wenn die meisten Nummern auch in einem entspannten Mood gehalten sind. Überall gibt es neue musikalische Raffinessen zu entdecken und Band Of Joy (nach der ersten Band mit John Bonham genannt) sollte sowohl bei den Millionen von Led Zep-Puristen mehr als Anklang finden als auch bei solchen, die des Öfteren die Lust verspüren, einfach ein tolles Stück Musik fern aller Trends und Genres aufzulegen. Hier gibt es nix zu mäkeln. Unverkennbar Plant. Großartig.

Fuxx

6 von 6 Punkten

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