Review

Therapy? aus Nordirland lieferten und machen noch heute regelmäig Alben, die qualitativ nicht viel schlechter als der Übererfolgssmasher Troublegum waren und sind. War Troublegum 1994 ein bahnbrechendes Album mit extrem eingängigen Melodien, die jeder Hansel nachpfeien konnte, so steigerte sich nach dem eher getragenen Infernal Love die Sehnsucht nach einem Ausbruch aus dem Hits-für-Sekretärinnen-Lieferantendaseins.

Diesen Weg führt das als Metal Mind-Re-Release vorliegende Never Apologise Never Explain konsequent vor Augen und in die Ohren. Original im Jahre 2004 veröffentlicht, sorgen schrammelnde Gitarren, konfuse Beats wie in "Perish The Thought" oder dem angepissten "Die Like A Mother Fucker" für das bekannte Ungestüm und das rohe hektische Element, die ab Mitte der 90er durch brave Produktion ins Abseits zu geraten schienen. Die Songs hier passen noch heute, vermitteln dieses punkige aber doch eingängige Feeling. Andrew J. Cairns hat sich nie verbogen und weiter sein Ding ohne A&R-Sicht oder das berühmte Schielen auf Verkaufszahlen durchgezogen.

Die Gitarrenamps sind bis zum Anschlag auf, Andrew klingt angewidert und lässt seiner fiesen Stimmung mit Songs der Marke "Here Be Monsters", "Dead" oder "Panic" freien Lauf. Die Gitarren jaulen, fiepen, schredden, werden kurz zurückgenommen, um dann umso mehr zu explodieren. Es knallt und bratzt an allen Ecken und Enden.

Therapisten haben das Teil eh schon im Schrank stehen. Bonus in Form neuer Songs gibt es nicht. Therapy?-Neulinge können mit einem Erwerb der Golddisc (in limitierter 1000er Auflage) von Never Apologise Never Explain nichts falsch machen. Wer auf kurze eruptive Songs mit Drive und Witz sowie punkigem Appeal steht, macht mit Therapy? allgemein und mit dieser Scheibe schon gleich gar nichts falsch.

Siebi

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