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Demonica - Demonstrous

Demonica - Demonstrous
Stil: Thrash
VÖ: 02. Februar 2010
Zeit: 48:54
Label: Massacre Records
Homepage: www.demonica.net

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Jeder Metaller, der sich heutzutage in seiner Freizeit gerne so unterschiedliche Truppen wie Metallica, Immolation, Emperor oder gar Nightwish reinpfeift, dem wird oft unbemerkt ein Chip mit dem Stempel "Made by Mercyful Fate" eingepflanzt, während allen vielleicht ganz ahnungslosen Anhängern von Warbringer, Evile, Mantic Ritual, auch As I Lay Dying oder Killswitch Engage immer auch ein Stückchen Forbidden Evil mit auf den Weg gegeben wird.
Im vergangenen Jahr entschlossen sich nun die Forbidden-Ikone Craig Locicero (Git.), dessen Band-Kollege Mark Hernandez (Drums), der in den 80ern einst VIO-lence mit aus der Taufe hob, und kein Geringerer als die Mercyful Fate-Legende Hank Shermann (Git.) einen Bastard zu erschaffen, der auf den schlichten, aber dafür umso mehr allen Metal-Standards gerecht werdenden Namen Demonica hören sollte. In Marc Grabowski (Bass; Corruption) und dem Hartmetall-Journalisten Klaus Hyr, der seine Brüllaktivitäten davor schon bei Artillery und Battallion exzessiv auslebte, wurden zwei kongeniale Mitstreiter gefunden, um Demonica den letzten Schliff zu verleihen. Wie sich das Ergebnis dieser viel versprechenden Ansammlung von Szene-Veteranen ausnimmt, ist nun auf deren Debut Demonstrous nachzuhören.
Und der Auftakt "Demon Class" bläst einem gleich die Ohren weg: ein Bay Area-Brett erster Kajüte, in dem Exodus' "Bonded By Blood" auf Slayers "War Ensemble" trifft, letzteres nicht zuletzt da Hyrs Vocals einen gewissen Araya-Einschlag aufweisen. Hernandez' auf den Punkt genaues Highspeed-Drumming schiebt, was das Zeug hält und so freut man sich auf das, was da noch kommen soll. Nämlich zunächst "Ghost Hunt", ähnlich brachial, aber mit mehr bedrohlichen Melodien angereichert. Oh ja... da sind sie: die unvergleichlichen Gitarren-Licks, die einst solche Götter-Kompositionen von Mercyful Fate wie "A Dangerous Meeting" (Don't Braek The Oath, 1984) oder "The Mad Rab" (Time, 1994) veredelten. Da sich der King (King Diamond) immer noch von einem Bandscheibenvorfall erholt und so die viel ersehnte Fate-Reunion erstmal in weite Ferne gerückt ist, dürfen wir uns umso glücklicher schätzen, dass Shermann bei Demonica eine neue Spielwiese für sein oft kopiertes, aber nie erreichtes Gitarrenspiel gefunden hat.
Das anschließende "Groove-Demonster" "My Tongue" lässt sich vage als Spross einer unheiligen Nacht, in der "Blood Stained" (Jugulator, 1997) von Priest und Mercyful Fates "My Demon" (wieder von Time) eine Liaison eingingen, beschreiben, während "Luscious Damned" wieder ohne Zwischenstopp rasant nach vorne marschiert, bis im zweiteiligen Refrain ein Sammelsurium von Riffs und vertrackten Breaks dem Song nicht ganz einfach zu konsumierende, sperrige Elemente verleiht. "Below Zero" beginnt mit akustischen Gitarren bzw. einem Gitarren-Solo zum Zunge-Schnalzen und entwickelt sich im Verlauf des Songs zum Brecher im Stile von Panteras "This Love", führt aber sukzessive immer mehr neue Versatzstücke, mal gezupft, mal im Uptempo ein, so dass die fatesche Vielschichtigkeit kontinuierlich aufblitzt. Allerdings fehlen hier haften bleibende Gesangsmelodien und so reißt der Track nicht ganz so mit wie seine Prädezessoren.
"Alien Six" fährt bis auf den abgehackten Chorus, in dem Hyr sich richtig schön auskotzt (im wahrsten Sinne des Wortes), wieder ein dickes Slayer-Brett und "Palace Of Glass" erinnert an neueres Liedgut von Annihilator-Mastermind Jeff Waters wie es etwa auf All For You (2004) zu Hauf zu finden ist, überzeugt aber zur Gänze nur in den geteilten Soli, die zum wiederholten Male von einem anderen Stern zu stammen scheinen. Anders "Fast And Furious", in dem die Band alles richtig macht: Shermann und Locicero werfen hier ihre Vergangenheit auf je eigene Weise in die Waagschale, Melodien sind da und wieder die Soli... wie aus Lehrbüchern vom Gefallenen höchst selbst verfasst. Das folgende "Summoned" schwächelt dagegen (obwohl Hyr über vielen akustischen Passagen sein Spektrum ausschöpft) und klingt in den Ohren des Rezensenten zu gewollt modernisiert, fast Metalcore-mäßig. Das Ende der Platte wird dann jedoch zelebriert. Im Thrash/Classic Metal-Instrumental "Astronomica" treffen sphärisch-bösartige Parts auf Pink Floyd-Melodien, um in Hochgeschwindigkeits-Paragraphen zu explodieren. Wer viel Zeit hat, darf mal die gesammelten Riffs zählen, über denen sich Mr. Hank nach allen Regeln der metallischen Kunst, mal melodisch, mal dissonant, mal völlig irre austobt.
Demonstrous ist ein komplexer Brocken Metal geworden, auf dem mehr als zwei Drittel der Stücke einem nicht nur den sprichwörtlichen Arschtritt verpassen, sondern vor allem durch Ausgefeiltheit und kompositorischen Anspruch zu glänzen wissen. Shermann einfach nur Gitarre spielen zu hören, erzeugt nicht selten die viel besagte Gänsehaut, wobei jeder der fünf Mucker auf der Scheibe so einiges aus sich rausholt (Hernandez beispielsweise darf locker als Tier hinter den Kesseln bezeichnet werden.). Zwei, drei nicht ganz optimale Nummern versperren den Weg zu sechs Punkten, aber so ist wenigstens Luft nach oben für einen hoffentlich baldigen Nachfolger.

Fuxx

5 von 6 Punkten

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