Review
Tharsys - Under Her Dead Hands
Uh, was ein geschmacksfreies Cover. Ein rothaariger Ministrant mit zu langen Fingernägeln, lässt das Wörtchen "Evil" noch lange nicht vor dem inneren Auge erscheinen. Vielleicht "Evilchen". Schwamm drüber: Frank "Ali" Kronnagel (Voc.), Sara Lauhoff (Voc., Keys), Oliver Schneider (Git.) Lumpi Lauhoff (Git.), Uwe Lerch (Bass) und Kralle (Drums), die nun schon seit etwa 15 Jahren unter dem Namen Tharsys umherschiffen, haben auf ihrer neuen CD Under Her Dead Hands ("ooohhoouuh, under her black wings", höre ich da Glenn Danzig schreien) neun Stücke verewigt, deren Einordnung etwa zwischen Theatre Of Tragedy, Amorphis, (den neuen) Crematory und einer Nuance Paradise Lost vorzunehmen wäre.
Frau Lauhoff und Herr Kronnagel teilen sich meist die Vocals, wobei der weibliche Part den männlichen um Längen schlägt, vor allem wenn sich Kronnagel an Growls, die den Namen so nicht verdienen, versucht. Saft- und kraftloser geht's kaum. Der Einstieg "The Price Of Empathy" ist von der Songstruktur und den Arrangements her von Faith No Mores "We Care A Lot" abgekupfert und hat außer einigen wohl erdachten Gitarren-Soli wenig zu bieten. Der Titelsong wartet demgegenüber mit vertrackter Rhythmik und orientalischen Melodien auf, a'la The Tea Party, als jedoch erneut der männliche Stimmanteil übernimmt, wird die vorher kreierte Stimmung zerstört.
"Coldblood" hingegen gefällt auf Anhieb. Eine angefolkte zunächst akustische Nummer im Blackmore's Night-Format, die später schön nach vorne losrockt, obwohl der Gesang (nun nicht nur gegrunzt, sondern versucht gesungen) wieder neben der Spur liegt. Bei der durchaus auszumachenden kompositorischen Qualität der Stücke und den instrumentalen Fertigkeiten, wäre die Überlegung, Fräulein Lauhoff das Micro gänzlich zu überlassen, nicht ganz unangebracht.
Denn: sowohl das mit Synthies aufgepeppte "Steven" (kein Alice Cooper-Cover), das mit reichlich Sprechgesang angereicherte, dann im Stampfschritt marschierende "Master Of Humanity", das wieder in östlichen Breiten angesiedelte "Halls Of Desolation" als auch der melancholisch-hartmetallische Abschlussakkord "Devilseed" kranken schlichtweg trotz theoretisch guten Melodielinien am Nicht-Gesang des Vokalisten. "Infernal Love" (düster, fröhlich, wieder düster - erst akustisch eingeleitet, dann im Nightwish-Wasser fischend) und vor allem das an "Ember's Fire" von Paradise Lost erinnernde "Black" (der einzige Song, auf dem Herr Kronnagel streckenweise überzeugt und der ein superbes Solo beinhaltet) können die Partie nicht mehr retten und so schleppen sich Tharsys am Ende des Tages gerade noch zu drei Pünktchen. Viel Potential, aber zumindest in den Augen des Rezensenten falsch umgesetzt.
Fuxx