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Giant - Promise Land

Giant - Promise Land
Stil: Melodic Hard Rock, AOR
VÖ: 26. Februar 2010
Zeit: 57:30
Label: Frontiers Records
Homepage: www.gianttheband.com

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"Der Fluch der guten Tat oder I'll See You In My Dreams" hätte die finale Überschrift nach der weitestgehend gescheiterten Reunion und dem verkaufstechnischen Flop III (2001) der Melodic Hard Rock-Institution Giant, die Karriere zusammenfassend lauten können. "I'll See You In My Dreams" vom 1989er Debut Last Of The Runaways wurde damals schnell zur Top 20-Single und zu einer jener Schmacht-Nummern, die gern am Ende eines wilden Abends in der Metal-Disco nebenan gespielt wurden. Die Kuschelrock-Sampler-Präsenz tat ihr Übriges. Dieser Erfolg war nicht mehr zu toppen und schon das nachfolgende Album Time To Burn (1991) setzte weniger Einheiten als erwartet ab. Allerdings: Sowohl Last Of The Runaways als auch Time To Burn gelten heute als echte Meilensteine in der Geschichte des Melodic Hard Rock, denn Füllmaterial sucht man auf diesen Scheiben vergeblich. Und: Nicht zuletzt wegen "I'll See You In My Dreams" verstummten die Rufe einer loyalen Fangemeinde nach einer erneuten Reunion im Original-Line Up bis heute nicht. Jenes Line Up bestand aus den Brüdern Huff: Dann (Voc., Git.) und David (Drums), Alan Pasqua (Keys) und Mike Brignardello (Bass). Ersterer, der damals den Löwenanteil zum Songwriting beitrug, wurde ab Mitte der 90er zu einem der gefragtesten Producer und Studio-Gitarristen in den Staaten und arbeitete u.a. mit solchen Größen des Biz wie Shania Twain, Celine Dion, Faith Hill, Joe Cocker, Mariah Carey und Madonna (Git. auf Like A Prayer) aber auch mit Megadeth, Lou Gramm, Doro und - aufgepasst - sogar PUR zusammen. Ein voller Stundenplan, der es ihm, wie er selbst in einigen Interviews verdeutlichte, nicht mehr erlaubte, Giant die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienten. Dies führte letztlich vordergründig zu erwähntem Split anfangs des neuen Jahrtausends. Doch obwohl sich Dann über die Jahre hinweg in Bezug auf Giant monoton reserviert äußerte, gab sein Bruder David zu keinem Zeitpunkt die Hoffnung auf eine Zukunft für Giant auf. Lange Rede, kurzer Sinn: Zusammen mit Ur-Basser Brignardello fand er in Sänger Terry Brock (Strangeways, Seventh Key) und Gitarrero John Roth (Winger) zwei herausragende Einzelkönner, um die Band ohne seinen Bruder zu reformieren. "Ohne" stimmt jedoch nicht ganz, denn auf der brandneuen Scheibe Promise Land ist Dann gitarrentechnisch in "Save Me" und "Believer (Redux)" zu hören. Außerdem war er am Songwriting eines guten Drittels der Stücke beteiligt. Promise Land darf also getrost als echte Giant-Langrille bezeichnet werden.
Die Reise ins gelobte Land nimmt ihren Anfang mit dem recht flotten und ganz ausgezeichneten Melodic Rocker "Believer (Redux\" der in einigen wenigen Passagen an Bon Jovis "In These Arms" erinnert. Brock bewegt sich stimmlich zwischen eben erwähntem Jersey-Boy und, jawohl, Dann Huff. An zweiter Position findet sich der Titeltrack wieder - in gezügeltem Tempo entwickelt sich die Nummer über flächigen Keys hin zu einem Refrain, für den das Wörtchen "Ohrwurm-Charakter" geschrieben wurde. Noch 'ne Platitüde: Großes Kino!
Wie schon die ersten beiden Songs kann man sich das folgende "Never Surrender" locker als Kandidaten für eine Single-Auskoppelung vorstellen, fließen die Melodien doch geradezu in die Gehörgänge; wieder eine Nuance rockiger, etwa Tyketto-haftig. "Our Love" hingegen versucht sich als legitimer, balladesker Nachfolger für "I'll See You In My Dreams" und macht dabei gar keine schlechte Figur. Der Haken: die Melodie-Linien hat man in "Now You're Gone" vom 1989er Whitesnake-Output Slip Of The Tongue so schon mal gehört...
In "Prisoner Of Love" regiert anschließend Blues-getränkter Riff-Rock, ohne dass die Keys dabei untergehen, sondern stimmig die Melodie-Führung unterstützen. Auch der Whitesnake-Bezug geht nicht verloren. Sowohl Brock als auch Roth (Was ein Solo!) liefern hier einen erstklassigen Job ab.
"Two Worlds", das gänzlich aus dem Katalog Dann Huffs stammt, überzeugt dagegen auf seine Weise, was soviel wie einen Mix aus frühen Foreigner und Survivor vereint in einem Rocksong heißt. Klasse Backgrounds und ein dynamischer Zwischenteil steuern ihren Teil dazu bei, "Two Worlds Collide" zum klaren Anspieltipp zu machen. "Plenty Of Love" wäre dagegen eher im Glam Rock-Sektor anzusiedeln, fällt im Vergleich zum Rest zwar ein wenig ab, bleibt aber dennoch hörenswert. Ruhiger geht es wieder in "Through My Eyes" zu. Power Ballade, wie sie im Buche steht, die nicht nur im Titel Parallelen zu "When I Look Into Your Eyes" von Firehouse aufweist (von Hold Your Fire, 1992). Im Anschluss daran stellen sowohl die erdige Hard Rock-Nummer "I'll Wait For You" als auch der dritte Song im Balladen-Reigen "Dying To See You" Melodic Rock, wie er in den obersten Ligen angeboten wird, dar. Man staune nur bei den Soli und der Vocal-Performance.
Mit "Double Trouble" kehren Giant wieder in Bon Jovi-Gefilde zurück, genauer: der Track hätte nahtlos in die Liste der rockigeren Songs auf Keep The Faith eingefügt werden können und macht vom ersten bis zum letzten Ton richtig Laune, was noch in gesteigerter Form für "Complicated Man" gilt, wobei sich einem dabei jedoch ruck zuck der Gedanke - "Hot For Teacher" (Van Halen) is schon 'ne geile Nummer, gell? - aufdrängt. Das Ende von Promise Land kann dagegen mit dem Wah-Wah-jazzigen "Save Me" kaum überzeugen.
Well, diese Reunion hat Sinn gemacht, denn Promise Land ist bis auf "Save Me" rundum gelungen. Lediglich die oft zu offensichtlichen Querverweise zu bereits bestehenden Liedern bzw. Passagen daraus hindert den Rezensenten daran die Höchstnote zu zücken. Aber fast! Alle früheren Fans von Giant werden sich überschwänglich freuen, allen AOR- und Melodic Rock-Anhängern ist der Silberling wärmstens zum Kauf empfohlen und wer weiß, vielleicht landen Giant damit nach über zwanzig Jahren noch mal den ein oder andren Single-Hit. Potential wäre in Hülle und Fülle da.

Fuxx

5 von 6 Punkten

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