24 Headbänga online
Suche:
28.03.2024 Ektomorf
30.03.2024 Dark Easter Metal Meeting Tag 1
31.03.2024 Dark Easter Metal Meeting Tag 2
02.04.2024 Rauhbein
03.04.2024 Angelus Apatrida
03.04.2024 Pestilence
Reviews (10415)
Navigation
Artikel des Tages
Review:
Norikum

Interview:
Katatonia

Live-Bericht:
Bruce Springsteen

Video:
Loudrage
RSS RSS
Atom Atom
 

Review

CDs von Alicate kaufenZur Druckversion dieses ArtikelsDiesen Artikel als PDF speichern

Alicate - World Of Anger

Alicate - World Of Anger
Stil: Hard Rock, Power Metal
VÖ: 30. November 2009
Zeit: 44:51
Label: Forest Records (SWE)
Homepage: -

buy, mail, print

Brückenbauer ist ein ehrenwerter Beruf. Derjenige, der ihn wählt, wird gemeinhin mit der Aufgabe betreut, voneinander entfernte Punkte, Landschaften oder zivilisatorische Infrastrukturen miteinander zu verbinden, auf dass diese für die Allgemeinheit begeh- beziehungsweise befahrbar werden. In der schwedischen Band Alicate sehen wir Männer dieser Profession am Werk. Freilich hantieren Jonas Erixon (Voc., Git.), Fredrik Ekberg (Bass), Glenn Ljungkvist (Keys) und Jesper Perrson (Drums) nur im übertragenen Sinne mit steinernem, hölzernem oder (das schon eher) eisernem Rohmaterial, anderweitigen Baustoffen und Schalungen, ferner bedienen Presslufthämmer, fahren Planierraupen oder sitzen in Kränen. Ihre Utensilien und Gerätschaften sind rein musikalischer Natur und die brückenhaften Gebilde, die dabei entstehen, lassen Verbindungslinien aufscheinen, die zwischen 70er (etwa Purples Stormbringer) und 80er Hard Rock (Alcatrazz oder Impellitteri) und neueren Outputs (wie den Avantasia-Scheiben) gezogen werden. Mehr noch: auf World Of Anger werden jene Anleihen mit einer Portion Power Metal versehen und die Musiker schaffen es, (endlich ist man versucht zu sagen) ihre eigene Vergangenheit in die Gegenwart zu holen und ihre Mucke, die ihre Ursprünge Mitte/Ende der 80er hat (denn Alicate wurden bereits 1985 gegründet), auf CD zu verewigen. Denn aufgrund längerer Pausen und diverser Besetzungswechsel hatte es die Combo bis heute lediglich auf die Vinyl-Single The End/ Too Shy To Take It gebracht.
Die Welt voller Wut erhält ihre Genesis auf orchestralich-symphonische Weise. "Etacila Prelude" nennt sich das Intro, das einstimmt auf den eigentlichen Opener "Blame". Schnell kristallisiert sich heraus, dass die vier Ausgelernte ihres Berufs sind, die jeder für sich genommen Klasse am jeweiligen Instrument verkörpern. Im Midtempo-Bereich angesiedelt bietet der Track sämtliche etwaige Sound-Löcher deckende Key-Teppiche, einen hymnischen Chorus und krachende Eighties-Hard Rock-Riffs. Die ganz hervorragende Produktion, für die sich die Band selbst verantwortlich zeigt, trägt dazu bei, den Hörer sogleich für Alicate zu gewinnen. Im Anschluss daran gelingt es, mit dem Titelsong eine der besagten Brücken zu errichten, denn dieser hat reichlich Querverweise zu Kompositionen aus dem Hause Sammet wie "Sign Of The Cross" oder "Into The Unknown" zu bieten, sowohl was die kompositorische Machart als auch die entsprechende Power anbetrifft. Einen großen Anteil daran hat Sänger und Gitarrist Erixon, der auf Spuren eines Jorn Lande aber auch eines David Coverdale zu wandeln weiß, was soviel bedeutet wie: der Mann ist ein Meister seines Fachs. Viel Volumen und Tiefe - ordentlich Druck dahinter.
Mit "Dream On" begeben sich die Herrschaften in die gemäßigten Dio-Regionen. "Sacred Heart" (vom gleichnamigen Album) oder eventuell auch "The Last In Line" könnten zum Vergleich herangezogen werden. Die Klasse der zitierten Songs erreicht die Nummer jedoch nicht. Abwechslung zwischen groovender Strophe mit vielen versteckten und damit nicht aufdringlichen Key-/Orgel-Spielereien und einer flotten Bridge samt Singalong-Refrain im diesmal richtig geleckten 80er-Hard Rock-Dress gibt's danach in "Pray". Zweimal reingehört, bleibt die Nummer locker im Ohr hängen, bevor übergangslos zum Sprung in Richtung Power Metal angesetzt wird, denn das nachfolgende "Built On Dreams" wird von Anfang an durch Uptempo-Rhythmen angeschoben. Hier wird außerdem erstmals an mehreren Stellen im Lied zum flächendeckenden Gitarren-Solo ausgeholt, was Alicate gut steht. Wer beispielsweise "Sacrifice" von Edguy mochte, dem könnte auch "Built On Dreams" zusagen.
"Until The End" hingegen entpuppt sich als von Piano-Klängen getragene aber ein wenig unscheinbare Ballade, die ihre besten Momente in Form eines Streicherarrangements, das dem Refrain unterlegt wurde, gewinnt. Als Anspieltipp eignet sich jedoch viel eher der nächste Track. "Hello" vereinigt alle Stärken der Band: eingängige Melodieführung, virtuose Soli-Einlagen, ausgefeilte Key-Grundierung bei mäßigem Tempo. Thumbs up! Und auch der Follower "AinT the Place To Be", der in den Strophen vage an Whitesnakes "Slip Of The Tongue" erinnert, um in einen hymnischen Chorus hinüber zu gleiten, der von der Double-Bass Perrsons nach vorne getrieben wird, stellt sich als äußerst gelungen dar.
Noch flotter wird es darauf in "Don't Shut Me Out", der neben die schnelleren Nummern wie "Wolf To The Moon" und "Black Masquerade" vom 1995er Output der reformierten Rainbow - Stranger In Us All - zu stellen wären. Feine Gitarrenarbeit versteht sich bei solch einem Vergleich von selbst. Oben genannte Avantasia-Stücke, plus der gleichnamige Track vom ersten Teil der Saga kommen einem bei World Of Anger beschließenden "Farewell" in den Sinn. Sphärisch-getragene Strophen, spartanisch instrumentiert, wobei der Gast-Einsatz von Patrik Dahlin an der E-Harfe hervorsticht, Powerrefrain und ein schnellerer Zwischenteil, über den das Solo zum Besten gegeben wird, entlassen den Hörer mit der Überzeugung eine richtig starke Scheibe ergattert zu haben. Sollten Alicate es schaffen, ab nun kontinuierlich die uns allen wohl vertrauten metallischen Landstriche mit ihren Kompositionen zu bereichern, kann den Schweden eine glänzende Zukunft vorausgesagt werden. Der Auftritt auf dem 2008er Swedenrock könnte dabei den Anfang bedeuten, denn nach der Ansicht des Rezensenten ist die Band geradezu prädestiniert dazu, die Brücken, von denen eingangs die Rede war, zwischen älteren und jüngeren Fan-Generationen härterer Mucke aufzurichten. Für ganz knappe fünf Punkte reicht es schon mal.

Fuxx

5 von 6 Punkten

Zur Übersicht
Zur Hauptseite

Weitere Berichte und Infos
Weitere Reviews

© www.heavyhardes.de