Review

Nanu, die medikamentöse Behandlung des Patienten Aborted scheint angeschlagen zu haben. Statt wie früher in der guten alten Zeit goregrindenderweise Badewannenrationen Blut, Gedärm, Kot und Mösen zu besingen scheinen die Belgier neuerdings die Zivilisation für sich entdeckt zu haben. Melodien, wo früher nur Gerumpel und Gehämmer war: die Entwicklung, die schon auf dem Vorgängeralbum Goremageddon zu bestaunen war, setzt sich auf Archaic Abbatoir logisch und konsequent fort. Aborted haben sich klammheimlich zu verdammt guten Songwritern gemausert.
Stellenweise fast schon atmosphärisch ("The Gangrenous Epitaph"), clean und melancholisch ("Threading On Vermillion Deception") oder rockig mit einem dezenten Hang zur Fröhlichkeit ("The Inertia", Riesennummer!): Überraschungen gibt es hier noch und nöcher. Glücklicherweise haben sich Aborted den akustischen Sadismus und Schallterror weitgehend bewahren können. So heftig wie auf "Purity Of Perversion" oder "Engineering The Dead" geht es zwar nicht mehr zu, ordentlich geballert wird aber weiterhin, eben nur mit einem dicken Schuss mehr Endphasencarcass und technischem Können. Und vor allem einer mächtigen und druckvollen Produktion, die einen guten Teil der Power dieses Albums ausmacht.

Aborted sind 2005 reifer, präziser, teils auch besser als noch zu Anfangstagen... andererseits aber auch nicht mehr so ganz wirklich Aborted. Der herrlich stumpfe Charme der frühen Alben (am besten noch bei "A Cold Logistic Slaughter" eingefangen) wird mir jedenfalls eindeutig fehlen. Das macht Archaic Abbatoir objektiv aber keinen Deut schlechter, daher auch fünf Punkte.

P.S.: Apropos Zivilisation: Die Limited Edition kommt mit einer tollen Box voller Zehennähel, Haare und anderen äußerst sinnvollen und für jedes richtige Gewürzboard unverzichtbaren Utensilien. Wer aber bei mir bestellt, kriegt ohne Aufpreis noch ein paar alte Sackhaare, den Eiter meines letzten ausgedrückten Pickels und das Mystery Fun Pack mit drei Körperflüssigkeiten meiner Wahl Gratis dazu! Mannmannmann...

Erinc

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