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The Roxx - IRONic TRUTH

The Roxx - IRONic TRUTH
Stil: Heavy Metal
VÖ: 13. November 2009
Zeit: 41:51
Label: Rockville Music
Homepage: www.theroxx.info

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The Roxx als ausdauerndes, wandlungsfähiges, metallisches Underground-Phänomen zu betiteln ist mit Sicherheit keine Übertreibung. Im Falle der Münchner Szene-Heroen, die sich 2009 in der Besetzung Billy Itch (Voc.), Bernd Intveen (Git.), Fred Sudden (Drums) und Chilli Beanham (Bass, Billy's me[n]tal brother and alter ego... ?) präsentieren, lohnt sich anlässlich des neuen Outputs IRONic TRUTH ein kurzer Schwenk in die bewegte Historie der Band.
Gegründet bereits 1984 und verwurzelt in der NWOBHM zeichneten sich die Mannen rund um Mastermind Itch von Anfang an durch ihre soundtechnische Experimentierfreudigkeit, beißend-provokante Texte voller Ironie und extravagante Bühnenshows aus (1988 verwendete beispielsweise der Drummer nur ein einziges Becken, angebracht hinter seinem Kopf, während der des Bassers, gestylt als Androide, während der Shows zum Platzen kam). Selbst der Schicksalsschlag, den die Combo ereilte, als 1989 ihr Gitarrist Animale verstarb, erschütterte The Roxx nur kurzzeitig (das Album Chills Down Your Spine aus dem selben Jahr ist bis heute unveröffentlicht, genauso wie Dominator von 1995, da Grunge-Zeit) und so konnten Alben wie Watch Us Cum (1988), Sex&Roxx&Rock'n'Roll Pt. I und II (1990) oder No Sole Messiah (1992) achtbare Szene-Erfolge feiern, ohne dass es jedoch je zum großen Durchbruch reichte. Den Erosionen in der Musiklandschaft war eine elf-jährige Auszeit geschuldet, bevor The Roxx 2006 wiedererstarkt ihre Trigger/RIP-EP unters Volk brachten, gefolgt vom exzellenten Comeback-Album Unleash Your Demon (2007). Der Rezensent konnte sich letztes Jahr auf gemeinsamen Shows mit Graham Bonnet, genauso wie den Pretty Maids davon überzeugen, dass das Quartett und vor allem Billy Itch selbst über die Jahre nichts an live-haftiger Durchschlagskraft und Charisma eingebüßt haben - ganz im Gegenteil. Nun also IRONic TRUTH.

Den Opener gibt dabei "I Found God", ein Hybrid aus Power Metal-Arrangement und Old School-Spirit a'la Manilla Road (zu Crystal Logic-Zeiten), der durch seine beschwörend-eingängige Melodieführung besticht. Warum allerdings die Snare quasi als Metronom eingesetzt wurde und in reinster Monotonie den kompletten Song hindurch die ganzen Taktschläge durchhämmert, bleibt kompositorisches Geheimnis. Ist wohl als Gimmick gedacht, wirkt aber letztlich doch ein wenig befremdend. Daran schließt sich der mächtige Midtempo-Brecher "The Epiphany (Revolt)", der manche Parallelen zur letzten (umstrittenen) Priest-Scheibe Nostradamus aufweist, was hier jedoch einen positiven Eindruck hinterlässt. Eine kleine Hymne ist The Roxx mit "Stake For The Pope" gelungen, das durch einen mitsing-kompatiblen Refrain zu glänzen weiß und ohne jeden unnötigen Zierrat auskommt. Ein richtig geiler Metal-Song im Stile fast vergessener Helden wie Blade Runner oder Spartan Warrior.
"If Time Stood Still" ist dagegen eher über ein klassisches Hardrock-Riff gespannt, besitzt ebenfalls einen wohl geformten Chorus und außerdem eine schön derbe Bass-Produktion, plus Power-Solo und Mitgröl-Part. Im darauffolgenden "Knock On Metal (Stop To Pigeon Hole Somebody)" wenden sich die fast sarkastisch anmutenden Lyrics gegen alle Art von Schubladendenken in der Szene. Darüber hinaus ist das Ganze zum wiederholten Male in klassische Strukturen verpackt, so dass auch hier der hymnische Faktor in den Vordergrund rückt und das Album Pluspunkt um Pluspunkt sammelt.
Der Stampfer "Jack Plug Safe", der laut Liner-Notes, die im Promo-Material jedem Song angefügt wurden, "die Zukunft als HIV-Horrorszenario" beschreibt kann dagegen das hohe Niveau der ersten Hälfte der Scheibe nicht halten. Aber schon in "I Love To Hate", das in bester Grave Digger-Manier nach vorne schiebt und im Mittelpart durch den Einsatz von Geige und Cello bzw. weibliche Gesangsunterstützung durch Mrs. Itch überrascht, zeigt die Kurve wieder nach oben. Genauso darf "No Scruple No Shame" auf der Habenseite verzeichnet werden, das streckenweise an "No More Tears" eines gewissen Herrn Osbourne erinnert, einen Dudelsack beherbergt und kurzzeitig durch eine Instrumental-Einlage in orientalische Gefilde entführt. Der Sado-Maso-Hardrocker "By The Crack Of The Whip" wirkt im Vergleich dazu eher blass, bevor "Father", das gemächlich beginnt, im Verlauf aber durch abgehacktes Riffing, Akustik-Gitarren-Segmente und Cello-Melodieführung eine beachtenswerte Eigendynamik entwickelt, IRONic TRUTH beschließt.

The Roxx ist damit ein kompaktes Album mit einigen Highlights gelungen, das Genre-übergreifend Gefallen finden könnte, denn ganz nach der Intention von Mr. Itch lässt sich die Band auch im Jahre 2009 kaum in irgendwelche Schubladen pressen und scheint ihren Weg unbeirrt fortzuführen. Den Universal-Stempel "Heavy Metal" darf man der Scheibe dennoch im positiven Sinne aufdrücken und auf die Live-Umsetzung des Liedguts darf gespannt gewartet werden. Lediglich zwei, drei Füller, die streckenweise den nötigen Druck vermissende Gitarren-Produktion und das Rätsel aufgebende Cover (Baumrinde?) drücken die Wertung bis in den oberen/obersten Vierer-Bereich.

Fuxx

4 von 6 Punkten

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