23 Headbänga online
Suche:
Reviews (10415)
Navigation
Artikel des Tages
Review:
Theatres Des Vampires

Interview:
Acid Milk

Live-Bericht:
Narsil

Video:
Leaves' Eyes
RSS RSS
Atom Atom
 

Review

CDs von Bornholm kaufenZur Druckversion dieses ArtikelsDiesen Artikel als PDF speichern

Bornholm - March For Glory And Revenge

Bornholm - March For Glory And Revenge
Stil: Black Metal
VÖ: 26. Oktober 2009
Zeit: 46:14
Label: Vic Records
Homepage: www.bornholm.hu

buy, mail, print

Im in seiner Gesamtheit höchst anzweifelbaren Büchlein "Lords Of Chaos" (Michael Moynihan; Original 1998), das sich bekanntlich mit den Anfängen der zweiten Black Metal-Welle in Norwegen respektive deren Auswüchsen beschäftigt, finden sich mehrere Interviews mit Protagonisten der ersten Stunde, die bisweilen aufhorchen lassen. So beispielsweise im Falle Ihsahns, seines Zeichens Fronter der Vorreiterband Emperor: "Die Leute sagen, dass Satanismus und Black Metal zerstörerisch seien, aber das Gegenteil ist wahr. Sie sind kreativ, weil es dabei nur um dich geht, um dich allein, und um die, die dir wichtig sind. Um auf diese Ebene zu gelangen, musst du das Alte niederreißen, um Platz für all die neuen Eindrücke zu schaffen. Wenn man sich in den Black Metal hineinstürzt, stürmen so viele Eindrücke auf einmal auf einen ein, dass es schwierig sein kann damit umzugehen." Meines Erachtens gelingt solches heutzutage pro Jahr höchstens einem halben Dutzend Bands, allerdings abzüglich diverser Outputs, die nur in Szene-Kreisen einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangen dürften. Bornholm aus Budapest in Ungarn gehören dieses Jahr auf diese (zugegebenermaßen subjektive) Liste, denn von Anfang an gelingt es den feinen Musikern Thorgor (Voc.), Vozargh (Git.), Sahsnot (Git.), D (Drums) und Saterion (Bass) mittels ihrer durchdachten Kompositionen auf ihrer neuen Scheibe March For Glory And Revenge eine bitterkalte Atmosphäre zu kreieren, die den Hörer auf eindruckvolle und dabei privatime Art und Weise an oder in den Ort des Geschehens - die Karpaten - zu versetzen vermag.
"Reconquering The Carpathians", so der Name des akustisch-sphärischen Intros, leitet dabei über in "Call Of The Heathen Horns", das sogleich ein Riffgewitter der Extraklasse über den Hörer niedergehen lässt. Die kehlig-kraftvollen und alle Szene-Anforderungen abdeckenden Vocals lassen sich am ehesten mit dem Organ Nattefrosts (Carpathian Forest - aber klar doch...), um eine Nuance an Volumen gewachsen, vergleichen und die allseits transparente Produktion trägt ihren (wesentlichen) Anteil zum mächtigen Einstieg ins Album ein. Und dieser kann in "From The Blackness Of Aeons" tatsächlich getoppt werden. Blastbeat-Parts treten hier mit hymnischen Melodie-Leads in oben zitierte Eindrücke erschaffende Wechselwirkungen. Keine Sekunde im Song gerät man in Gefahr wegzuhören. Dieses Lied sollte sich jeder Black-Fan wenigstens einmal zu Gemüte geführt haben, und ich kann fast garantieren, dass derjenige vom Bornholm-Spirit sofort gefangen genommen wird. Gleiches gilt für "Mournful Hymns", wobei hier der Pagan-Anteil ein wenig in die Höhe geschraubt wird, ohne dass dabei auch nur ein Akzent an Schwärze verloren geht. Dafür sorgt Thorgor und erneut die Blastbeats am Ende. "So klangen Naglfar zeitweise auf ihrem wegweisenden Output Vittra", kommt einem beim folgenden "Where The Light Was Born (Thule Ultima A Sole Nomen Habens)" in den Sinn, auf dem Highspeed-Gebolze im Vordergrund steht, unterlegt mit Hörnern und aufgelockert durch heidnische Männergesänge im Lagerfeuer-Mittelpart, der aber lediglich Durchgangsstation zum infernalischen Uptempo-Ende darstellt. Nahtlos wird so der Übergang zu "Light Burst Into Flames On The Horns Of Baphomet" geschaffen, das somit beginnt wie der Vörgänger aufhörte: exaktes Höllen-Drumming, surrende Gitarren und später komplexe Solo-Einlagen über einem groovenden Zwischenteil. In "Deconsecrating The Spear Of Destiny" wagen sich Bornholm an eine instrumentale Variation eines Stückes des Komponisten Robert Cseh, das durchaus ins bisherige Gesamtbild des Albums passt, aber letztlich doch ein paar Minuten zum Durchpusten lässt. Ist auch nötig, denn im Anschluss findet sich eine weitere Perle auf March For Glory And Revenge, die im Vergleich zu den vorherigen Nummern größtenteils in einem eher gemächlichen Schritttempo zelebriert wird und auf den Titel "Towering Clouds Over The Fields Of Carnuntum" hört - allerdings gibt es auch hier zum Finale noch mal ordentlich Double-Bass-Attacken und nicht zuletzt muss das exzellente Main-Riff erwähnt werden, das dem Song seinen innovativen Anstrich zu verleihen vermag. "The peace of time ... will be shattered by my cry ... under the edge of my blade ... the world turns out of itself." So die letzten Sätze, ausgespuckt über das vor innerer Dynamik strotzende Outtro "Dreams Of Ages". Damit wäre der Bogen zum einleitenden Ihsahn-Zitat geschlagen.
Black Metal kann sich zunächst auf gänzlich subjektive Weise gegen das Alte, Überkommene richten, indem er dem Komponisten als Ventil dient. Der Clue dabei ist seine Spielart so zu gestalten, dass der Hörer vage in den Vorstellungshorizont des Musikers vorzudringen vermag und dennoch genügend Freiheit geschaffen wird, um diesen sein eigenes Bild zeichnen zu lassen. Solches gilt nun zwar für viele Musikstile und Genres, den Unterschied im Black-Bereich machen jedoch die von vornherein extremen Grundvoraussetzungen. Bornholm gelingt es nun vortrefflich diese Verbindung zum Liebhaber schwarzmetallischer Klänge (und wohl nicht nur zu diesem) herzustellen und über das gesamte Album hin aufrecht zu erhalten. Nicht unbedingt Corpsepaint oder Selbstverstümmelungsorgien machen also die Szene immer noch interessant, sondern die eben auch heute noch von Zeit zu Zeit anzutreffende, konsequente musikalische Umsetzung des Satzes von Ihsahn - "Black Metal wollte sich gegen die Gesellschaft stellen, eine Konfrontation mit allen normalen Dingen sein." In diesem Falle ist die Höchstnote allemal gerechtfertigt.

Fuxx

6 von 6 Punkten

Zur Übersicht
Zur Hauptseite

Weitere Berichte und Infos
Weitere Reviews
Nächstes Review: Infinite Horizon - Dominion
Vorheriges Review: The Final Harvest - The End

© www.heavyhardes.de

 

Notice: Undefined offset: 0 in /kunden/101209_82152/heavyhardes/webseiten/index.php on line 459

Warning: A non-numeric value encountered in /kunden/101209_82152/heavyhardes/webseiten/index.php on line 487