11 Headbänga online
Suche:
28.03.2024 Ektomorf
30.03.2024 Dark Easter Metal Meeting Tag 1
31.03.2024 Dark Easter Metal Meeting Tag 2
02.04.2024 Rauhbein
03.04.2024 Angelus Apatrida
03.04.2024 Pestilence
Reviews (10415)
Navigation
Artikel des Tages
Review:
Norikum

Interview:
Katatonia

Live-Bericht:
Bruce Springsteen

Video:
Loudrage
RSS RSS
Atom Atom
 

Review

CDs von Slik Helvetika kaufenZur Druckversion dieses ArtikelsDiesen Artikel als PDF speichern

Slik Helvetika - Hafnium

Slik Helvetika - Hafnium
Stil: Heavy Metal
VÖ: 23. Oktober 2009
Zeit: 37:04
Label: SAOL
Homepage: -

buy, mail, print

Hafnium! Schon gehört? Nein? Zunächst stellt "hafnia" die alte lateinische Bezeichnung für die dänische Metropole Kopenhagen dar, in der in den Zwanzigern Dirk und Georg von Hevesy ihre Forschungen zur Erkundung des chemischen Periodensystems betrieben. 1923 entdeckten die beiden ein hochglänzendes, relativ weiches Schwermetall, von dem zwei Modifikationen bekannt sind. Oberhalb von 1760°C geht hexagonal flächenzentriertes a-Hafnium in kubisch raumzentriertes b-Hafnium über. Alles klar? Die Schmelz- und Siedetemperaturen sind sehr hoch und bei sehr tiefen Temperaturen ist Hafnium supraleitend. Metall ist ja schon mal nicht verkehrt.

Auf den Namen Hafnium hört nun die Neuveröffentlichung der aus Pennsylvania stammenden Formation Slik Helvetika, die 2004 von den ehemaligen Destroyer-Mitgliedern Mik Myers (Voc., Git., Keys), Mark Bennet (Drums) und Kjell Benner (Bass) ins Leben gerufen wurde. Besieht man sich nun die Anfangsverse des Titelsongs, so erscheint die Namenswahl schon einleuchtender: "As the skies open wide and the seasons collide, / we are one. / In the absence of time all is one all is mine, / all is none." Interpretierend mit Friedrich Hölderlin im Hinterkopf gehen zu bestimmten Zeiten Lebensalter ineinander über - sowohl was die Menschheitsgeschichte im Allgemeinen betrifft, als auch im ganz subjektiven, persönlichen Bereich - bestimmt von einer allumfassenden Einheit. So widmet Frontman Myers den Track seinem verstorbenen Vater und verknüpft in den Lyrics auf herausragende Art und Weise die Überzeugung, dass alles dem Prinzip kollektiver Veränderung und Übergängen an Scheidewegen unterworfen ist, mit eigenen Erfahrungswerten. "Das Werden im Vergehen" nannte solches oben erwähnter Dichter. Aber nicht nur auf lyrischem Gebiet bewegt sich Hafnium bisweilen auf hohem Niveau, sondern eben auch auf musikalischem Sektor. Heavy Metal der durch die (nie verkehrte) 80er-Schule gegangen ist, angelehnt an solche Größen wie Vicious Rumors, die im Opener "Mysery" durchschimmern oder tatsächlich auch Mötley Crüe, wie im zweiten Stück "Money Tree" (allerdings ist der Anfang fast 1 zu 1 von "Girls, Girls, Girls" adaptiert), das sich schnell in die Gehörgänge zu fräsen weiß. Die Sänger der beiden genannten Referenztruppen - Carl Albert (R.I.P.) und Vince Neil - können zur Beschreibung der Stimmlagen, in denen sich Myers bewegt, vergleichsweise herangezogen werden. In "Heal Me" wird zwar der Crüe-Einschlag beibehalten, der Ohrwurmfaktor des Vorgängers kann dabei jedoch nicht mehr auf dem gleichen Level gehalten werden. "Burned" macht da schon wieder mehr Laune, dreht sich ums Sprichwort "Ein gebranntes Kind scheut das Feuer", leiert allerdings ein wenig in den Strophen. In "Yourself" wird dagegen wieder auf Kickstart (mit lustigem Fingerschnippteil am Ende) gesetzt und es stellen sich unweigerlich Parallelen zu Rumors' "Don't Wait For Me" ein. Dieser Mötley-Rumors-Mix mit durchdachten Texten versprüht nach und nach immer mehr Eighties-Charme - so auch im schon ins Spiel gebrachten Titeltrack, der in der Nähe von "Against The Grain" (von Vicious Rumors' Word Of Mouth) zu suchen wäre. Daran schließt sich "Reign" mit Klatsch- bzw. Publikumsanimationsteil, das locker auf New Tattoo (Crüe; 2000) einen Ehrenplatz gefunden hätte. "Wide" bietet erneut einen feinen Chorus, nervt aber in den Strophen mit unnötigen Vocal-Effekten. Entsprechend der Zeilen "Life tried hard to make a fish of me / Mortal rules have only hooks for fools / I don't need to be baptized / hypocracy now capsized" tritt das Zwischenspiel "Fremo Gehirn Fressen" und der anschließende "Cadaver" in aggressiver gehaltenen Kleidern auf, können den Rezensenten jedoch in keinster Weise so sehr für sich gewinnen wie das letzte Stück "King Of Nowhere". In selbigem schließt sich an die unterschwellig wütend brodelnde Strophe ein dissonanter Refrain, der in klassisches Solo-Gut übergeht.
Da wären wir nunmehr wieder bei den Übergängen angelangt. In produktionstechnischer Hinsicht ist anzufügen, dass jene nicht ganz nahtlos von den 80ern ins Jahr 2009 geschafft werden - und das obwohl mit dem mehrmals für den Grammy nominierten Experten David Ivory zusammen gearbeitet wurde. In erster Linie Vocals und Drums hätten hierbei durch vermehrte Rückgriffe auf Praktiken vergangener Dekaden (Delays, Chorus-Effekte) weitaus besser dastehn können. Oder versteckt sich hier vom Rezensenten nicht erkannte Modernität? Darauf bezogen kann noch mal Hölderlin und seine Elegie "Heimkunft. An die Verwandten" konsultiert werden, wo es heißt: "Denn bacchantinischer zieht drinnen der Morgen herauf. / Denn es wächst unendlicher dort das Jahr und die heilgen / Stunden, die Tage, sie sind kühner geordnet, gemischt. / Dennoch merket die Zeit der Gewittervogel und zwischen Bergen, hoch in der Luft weilt er und rufet den Tag." Der vorhandene Wille zur Innovation seitens Slik Helvetika, der Gute Laune-Faktor der meisten Songs, verbunden mit lyrischem Ehrgeiz und verpackt in letztlich edlem metallisch glänzenden Geschenkpapier rechtfertigen somit alles in allem locker vier mit der Tendenz zu fünf Punkten.

Fuxx

4 von 6 Punkten

Zur Übersicht
Zur Hauptseite

Weitere Berichte und Infos
Weitere Reviews

© www.heavyhardes.de