Review
Resonance Room - Unspoken
Ein Friedhof im Nebel, eine blattlose Trauerweide, im spärlichen Schatten ihrer krummwüchsigen Äste betroffene Menschen - ich gehe mal davon aus, dass sich hinter Resonance Room nicht unbedingt eine fröhliche Power Metal-Combo verbirgt. Wie zu erwarten war, beginnt das Debüt Unspoken der sechs Italiener mit schwermütigen Pianoklängen und klagend gesungenen Zeilen. Doch urplötzlich stören treibendes Schlagzeug und komplexe Gitarrenmelodien die angestimmte Elegie. Und das ist auch die Grundidee der jungen Band Resonance Room: nämlich eine Mixtur aus verträumtem Gothic Metal mit jeder Menge progressiven Einschüben zu kreieren.
So findet sich der Hörer in ein Wechselbad der Emotionen gestürzt. Auf der einen Seite stehen angenehme, zurückhaltende Melodien über verträumten Versen, vorgetragen mit warmer Männerstimme. Auf der anderen Seite regiert auch gerne mal die Abrissbirne, hohes Tempo wird an den Tag gelegt und bisweilen gesellen sich auch tiefe Grunts zu der technisch anspruchsvollen Gitarrenarbeit. Es scheint, die Musiker schwanken zwischen Verzweiflung, Zorn und Melancholie und lassen ihren Gefühlen freien Lauf. Nicht selten erinnert das Gehörte an Katatonia oder Anathema, ist in Summe aber doch progressiver ausgefallen.
Leider verliert sich mit der Zeit die Spannung dieses stetig wiederkehrenden Wechselspiels und die Songs beginnen, ein Stück weit vorhersehbar zu werden. Das soll aber nicht davon ablenken, dass Unspoken für eine knappe Stunde angenehmer und anspruchsvoller Unterhaltung steht - der richtige Soundtrack für den Herbst mit all seinen Farben und Facetten.