Review
Gallileous - Ego Sum Censore Deuum
Au weh - was ist das nun wieder für eine Angelegenheit, die den Weg in unsere Redaktion mit so massiver Verzögerung gefunden hat? Gallileous aus Polen bezeichnen sich selbst als die Kritiker Gottes (Ego Sum Censore Deuum) und tragen uns ihre Rüge am Allmächtigen und der katholischen Kirche in zehn teils überlangen Kompositionen vor.
Wer nicht auf ultra langsamen Funeral Doom steht, sollte es dann auch dabei belassen, sich mit dem edlen und detailverliebten Booklet zu befassen. Ferner wird vom Konsum dieser Ware allen abgeraten, die zurzeit mit ihrem Leben ganz zufrieden sind und es irgendwie geschafft haben, mit einer positiven Einstellung ihren Alltag zu bewältigen. Die eher depressive Audienz dürfte sich dagegen in ihrer Haltung noch bestätigt fühlen.
Mysteriös klingt der Introitus, ist voller verzweifelter Schreie und bildet den Auftakt für eine Orgie aus Schmerzen, Leid und Trauer. Ein dichtes Gespinst aus Synthesizern liegt über den folgenden Kompositionen, stellt die Melodien und lässt die ohnehin recht schwach produzierte Saitenfraktion über weite Strecken völlig in Vergessenheit geraten. Das mag natürlich auch daran liegen, dass man zwischen zwei Anschlägen problemlos mal eben zur nächsten Tanke fahren und sich eine Gute-Nacht-Halbe organisieren kann. Dieser Schlummertrunk wäre angesichts der gemütlichen Klänge zwar gar nicht mehr nötig, doch reißen einen die qualvoll ins Mikro geschrienen, im Black Metal wurzelnden Vocals dann doch immer wieder aus dem Dämmerschlaf. Was haben die Musiker während der Aufnahmen nur mit dem Kerl angestellt, der sich für die "torture scraems" verantwortlich zeigt... ihm die Fingernägel ausgerissen? Zum Glück besteht ein Gegenpol in Form tiefer Growls, geflüsterter oder auch gesprochener Verse, die die Angelegenheit ein wenig erträglicher machen.
Die-Hard-Doomster, die selbst vor Abgründen wie Longing For Dawn und ähnlichen Konsorten nicht zurück schrecken, sei Gallileous wärmstens ans trauernde Herz gelegt. Und wie heißt es doch so schön: auch der Schmerz will seinen Ausdruck haben.