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Night Ranger - Rockin' Shibua 1997

Night Ranger - Rockin' Shibua 1997
Stil: Melodic Rock
VÖ: 19. September 2008
Zeit: CD1: 45:20 - CD2: 44:30
Label: Frontiers Records
Homepage: www.nightranger.com

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Der Japaner an sich mag ja Stromgitarren. Das kann man studieren und muss dabei noch nicht mal nach Tokio fahren: jede Schwermetallband von einigem Rang und Namen nimmt im Land der aufgehenden Sonne eine Live-Scheiblette auf. Item: unsere Hannoveraner mit den spaßigen Tokyo Tapes, die Solinger Kollegen mit der Live in Japan-EP, Ozzy mit Live At Budokan, Judas Priest gleich zweimal (Unleashed In The East und Rising In The East). Die feine Tradition reicht bis in die 70er zurück: die üblichen drei Songs im Rahmen eines 150-Minuten-Auftritts bannten Deep Purple mit Made In Japan auf Vinyl. Das funktioniert übrigens auch auf der Melodic Rock-Schiene ganz famos: Cheap Trick koppelten aus dem Live-Album At Budokan sogar ihre Smash-Single "I Want You To Want Me" aus.

Diese Vorliebe für asiatische Locations liegt wohl daran, dass die Japaner steil gehen, sobald ein Riff erklingt, und immer eine Bank für zünftige Live-Stimmung sind. Das nutzen oftmals auch Bands, bei denen in America oder Old Europe nicht mehr ganz so viel geht. Die alten Recken von Night Ranger sind auf jeden Fall wohl Langfristinvestoren, denn sie setzen ganz massiv auf die aufstrebenden Tigermärkte und die japanische Freihandelszone: schon anno 1990 brachten sie Live In Japan raus (wobei das eher ihre Plattenfirma war, die Band an sich existierte zu diesem Zeitpunkt gar nicht) und ließen dann als lokales Release in Nippon 1997 noch Rock In Japan nach. Nun folgt also als weiteres Angebot in dieser Serie die vorliegende Doppel-Veröffentlichung, auf der Jack Blades, Kelly Keagy und ihre Freunde (als Live-Keyboarder übrigens wie immer Michael Lardie von Great White) ein buntes Feuerwerk ihrer alten Hits abbrennen.

Überraschendes gibt es dabei nicht zu vermelden: Night Ranger machen auch anno 2007/2008 blitzsauberen, melodischen Rock, wobei die Werkschau auch einer kleinen Geschichte der Band gleichkommt. Da finden sich die älteren, rockigen Stücke wie natürlich das unvermeidliche "(You Can Still) Rock America", "Don't Tell Me You Love Me" und auch neuere Nummern wie "Tell Your Vision", auf denen Night Ranger zu ihren ursprünglichen Hard Rock-Sound zurückgekehrt sind. Dominiert wird der Gig aber von den balladesken Würfen der Kollegen, für die sie sich in den 80er Jahren viel monetären Erfolg gönnen, aber auch hämische Kritik als schablonenhafte Poser einhandeln durften: "Goodbye", "Sentimental Street", das kommt teilweise akustisch daher und klingt, als ob man anno 1988 in Aschaffenburg (das ist in Unterfranken) im Kino Apollo 3 (Sitzplätze: ca. 20) weilt. Vielleicht kommt das daher, dass Night Ranger von ihrer damaligen Plattenfirma MCA immer mehr in die kommerzielle Schmuse-Ecke gedrängt wurden und daher auch auf so manchem Soundtrack typischer 80er-Teenie-Filme zu finden waren, so etwa mit "The Secret Of My Success", einem Vehikel für Michael J. Fox, dem sie den Titelsong liehen. Im allgemeinen Bewusstsein werden sie allerdings wohl immer mit einem Song verbunden sein: "Sister Christian", ihr größter Hit aus dem Jahr 1983, holte sie ja dank seines Erscheinens auf dem Soundtrack von Boogie Nights 1997 aus der Versenkung. Um ganz offen zu sein: ich mochte den Song nie, und auch in der Live-Fassung wird er nicht besser. Die Strophen sind zugegebenermaßen hervorragend, aber der Refrain passt hinten und vorne nicht. Außerdem singen sie nach wie vor irgendwas das klingt wie "Motörhead - what you're trying to say". Und der Inhalt - Mädels, wartet auf Mr. Right, habt ja keine Eile mit den Jungs - ok, assklar, Freunde. So möchte ich denn die waghalsige These aufstellen: dieses Stück mag den Erfolg der Kombo begründet haben, aber ohne die Nummer wäre vielleicht die immergleiche Wendung zur Schmuseballade nie erfolgt, und man hätte sich gegebenenfalls eher auf die wahren Qualitäten der Band im Hard Rock besonnen. Zu welchen Großtaten sie da fähig sind, zeigt z.B. das herausragende "Eddie's Coming Out Tonight": hier stimmt Atmosphäre, Schmiss und Härte.
Was bleibt, ist ein guter Querschnitt durch das Schaffen der Herren, aber auch eine kleine Ahnung von Dingen, die hätten sein können.

Holgi

5 von 6 Punkten

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