Review

Soso, als Deutschlands Antwort auf Dream Theater wird Ivanhoe also angepriesen. Mal schauen, was uns auf dem neuen Werk der modernen Kreuzritter erwartet. Der Titel Lifeline und das ansprechende Coverartwork, das eine Art Engel oder Elfe vor den Cheops-Pyramiden zeigt, versprechen auf jeden Fall schon mal sehr viel. Was man definitiv braucht, um sich in die Welt von Ivanhoe zu versenken, ist Zeit. Mit mal schnell in den Player schmeißen und losrocken ist es nicht getan. Viele der düster-episch gehaltenen Songs wirken beim ersten Durchlauf sehr sperrig, langatmig und fast bieder. Die Zeit sollte man sich aber unbedingt nehmen, denn nach mehrmaligem Rotieren der Scheibe fangen die Stücke langsam, aber sicher an, eine fast hypnotische Anziehungskraft auszuüben. Diese Zweidimensionalität spiegelt sich auch in der Musik wider, in welcher aus unscheinbaren Songs wie "Angels Hologram" oder "Mad Power" urplötzlich unterschwellige, mysteriöse Stimmungen entstehen, die einem durchaus ein kaltes Schaudern über den Rücken jagen können. Der Sänger Mischa Mang, der ganz nebenbei auch bei den Münchner Proggern von Dreamscape das Mikro schwingt, ist ganz zweifellos ein unglaubliches Gesangstalent, das es hervorragend schafft, seine Stimme an die durchdachten Prog-Rock-Stücke anzupassen und diese mit seinem emotionalen Gesang zu prägen.

Ivanhoe gehen mit Lifeline einen sehr eigenen, eigentlich überhaupt nicht an Dream Theater angelehnten, verschlungenen Weg. Selbst wenn in ähnlichen Gefilden gewildert wird, besteht zu keinem Zeitpunkt Verwechslungsgefahr mit den Kollegen LaBrie & Co. Dass die Musiker allesamt ihr Metier vorbildhaft beherrschen, muss ich wohl gar nicht erst extra erwähnen. Ivanhoes Lifeline sollte jeder Prog-Fan mindestens mal probehören...

Sebbes

Zur Übersicht
Zur Hauptseite