Review
Midnite Club - Circus Of Life
Also, die Söhne Rödelheims verheißen ja nix Gutes, das wusste schon Urban Priol, der den Front"mann" sinnigerweise als Seierer aus Mannem bezeichnete. Dennoch zeichnet der Schlagzeuger und Sohnemann Bernd Herrmann verantwortlich für die Rhythmusarbeit auf dieser Scheibe. Besser bekannt ist uns da schon der zweite Gaststar: der emsige Carsten Schulz, seines Zeichens Shouter bei den deutschen Melodic-Helden Evidence One, veredelt mit seinem Organ das vorliegende Werk.
Um es etwas konkreter zu machen: Midnite Club sind das Kind des Guitarrenhelden Steffen Seeger, der schon 2003 mit dieser Kombo und ihrem Debut Running Out Of Lies für gehobene Augenbrauen sorgte. Die Stilrichtung des Mitternachtsvereins ist gänzlich unverkennbar klassischster Hardrock, der durch die üppigen Keyboard-Beigaben in der nächsten Nähe von so erhabenen Größen wie Whitesnake und späten Rainbow steht.
Es wäre vermessen zu erwarten, dass das jetzt den Innovationspreis des Max-Planck-Institutes reißt - aber darum geht es ja gar nicht: hier geht es um einen gut gemachten Beitrag zu einem Genre, das man als Freund traditioneller Klänge einfach schätzen muss. Und in diesem Spannungsfeld erledigen sie ihre Aufgabe hervorragend: die Songs sind durchweg stimmig, die Melodien griffig, die Atmosphäre dicht, und dass Carsten Schulz ein kompetenter Mikro-Schwinger ist, darüber dürfte ja wohl kein Wort zu verlieren sein. Auch Herr Herrmann bearbeitet die Felle sehr anständig, so dass Hoffnung besteht, er möge auf den rechten Weg kommen. Vom Opener "Circus" über "Promises Remain" oder "Shelter From The Storm" hat fast jeder Song das Zeug zum veritablen Ohrwurm. Kurzum ein gelungenes Werk, das durch die wohligen Keyboard-Einsätze immer wieder einzunehmen weiß.
Und dann, so ganz unerwartet, ziehen sie noch ein echtes Ass aus dem Ärmel. Nichtsahnend hört man sich so durch, und plötzlich denkt man, das kennt man doch. So richtig einsortieren kann man es aber erst mit den ersten Textzeilen - "Revvin' up your engine, listen to her howlin' roar - metal under tension, beggin' you to touch and go" - jawohl, sie bringen eine astreine Coverversion des alten Gassenhauers "Danger Zone"! Mitsamt zünftigen Keyboards. Und schon ist man wieder 17, sitzt im Kino und will mit Goose und Maverick durch die Wolken stürmen. Top Gun rules! Verpflichten würden wir uns heute wie damals nicht dafür, aber anschauen kann man das wieder mal.