Review
Red Harvest - The Red Line Archives
VÖ: 16. Mai 2008
Zeit: 46:37
Label: Indie Recordings
Homepage: www.redharvest.com
Ich habe eine heroinabhängige Katze am Fuß hängen. Sie denkt, sie sei der Hybrid einer indischen Callcenter-Agentin und Margarethe Schreinemakers. Sie quietscht, stöhnt, haucht und grunzt gleichzeitig in mein Ohr, ob ich denn nicht die neue Red Harvest Scheibe The Red Line Archives kaufen wolle?
Was eigentlich ein gnadenloser Verriss hätte werden sollen hat mich nach einigen Durchläufen nicht nur überzeugt, sondern auch begeistert. Eine bereits fertige Review wanderte in den Papierkorb.
In ihrer Heimat haben Red Harvest bereits länger Erfolg: Die fünf Jungs, die sich 1987 kennen gelernt haben, erhielten 2007 eine Nominierung für den Spellemansprisen, den Nord-Grammy. Weil die Band sich während der letzten zehn Jahre so stark in Richtung Industrial entwickelt hat, finden sich auf diesem Album Remixes von Tracks sämtlicher Schaffensperioden, die die Band in einem Zusammenhang sieht.
Red Harvest erzeugen eine Musik, die mit dem Begriff Industrial perfekt beschrieben ist. Trotz stampfender, maschinenartiger Beats ("Move Or Be Moved"), die auch von The Prodigy stammen könnten, gibt es ruhige Intermezzi, die eine wirklich finstere Stimmung transportieren. In ihrem Aufbau sind die Songs dadurch regelrecht hypnotisch, wie z.B. "Dead", welches an alte Nine Inch Nails erinnert. Mitunter ähneln die Tracks ("Abstract Moral") auch Sonic Mayhem, und deren genialen Soundtracks der Quake-Serie.
Trotzdem schmerzen mir die Ohren, da beispielsweise "Technocrate" sich zu einer vierminütigen schweren Körperverletzung entwickelt. Ich glaube nicht, dass sich ein (nicht zutiefst sadomasochistisch veranlagter) Metaller dieses Album am Stück anhören kann.
Kurzum eine faszinierende, wenn auch sehr anstrengende Best Of einer vielseitigen Combo, deren Musik stark polarisieren dürfte. Mein Tipp an die Band: Hörerfreundlicher, bitte!
Fab