Review
Desire - Locus Horrendus (The Night Cries Of A Sullen Soul)
Ist es ein gutes Zeichen, wenn der Redakteur eine Scheibe zweimal anhört und dabei zweimal einschläft? Eigentlich nicht, also schlechte Vorzeichen für Desire? Oder bedarf diese Platte einfach nur mehr Aufmerksamkeit und volle Konzentration?
Aber selbst nach mehrmaligem Anhören kann mich Locus Horrendus nicht wirklich vom Hocker reißen. Zugegeben, die Platte ist düster und melancholisch und Desire verstehen es ganz gut, eine morbide und depressive Stimmung aufzubauen, aber sie schaffen es nicht, diese Stimmung über die ganze Spielzeit hinweg aufrecht zu erhalten. Die Songs sind, wie die Spielzeit schon andeutet, meist überlang und da ist es eigentlich wichtig, den Hörer zu fesseln und seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber gerade bei Mördertracks wie "The Weep Of Mournful Dusk", "Movement II" oder "Dark Angel Bird (A Poet Of Tragedies)", die allesamt jeweils über neun Minuten lang sind, schleichen sich einige Schlaftabletten ins düstere Gebräu der Portugiesen, die dann zu oben erwähntem Ergebnis führen. Ausserdem ist da noch das Keyboard, das zwar oft gute Arbeit leistet und die Atmosphäre gut unterstreicht, aber ebenso oft mit hart an der Schmerzgrenze vorbeischrammenden Sounds verdammt übel an den Nerven zerrt und so den Griff zur Skip-Taste geradezu provoziert.
Den Gesang dagegen würde ich als gelungen bezeichnen, da hier oft kreischende Black Metal Vocals (die mich an uralte Samael erinnern) zusammen mit dominierenden Death Growls im Duett singen bzw. leiden und ab und zu von weiblichen bzw. cleanen (Sprech-) Gesängen aufgelockert werden.
Also insgesamt doch schlechtes Vorzeichen für Desire, was aber Anhänger von atmosphärischer Mucke, die gerne mal Scheiben von My Dying Bride oder alten Theatre Of Tragedy in den CD-Schacht werfen, nicht davon abhalten soll, Locus Horrendus mal anzuchecken.