Review

Ha! Agatha Christie! Mord im Orient-Express! Basierend auf dem Roman der Rote Kimono. Und sie sinds am Schluss alle gewesen. Das kennen wir, klar, wenigestens den Film haben wir gesehen. Und hier? Das kommt auch literarisch daher, die Band beschreibt ihren Sound mit einem Zitat von Milan Kundera, dem bekannten Schreiberling von Die unverträgliche Seichtigkeit des Scheins: "Die Leute werden taub, weil die Musik immer lauter wird, aber weil sie taub werden, muss die Musik immer lauter werden." Tja, da scheint es kein Entrinnen zu geben. Dachten sich zumindest die vier Recken aus Italien und formierten 2002 diese Kombo, die sich auf die psychedelischen, finsteren Pfade solcher Helden wie Motorpsycho, God Machine und anderen begibt.

Nach zahlreichen Demos und reger Live-Aktivität schwurbelten die Herren nun ihre Debüt-Scheibe ein, und was vielleicht auf dem Beipackzettel etwas seltsam anmutet - "eine emotionale Reise voller Anspielungen" ah so alles klar -, funktioniert dann doch überraschend gut. Ohne in die leider allzu häufige Psychedelic-Dudel-Langeweile zu verfallen, kreieren Orient Express einen wirklich suggestiven Soundteppich, auf dem man gar wunderbar davonschweben kann. Schöne Melodien stehen da neben harten Riffs, angereichert mit teilweise proggigen Synthesizer-Klängen.

Auf den einzelnen Song kommt es da weniger an, vielmehr auf die Gesamtatmosphäre, und die ist dunkel, atmosphärisch und spacig. Wer auf berauschende wabernde Dämpfe und Co. steht, der mag versucht sein selbige anheizen, für uns andere reicht die Stimmung auch so allemal. Feine Sache.

Holgi

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