Review
All Said - Masculine
So kann's gehen. Da passt man bei der Verteilung der Scheiben nicht auf und schon hat man eine Review an der Backe, die man sich, wäre man zurechnungsfähig gewesen, nie und nimmer geangelt hätte. So geschehen bei Masculine von All Said, einer Rock'n'Roll-Band aus deutschen Landen. Bei der vorliegenden Scheibe handelt es sich um das Debütalbum der fünf Herren um Sänger Philip Kurtenbach und ich hatte ehrlich gesagt ziemlichen Bammel vor der Rezension des Silberlings, da Kollege Sebbes schon mit einem süffisanten Grinsen meinte "Das ist schöne Musik, das wird Dir gefallen!" Ein böser Mensch, dieser Kollege! Also rein in die Anlage und ab dafür...
Und holla, das klingt ja schon mal gar nicht übel. Der Opener "Rock N Roll Paradise" kommt richtig zünftig aus den Boxen. Rock'n'Roll der recht gitarrenlastigen Art, richtig schmissig mit einer Menge Drive, wenn das so weiter geht, komme ich vielleicht mit einem blauen Auge davon. Der nächste Titel "Full Moon Rising" nimmt zwar etwas Schwung aus der Sache, dafür kann er aber mit einem geilen Refrain aufwarten, ist also immer noch alles im grünen Bereich. Auch der folgende Titeltrack weiß durch seinen Refrain zu gefallen, auch wenn der Song an sich den Fuß noch weiter vom Gaspedal nimmt. Bisher kann ich mich also nicht groß beschweren. Allerdings wird die CD danach etwas schwerer verdaulich für mich. Track Nummer vier plätschert so dahin, das Folgestück ebenso. Waren die ersten drei Songs durchaus noch dem Genre Rock zuzuordnen, würde ich danach den Begriff Gitarrenpop ins Spiel bringen. Es sind zwar noch gefällige Melodien vorhanden, aber mit härterer Musik hat das dann nicht mehr viel zu tun. Titel sechs ist dann genau das, was mein böser Kollege mit "schöner Musik" angedeutet hat: Schöne Musik mit schöner Melodie, aber ohne Biss oder gar Härte und Heavyness. "Stand Still" fällt dann auch wieder unter Gitarrenpop, das folgende "Kiss My Ass" hat dann wenigstens wieder anständige Sechssaiter-Arbeit zu bieten, auch wenn der Song selber recht unauffällig dahin plätschert. Und bei der unvermeidlichen Abschlussballade wird dann deutlich, dass zumindest hierfür die stimmliche Leistung nicht ganz ausreichend ist, zu dünn kommt da der Gesang rüber.
Die CD zeigt deutlich, dass All Said ein Händchen dafür haben, recht gefällige Melodien zustande zu bringen und zumindest hin und wieder geile Hooklines auf den Rundling zu zaubern. Leider aber gelingt das der Band nur im ersten Drittel der CD, danach driftet die Scheibe doch ziemlich ins Unauffällige ab. Mit etwas über 31 Minuten handelt es sich bei Masculine um ein recht kurzes Vergnügen, das aber von der Produktion gar nicht übel klingt. Insgesamt bietet mir dieses Werk zu wenig, was wirklich im Gedächtnis hängen bleibt, um eine gute Wertung zu rechtfertigen, aber das erste Drittel rettet den Output dann doch vor einem Verriss. Damit wäre alles gesagt...
Hannes
Vorheriges Review: Frost (UK) - Cursed Again & Talking To God