Review
Japanische Kampfhörspiele - Rauchen Und Yoga
VÖ: 12. Oktober 2007
Zeit: 36:28
Label: Bastardized Recordings
Homepage: www.japanischekampfhoerspiele.de
Japanische Kampfhörspiele? Der Name klingt irgendwie nach elitärer Musik für die "Schön-dass-wir-drüber-geredet-haben" Zielgruppe. Aber nichts könnte falscher sein! Japanische Kampfhörspiele machen Grindcore und zwar der schrägen Art. Nun mag man trefflich argumentieren, dass Grindcore an sich ja schon schräg sei (dem lässt sich kaum widersprechen), aber selbst in diesem abgefahrenen Feld nehmen die fünf Krefelder eine Sonderstellung ein. Nicht nur musikalisch werden hier Genregrenzen durchbrochen, indem auch Gimmicks wie Samples, Techno-Sounds und Percussioneinlagen in die Stücke eingewoben werden, nein, auch textlich bewegt sich die Combo auf einem für dieses Genre ungewöhnlichen Terrain, werden doch Themen wie Sexualität (nein, kein Porngrind), Gesellschaftskritik und auch banale Dinge wie Anrufwarteschleifen aufgegriffen.
Die Songs könnten unterschiedlicher kaum sein: Beginnt der Silberling mit einem Midtempo-Stampfer der Marke "We Will Rock You"-Verulkung namens "Der Angriff Startet", geht's weiter mit einer schicken Grindattacke mit dem schicken Titel "Der Hund Kriegt Nichts". Überhaupt wird das Tempo auf der CD geschickt variiert, so dass keine Langeweile ob einer gewissen Gleichmäßigkeit aufkommt. Besonders hervorzuheben gilt es für einen Arcor-Kunden wie mich natürlich das Stück "Kundenbetreuer", bei dem einem anfangs die wohl bekannte Stimme des elektronischen Arcor-Kundenbetreuers entgegenschallt, die im Laufe des Tracks von massiven Gitarrenwänden überwalzt wird.
Eine schön fette Produktion lässt den Hörer sämtliche Feinheiten der CD genießen, hier geht nichts in einem Soundbrei unter. Besonders angetan hat es mir die Leistung von Sänger Markus Hoff, dessen Performance mich irgendwie an einen ziemlich bösartigen Pumuckl erinnert.
Von den 36 Minuten Gesamtspielzeit muss ich allerdings knapp drei Minuten für den Track "Das Experiment" abziehen, das Stück trägt seinen Namen zwar zurecht, zwang mich aber nach dem zweiten Durchhören der CD immer zur Weiterschaltung. Und weitere zwei Minuten ziehe ich für die Pause im Schlussstück "Verrat am Metal", das wäre bei aller Liebe zum Ungewöhnlichen nicht nötig gewesen. Bleibt also eine halbe Stunde glänzender, kurzweiliger und vor allem augenzwinkernder Unterhaltung, die ich jedem mit etwas Humor ausgestatteten Grindfan ans Herz legen kann.
Hannes
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