Review

Langsam wundern mich die Eidgenossen doch etwas. Jahrzehnte hat man nichts oder zumindest nicht viel gehört von ihnen. Gut, es gibt mit Krokus und Gotthard vielleicht ein paar Ausnahmen, aber wirklich viel war nicht los. Nun ist es so, dass mit Angelheart schon wieder eine Schweizer Gruppe eine neue Scheibe auf den Markt wirft. Bei den Bandmitgliedern handelt es sich allerdings um keine Unbekannten in Musikerkreisen, da Paul Etterlin, Janine Amberg und Thomas Krebs schon seit Längerem musisch aktiv sind. Alle drei haben ihre Wurzeln in der klassischen Musik, ihr Herz gehört aber dem Rock.

Mit Sing Me A Song haben sie sich nun einmal mehr am Melodic Rock versucht. Es ist nicht die erste CD der Formation, weshalb man im Vorfeld bereits Erfahrung attestieren darf. Und diese können sie ebenso wie ein kompositorisches Gefühl für diese Art von Musik auf der CD vorweisen. Was bereits beim ersten Anhören positiv auffällt, ist der moderne Sound, der harmonisch die Gesangsstimmen und die einzelnen Instrumente aufeinander abstimmt. Da Paul Etterlin und Janine Amberg für den Gesang verantwortlich zeichnen, ist auch in dem für dieses Genre besonders wichtigen Bereich des Gesangs reichlich Abwechslung geboten.

Die Lieder sind auf Radiotauglichkeit geeicht, aber wirken nicht monoton, bieten keine reinen Stereotypen, sondern wurden mit viel Herzblut und Können geschrieben und produziert. Lediglich an den teilweise etwas platten Texten, gerade in den Refrains, sollte doch etwas gearbeitet werden. Denn die Lyrics nehmen bei manchen Liedern doch arg die Stimmung raus.

Auch wenn die Masse, vom Stil her betrachtet, das Ziel sein sollte, so wird die Scheibe von der Masse wohl kaum oder gar nicht beachtet werden, sollte die Promotion nicht groß auftrumpfen, was aber leider nicht erwartet werden kann. So werden es dann wohl doch eher die Kenner des Genres, die Liebhaber sein, die über den Besuch eines Konzerts oder auch durch Mundpropaganda (vielleicht sogar über ein Review) auf die Band aufmerksam werden und diese schöne Scheibe sich aneignen.

Als Zusatz wurde auf die CD das Video zu "Viper's Kiss" gepackt, das ich selbst nicht einmal zu den besten Liedern zählen würde, denn mit dem kraftvollen "I'm Holding On" oder "My Little Basketcase", ein eher bluesrocklastiges Stück, hörenswertere Songs enthalten. Aber auch "Viper's Kiss" hat durchaus auch eine gute, ebenfalls blueslastige Grundstimmung. Welches Lied vielleicht am meisten überrascht, ist "After All", das mit einer Flamenconote auftrumpft. Wie man sehen kann, entsteht auf diese CD nicht so schnell Langeweile. Allerdings kann ich zur Langzeitwirkung noch nichts sagen.

Wer schönen, anspruchs- und stimmungsvollen Melodic Rock hören möchte, sollte hier reinhören.

Anspieltipps: I'm Holding On, After All

Sophos

Zur Übersicht
Zur Hauptseite