Review
Guano Apes - Lost (T)apes
Eine Kuriosität gibt es hier zu vermelden, und eine dazu, die zumindest zwiespältig ist. Nachdem die ungekrönten Könige des Alternative sich auf dem Höhepunkt ihres Ruhms verabschiedeten - aus Gründen, die der große Manitou kennt - ist man natürlich seitens der Plattenfirma versucht, noch das Letztmögliche herauszuholen aus dem Katalog, den die vier hinterlassen haben. Nun haben wir schon eine Live-Scheibe und auch eine Best Of-Kompilation - da greifen wir doch mal in die Mottenkiste. Dort finden wir die Demo-Tapes (die Älteren unter uns werden sich erinnern) der Apes, die bis ins biblische Jahr 1994 zurückreichen. Nicht wenige Stücke davon schafften es dann auch wirklich auf drei drei Studio-Alben, darunter auch illustre Nummern wie das legendäre "Open Your Eyes" oder "Diokhan", das auf der letzten Langrille Walking On A Thin Line landete. Aufgenommen wurden die ersten beiden der insgesamt drei Kassetten übrigens vom späteren Produzenten Fabio Trentini im - jetzt kommt's - Jugendzentrum "Nest", und zwar auf einem 4-Spur-Kassetten-Multitracker mit tragbarem DAT-Rekorder. In anderen Worten: zuhause auf dem Kofferradio. Schülerbands dieser Welt, es gibt Hoffnung!
Interessant sind die Aufnahmen allemal, zumal sie zeigen, wie stark einzelne Songs in der Studioversion dann doch noch mutieren. Sehr extrem kommen teilweise die funkigen Elemente des Sounds zu Tage, die auf den Alben dann öfter den heftigeren alternativen Rockeinflüssen gewichen sind. Über die kraftvolle Gesangsleistung kann man auch auf den Demos nur noch staunen.
Aber, Freunde, die Frage ist: braucht man das? Wenn man ein Komplettist oder Fanatiker ist, dann schon. Aber sonst wäre diese Zusammenstellung besser als Dreingabe einer sonstigen Best Of-CD aufgehoben, als was man sie ja innerhalb des Packages The Best And The Lost (T)apes auch bekommen kann. Als Einzelveröffentlichung darf man ein Fragezeichen setzen.