Review
Christian Death - Lover Of Sin
VÖ: 14. Oktober 2002
Zeit: 44:26
Label: Candlelight Records
Homepage: www.christiandeath.com
Aus einem zerfallenen Lagerhaus, dessen ursprüngliche Mauerfarbe zwischen Graffitis bestenfalls zu erahnen ist, ertönen in schnellen Intervallen wummernde Bässe, und etwas, das einem unkontrolliertes Schreien ähnelt. Ihr seid neugierig und geht näher ran, auch wenn die umstehenden Gestalten nicht den Eindruck machen, als wäre dies die beste Idee. In schwachem, neongrünen Strassenlicht könnt ihr bei günstigem Lichteinfall ein paar dieser Wesen erkennen. Einer trägt einen roten, stacheligen Iro, und eine silberne Sonnenbrille, einen gelben Ledermantel, und schwere Stiefel. Die Lady neben ihm mit ihren pinken, zu einem wilden Gestrüpp gestylten Haaren und ihrem knappen Lackrock mustert euch verächtlich aus zugedröhnten Augen, als sie einen kurzen Blick auf euch wirft.
Ihr setzt euren Spiessrutenlauf durch dieses seltsame Volk fort, bis ihr beim Eingang seid. Scheinbar interessiert es niemanden wer dort ein- und ausgeht, also wagt ihr euch in die Höhle des Löwens. Ihr glaubt noch ein dreckiges Lachen von hinten gehört zu haben und redet euch ein, dass dies bestimmt nichts mit euch zu tun gehabt hätte. Der draussen vernommene Lärm nimmt Gestalt an. Durch Rauch und Nebel bleibt euch die Sicht auf die Bühne zunächst verwehrt, aber ihr stellt fest, dass die unkontrollierten Schreie die ihr draussen vernommen habt nichts an ihrer Scheusslichkeit verloren haben, wenngleich jetzt auch ein wenig Melodie und Struktur darin zu erkennen sind. Die Stimme gehört scheinbar einer Frau und pendelt zwischen Wehklagen und Aggression. Unweigerlich fragt ihr euch welche Qualen dieses Wesen erlitten haben muss.
Ihr seid fast froh, als ihr erkennt dass die Musik in ihrer Gesamtheit dennoch nicht gänzlich unvertraut klingt. Echtes Schlagzeug, Gitarren - sehr gut. Aber verdammt, was ist das schon wieder für ein komisches Hintergrundgeräusch? Klingt wie ein Windheulen in Zeitlupe! Die Kirchenglocken dazu verheissen bestimmt auch nichts gutes.
Zugegeben, das von mir beschriebene Cyberpunk Feeling bringt es nicht wirklich auf den Punkt, aber ich halte immer ganz gerne an ersten Asoziationen fest. Die Musik klingt zu einem Teil wie abgespeckte Cradle Of Filth, während der B-Movie-Trash-Faktor sich mehr an Gesang und den effektgeladenen Zwischenparts festmachen lässt.
Eigenständig, schräg, atmosphärisch, sperrig - ein Album für Liebhaber, definitiv nichts für jedermann
David