Review
Katatonia - The Great Cold Distance
Lange ist es nun her, dass Katatonia ihr letztes Studioalbum herausbrachten. Zwar haben sie die Wartezeit mit zwei Compilations etwas verkürzt, doch sind die Erwartungen zum neuen Album dennoch enorm.
Während Katatonia in ihren jüngeren Jahren noch deutlich in Richtung Death Metal tendierten (bis 1996), beschreiben sie heute einen eindrucksvollen, aber auch sehr melancholischen und depressiven Stil, den man nunmehr als Doom Metal bezeichnet.
Mit ihrem letzten Album Viva Emptiness haben sie die Messlatte selbst schon so hoch angesetzt, dass es damals bereits jedem bewusst wurde, dass ein weiterer künstlerischer Sprung nach oben sich als sehr schwer erweisen würde.
Das neue Meisterwerk wird bereits mit einem der besten Stücke des Albums eingeleitet.
"Leaders", der erste Song auf der Scheibe, setzt gleich zu Beginn auf kräftige und leicht verzerrte Gitarren und vereinigt sowohl Melancholie wie auch eine unheimliche Kraft in einem. Das Homogene und Eindrucksvolle an diesem Titel ist, dass die Depression, welche aus dem Text und aus der Art des Gesangs hervorgeht, durch ein wunderbares musikalisches Arrangement durchbrochen wird und damit wiederum aus der einstigen Depression und Tragik gar Hoffnung und Freude entsteht.
Textlich beweist Jonas Renske erneut sein ausgesprochenes lyrisches Talent. Wie bereits der Name des Albums und auch das Frontcover bereits zeigen, möchten Katatonia auf eine vorherrschende Kälte der Gesellschaft aufmerksam machen. Diese Kälte wird wiederum in eine innere und in eine äußere Strenge untergliedert. Während die äußere Linie offenkundig physische Aspekte in Form von Landschaftsbeschreibungen u.Ä. beschreibt, werden in der zweiten Ebene die psychischen Elemente der Gesellschaft durchleuchtet. Hierbei erweist sich Jonas als außerordentlich begabter Lyriker, durch die Art, wie er diese Umstände vermittelt und sich zugleich auch auf neues Terrain wagt. Auf The Great Cold Distance werden deutliche Gesellschaftskritiken geäußert, wodurch Katatonia insgesamt ein deutliches Stück politischer werden als wie bisher.
Was den musikalischen Aspekt angeht, so zeigen sich Katatonia zwar teilweise etwas experimentell, doch setzen sie auch sehr häufig auf bisherige Songstrukturen und bekannte Gitarrenriffs. Allerdings erweisen sich die Gitarren insgesamt als deutlich ruhiger und weniger kräftig, als noch im Vorgängeralbum.
Ein bemerkenswerter Titel wäre auch "July", welcher alleine durch die technische Handhabung der Gitarren in Form des rhythmischen Dämpfens und des kurzen Tremolo-Pickings eine enorme Dynamik und Kraft aufbauen kann.
Die kommende Single "My Twin" zählt zu den ruhigsten und weichsten Songs dieses Albums. Sowohl das Schlagzeug wie auch die Gitarren nehmen nur eine äußerst distanzierte und begleitende Rolle ein. Das wesentliche Augenmerk gilt den Vocals, welche diesen Song zu einem der nachdenklichsten und bedrückendsten erweisen lassen.
Somit lässt sich zusammenfassend feststellen, dass sich zwar Katatonia insgesamt weiterentwickelt haben, doch die größten Fortentwicklungen wohl dem Frontman Jonas Renske zuzuschreiben sind.
Sowohl musikalisch wie auch textlich bietet The Great Cold Distance Kunst und Musik auf sehr hohem Nivau! - Hut ab!
Mark