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Bruce Dickinson - Balls To Picasso

Bruce Dickinson - Balls To Picasso
Stil: Heavy Metal
VÖ: 18. Juli 2005
Zeit: 51:05
Label: Silverline Records
Homepage: www.screamforme.com

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Bei Silverline erscheinen seit einiger Zeit immer wieder länger zurückliegende Veröffentlichungen im DualDisc Format - auf gut Deutsch: hier gibt's bekannte Alben in zweifacher Ausfertigung, eine Seite die übliche CD, die andere Seite als DVD, die das Songmaterial in hochwertigem 5.1-Sound darbietet (all hail der Heimkinoanlage!) und noch das eine oder andere Extra enthält.
Im vorliegenden Fall serviert man uns hier, schön zeitgleich mit dem neuesten Solostreich von Meister Bruce, den zweiten Alleingang des Maiden-Fronters aus dem Jahr 1994 in einer Neuauflage. Als Extras gibt's hier einige Bilder. Toll - das bringt's ja wohl nicht so ganz. Aber musikalisch ist die Scheibe dennoch absolut interessant - oder sagen wir besser relevant. Denn anders als auf den jüngsten Werken Chemical Wedding und Tyranny of Souls, die jeweils klassischen Edelstahl allererster Güte abliefern, zeigt Balls To Picasso, warum Dickinson 1992 seinen Kumpels bei Maiden den Rücken kehrte. Ganz bewusst weg vom Klanggewand der Eisernen ging der Gute - schon sein erstes Solowerk Tattooed Millionaire aus dem Jahr 1990 hatte angedeutet, dass es ihn weg vom Stadionrock der Marke Fear Of The Dark und hin zu straighten Rock'n'Roll-Nummern zog. Auch persönlich klappte es nicht mehr so ganz: zu dominant war ihm Maiden-Boss Steve Harris geworden, der ihm das geniale "Bring Your Daughter To The Slaughter", das Dickinson ursprünglich als Soundtrack für einen Nightmare On Elm Street-Film geschrieben hatte, kurzerhand abgenommen und auf das sonst eher schwache Maiden-Album No Prayer For The Dying geklatscht hatte (die Original-Aufnahme ist mittlerweile auf The Best Of Bruce Dickinson verfügbar). Maiden hatte eine Top-Ten-Hit-Single, Dickinson bekam den Vertrag für seine Soloplatten. Nach der ausgedehnten Fear Of The Dark-Tournee mit Headliner-Auftritten in Donington und beim deutschen "Super Rock" schmiss er dann komplett hin und distanzierte sich musikalisch noch deutlicher. Wie er im Booklet zu seinem Best Of-Album erklärt, wollte er jetzt absichtlich "weg vom Big-Hair-Metal und 80er-Klischees hin zu etwas dunklem, erschreckenden, fröhlichen, intensiven" - nur wie, das war ihm nicht klar.
Nach einer schwierigen Entstehungszeit, in der er ein komplettes fertiges Album wegschmiss, fand er in Roy Z. und seiner Band Tribe Of Gypsies endlich kongeniale Mitstreiter, mit denen er ein Album auf die Beine stellte, das irgendwo zwischen Rock, Alternative und modernen Sounds angesiedelt ist. Das funktioniert mal gut ("Laughing In The Hiding Bush"), mal außergewöhnlich hervorragend ("Change Of Heart"), und mal überhaupt gar nicht ("Cyclops", "Hell No"). Dickinson selbst berichtet zudem, dass "Shoot All The Clowns" nur auf Drängen der US-Plattenfirma, die "irgendwas wie Aerosmith" haben wollte, in drei Tagen entstand - manchmal klingt das Album auch entsprechend. Es soll irgendwie anders sein, und das ist es auch, aber mit Gewalt anders ist nicht unbedingt gut. A mixed bag, sozusagen. Aber dieses Album ist dennoch vielleicht das wichtigste, das Dickinson je gemacht hat, denn es hat ihn uns als Solokünstler und Metalsänger erhalten. Dafür verantwortlich ist ein Song, der am Ende alles vergessen macht: "Es gab hier die Grundlage für etwas Gutes", berichtet der Meister, "und diese Grundlage war ein Song namens 'Tears Of The Dragon'". Hier stahl sich dann doch eben genau das auf das Album, von dem sich Dickinson distanzieren wollte - ein glorios bombastisches Metal-Epos nämlich, und zwar mit allen Zutaten, die man für die dicke Hose braucht, die er auf der Bühne so gut beherrscht: Killer-Refrain, Guitar-Hero-Solo und eine Spielzeit über sechs Minuten.
Nach den Irrungen und Wirrungen, die folgten - Skunkworks, das Projekt, das Dickinsons Karriere 1996 beinahe beendete - kam Roy Z. auf Dickinson zu und schlug vor, ein richtiges Metal-Album zu machen. Und mitten in der größten Krise des klassischen Metal, in der Zeit, als Maiden irgendwo im Niemandsland zwischen The X Factor und Virtual IX umherirrten, setzte bei Dickinson der Sinneswandel ein: "Niemand scherte sich mehr darum, was ich musikalisch machte. Ich entdeckte die schiere Freude an dem wieder, was ich am besten konnte - einfach und direkt. Wenn es nach mir ging, konnte Accident Of Birth das letzte Album sein, das ich jemals aufnahm - also konnte ich auch gleich das machen, was ich gut kann." Der Rest ist bekannt: Adrian Smith kam zu Dickinson, Accident Of Birth zündete, Chemical Wedding war genial, und Dickinson und Smith kehrten schließlich zu Maiden zurück, die ihrerseits seitdem wieder ganz oben sind. Und schon allein deswegen gebührt Balls To Picasso und den Tränen des Drachen ein ganz besonderer Platz in der Sammlung.

Holgi

4 von 6 Punkten

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