Review
Grave With A View - Raw Illumination
VÖ: 29. November 2024
Zeit: 39:20
Label: Dusktone
Homepage: www.facebook.com/gravewithaview
Vor knapp vier Jahren, es dürfte Ende 2020 gewesen sein, wurde ich auf die Band Grave With A View aufmerksam. Deren damals erschiene EP Fangs & Flesh hatte es mir tatsächlich angetan, wagten die beiden Akteure J.O und O.H.R doch einen mutigen Blick über den Tellerrand des Black Metals und ließen neben Rock'n'Roll auch sphärische Synthesizer und Elemente aus dem benachbarten Death Metal in ihre eingängigen Songs mit einfließen.
Der Stil der beiden Finnen hat sich zwischenzeitlich allerdings nicht unerheblich gewandelt: Anno 2024 spielen Grave With A View Black Metal. Punkt. Anstelle über besagten Tellerrand noch weiter hinauszublicken, kocht man lieber ein bewährtes Süppchen, an dem jedoch nicht wenige Genre-Kollegen herumrühren. Obwohl: kochen ist vermutlich der falsche Begriff! Denn Raw Illumination klingt eisig kalt und setzt neben bewährter schwarzmetallischer Raserei auch immer wieder auf verstörende Momente, wenn der Fuß einmal vom Gaspedal genommen wurde. Dann gelingt es den beiden Finnen mittels Dissonanzen oder beschwörendem Gesang eine misanthropische, unheilvolle Atmosphäre zu erzeugen. Auch gefühlt rockige Momente blitzen auf, können sich aus dem Korsett des typisch nordischen Black Metal aber nicht befreien.
Was bleibt, ist ein intensives Klangerlebnis, das bei wiederholtem Hören immer neue kompositorische Feinheiten entdecken lässt und sicherlich das Gros an ähnlich gepolten Underground-Acts auf seinen Platz verweist. Dennoch finde ich den stilistischen Wandel etwas bedauerlich. Was Grave With A View anbelangt, ist deren Black'n'Roll-Phase wohl definitiv passe. Wer jedoch menschenfeindliches Klanggut a la Shining zu seiner bevorzugten Feierabendkost rechnet, sollte Raw Illumination sein Gehör schenken.
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