Review
Crystal Viper - The Silver Key

VÖ: 28. Juni 2024
Zeit: 46:44
Label: Listenable Records
Homepage: www.crystalviper.com
Wirft man einen Blick in die Diskografie der polnischen Vorzeige-Metaller Crystal Viper, lassen sich sogleich die Kontinuität und die Zuverlässigkeit feststellen, mit der uns die Truppe um Frontfrau Marta Gabriel neues Material um die Ohren haut. Der Vorgänger The Cult liegt nun knappe drei Jahre zurück, die Band ist weiterhin bei Listenable Records unter Vertrag - es ist also an der Zeit für einen neuen Dreher. Der heißt schließlich The Silver Key und befasst sich inhaltlich einmal mehr mit dem lyrischen Mikrokosmos rund um das Schaffen von H. P. Lovecraft. Wer sich nun fragt, wie die neue Crystal Viper wohl klingen mag, der hat sich bislang vermutlich nicht ernsthaft mit der Band auseinandergesetzt. Denn eingangs erwähnte Kontinuität in Sachen Release-Zyklus lässt sich ebenso auf das handwerkliche Treiben der Polen übertragen.
Geboten wird einmal mehr ein knackiger Mix aus traditionellem Heavy Metal und Power Metal, der bevorzugt flott intoniert wird, aber gerne auch das Tempo zurückschraubt, wenn es der Atmosphäre dient. Der Einstieg ist - wie könnte es auch anders sein - aber alles andere als ruhig. "Fever Of The Gods" geht nach instrumentalem Introitus gleich richtig in die Vollen, erinnert im Riffing ein wenig an Judas Priest und zeigt die Band von ihrer angriffslustigen und heftigen Seite, was natürlich keinesfalls bedeutet, dass die markenten Melodien außen vor bleiben müssen. Im Folgenden darf man sich auf typisches Viper-Futter gefasst machen. Nur zu gerne spielen die Polen mit düsteren und teils archaisch wirkenden Motiven. Hier und dort ein wenig Doom-Riffing und natürlich darf auch eine Ballade im Set nicht fehlen. "Wayfaring Dreamer" ist eine wirklich hübsche Nummer geworden, die ausschließlich von Pianoklängen und Martas markanter Stimme lebt. Sie wirkt wie eine ruhende Insel inmitten einer stürmischen See. Der Titeltrack "The Silver Key" entpuppt sich als zugänglicher und moderat gestrickter Ohrwurm, während sich das Gros des Materials in punkto Härte alles andere als lumpen lässt. Am Ende angelangt wird sich der Viper-Fan nicht wundern, dass auch dieses Mal wieder ein Cover-Songs mit an Bord ist. Die Wahl fiel auf Bathorys "Gods Of Thunder, Of Wind And Of Rain", welcher zwar originalgetreu, aufgrund der satten Produktion und einer abermals souveränen Marta aber auch kraftvoller um die Ecke kommt als Quorthons Version aus dem Jahr 1996.
So endet ein weiters grundsolides Metal-Album aus dem Hause Crystal Viper auf pathetische Weise. Die Band lässt auf The Silver Key erwartungsgemäß nichts anbrennen und hält ihre Fans bei der Stange. Trotz der durchgehend hohen Qualität vermisst man allerdings ein paar unvergessliche Gassenhauer, wie man sie von früheren Crystal-Viper-Alben kennen mag.