Review
Ronnie Romero - Too Many Lies, Too Many Masters
VÖ: 15. September 2023
Zeit: 44:22
Label: Frontiers Records
Homepage: www.facebook.com/ronnieromeroofficial
Nach zwei Coveralben bringt Tausendsassa Ronnie Romero nun seine eigenen Songs an den Start, die er zusammen mit den Bandkollegen Andy C. (Drums) und Jose Rubio (Gitarre) geschrieben und komponiert hat. Während andere Projekte wie etwaLords Of Blackk oder The Ferrymen, bei denen Romero hinterm Mikro steht, einen eher modernen Ansatz verfolgen, bringt Too Many Lies, Too Many Masters die Wurzeln des Ausnahmesängers ans Tageslicht. Die reichen - wie könnte es auch anders sein - in die 1970er und 80er Jahre und führen zu Rainbow, Dio und Black Sabbath, also zu jenen Bands in die Namensvetter Ronnie James Dio involviert war, mit dessen Sangeskunst die Stimme von Ronnie Romero gerne auch verglichen wird.
Mit "Castaway On The Moon" startet der Dreher flott und energetisch ins Geschehen und liefert einen ersten Link in die guten alten 80er. Das folgende, im Tempo deutlich gedrosselte "Mountain Of Light" wirkt wie ein Kniefall vor den frühen Dio-Jahren, wenngleich sich in der Gitarrenarbeit auch Parallelen zu Savatage identifizieren ließen. Die treten schließlich auch im folgenden Verlauf gerne mal zu Tage, wenn sich die Instrumentalfraktion zu progressiven Einsprengseln hinreißen lässt. Wo der Titeltrack mit seinem eröffnenden Ohrwurm-Riff und ganz viel Melodie für gute Stimmung sorgt, lässt "Girl, Don't Listen To The Radio" als härtester Albumtrack aufhorchen, wenn Romero zu einer dicken Schippe Gitarrengroove mit boshaft gefauchten Versen überrascht, im selben Song seine Stimme aber ebenso gefühlvoll wie zerbrechlich einzusetzen weiß. In diesen Momenten begreift man, warum der Chilene ein derart gefragter Musiker ist. Dieser Bursche wurde einfach geboren, um Heavy Metal zu singen! Doch auch seine Mitstreiter sollten keinesfalls unterschätzt werden. Das finstere Gitarrenriff, der ausgedehnte und technisch versierte Instrumentalpart und das schönste Solo des Albums machen das melancholisch angehauchte "Chased By Shadows" zu einem Highlight auf Too Many Lies, Too Many Masters.
Erneut schnellere Nummern wie "Not Just A Nighmare" oder der Rausschmeißer "Vengeance" machen Laune und sorgen für kompositorische Diversität. Die emotionalsten Momente erlebt man mit Ronnie Romero aber in eher ruhigen und stimmungsvollen Nummern, wie eben "Chased By Shadows" oder dem bluesig-balladesken "Crossroads".
Nach einer knappen Dreiviertelstunde Spielzeit möchte man am liebsten ins Regal greifen und den Player mit Holy Diver oder The Last In Line füttern. Ronnie Romeros dritter Streich entbehrt vielleicht die Brillanz seiner selbst gewählten Vorväter, entfaltet aber durchaus eine Art infektiöse Wirkung und beendet hoffentlich die Phase als reine Coverband ein für alle Mal!