Review
Wishing Well - Sin And Shame

VÖ: 17. März 2023
Zeit: 58:02
Label: Inverse Records
Homepage: www.facebook.com/wishingwell2016
Auf ihrem mittlerweile vierten Studioalbum Sin And Shame stellen uns die finnischen Heavy-Rocker von Wishing Well ihren Neuzugang am Mikro vor. Pepe Tamminen heißt der gute Mann, der nach dem Ausscheiden von Rafael Castillo in ganz schön große Fußstapfen treten muss. Zwar scheint sein stimmlicher Spielraum nicht ganz so geräumig zu sein wie der seines Vorgängers, doch weiß Herr Tamminen sein Organ schon sehr gut einzusetzen und harmonisch in den Sound von Wishing Well zu integrieren, ohne dabei seine Grenzen auszureizen.
Davon abgesehen ziehen die Finnen ihr bisheriges Ding auch auf Album Nr. vier konsequent durch: geboten wird ein Mix aus Hard Rock und Heavy Metal, der seine Inspiration in den 1970er Jahren sucht. Die Hammond-Orgel lässt dabei in schöner Regelmäßigkeit grüßen. Gemeinsam mit den üppig eingesetzten Synthesizern weckt sie unweigerlich Erinnerungen an Uriah Heep, Rainbow und Blue Öyster Cult.
So stark die Tasten auch den Sound von Wishing Well prägen mögen, Bandchef und Gitarrist Anssi Korkiakoski lässt sich von ihnen nicht an die Wand spielen und veredelt das Material mit seinem fingerfertigen Spiel. Das beginnt gleich beim energiegeladenen Opener "In The Line Of Fire", in dem uns die Band eine Art melodischen Power Metal um die Ohren haut, ehe mit "Soul Rider" ein typischer Retro-Rocker aufgefahren wird. Als große Überraschung entpuppen sich sodann die "Space Invaders", wo mit SciFi- und Horror-Elementen eine Soundtrack-artige Atmosphäre a la Danny Elfman kreiert wird. Die Nummer hätte sich tatsächlich auch für den Nachspann eines schrägen Streifens wie Mars Attacks geeignet! Zu allen drei Tracks wurden bislang auch Musikvideos veröffentlicht, was ihren Stellenwert für Sin And Shame noch unterstreicht. Doch langweilig wird der Dreher auch im weiteren Verlauf nicht. Mit "Lonely Road" etwa hat die Band einen gemäßigten, aber sehr eindringlichen Song im Gepäck. "Heavenly Body" klingt insofern himmlisch, da die Orgelsounds an Kirchenmusik erinnern und "The Golden Rule" enthüllt die Klassik als unüberhörbaren Einfluss auf Korkiakoskis Gitarrenspiel.
Wenn der Flitzefinger zu Protokoll gibt, dass seine Band weder bahnbrechend noch revolutionär ist, hat er damit sicher recht. Was aber viel wichtiger ist: die Musik macht Spaß und gibt bei wiederholtem Anhören immer neue Feinheiten preis. Allein die ausgiebigen Gitarrenparts sind das Hören wert und als ob es der langen Instrumentalexzesse auf Sin And Shame nicht ohnehin genug gäbe, toben sich die Finnen im finalen und progressiven Instrumentalstück "Flying Finn" über eine Strecke von sieben Minuten ein letztes Mal nach allen Regeln der Kunst aus.
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