Review
Kampfar - Til Klovers Takt
VÖ: 11. November 2022
Zeit: 44:32
Label: Indie Recordings
Homepage: www.kampfar.com
Sie zählen zu den ganz alten Hasen im Black-Metal-Business und liefern seit beinahe 30 Jahren in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Alben von zuverlässiger Qualität. Til Klovers Takt ist der neunte Streich von Kampfar, steht ganz in der Tradition dessen, was man von der Band seit Mitte der 1990er gewohnt ist, geht aber dennoch einen Schritt weiter.
Die Fans werden den Opener "Lausdans Under Stjernene" bereits von der vorausgegangenen EP Urkraft kennen und wer diese verpasst hat, wird sich wohl wenig darüber wundern, dass an erster Stelle gleich ein Track von knapp neun Minuten Länge gestellt wurde. Schließlich sind Kampfar seit ihrem Debüt dafür bekannt, teils exzessive und vielschichtige Kompositionen zu verfassen. In diesem Sinne startet "Lausdans Under Stjernene" eher gemächlich, aber grimmig ins Geschehen und liefert im weiteren Verlauf zwei fast schon avantgardistische Einsprengsel, die jeweils von rasanten Emotionsausbrüchen abgelöst werden. Dazwischen wieder feierliche Momente, wie man sie auch im folgenden "Urkraft" findet. Beide Songs scheinen ihre Aura unmittelbar aus den langen und kalten Wintern im norwegischen Zwielicht zu beziehen und fußen auf uralter Folklore. Dieser Eindruck entsteht gerade dann, wenn das Tempo gedrosselt und das standesgemäße Keifen durch kehligen Klargesang bereichert wird. Eben jener Vortragsstil wird schließlich im eindringlichen "Flammen Fra Nord" in all seiner Abart ad absurdum getrieben und liefert quasi die Grundlage für den wohl extremsten und hässlichsten Song des Albums. Da wir über Black Metal sprechen, sei letzteres Adjektiv durchaus als Kompliment verstanden.
Zwar spart das Album nicht an Melodien, doch helfen selbst die versöhnlichen Klänge im finalen "Dødens Aperitiff" nicht darüber hinweg, dass Til Klovers Takt ein ausgesprochen kompromissloses und streckenweise auch schwer verdauliches Werk geworden ist, welches sich gewiss nicht auf Anhieb erschließen lässt. Ihre Ambitionen konnten die Norweger zwar in die Tat umsetzten, dessen darf man sich sicher sein. Dennoch fehlt es dem Material trotz aller seiner Ausdruckskraft an zeitlosen Momenten für die Nachwelt.
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