Review
Armagedda - Svindeldjup Ättestup
Nach siebzehnjähriger Albumpause kehren die schwedischen Black-Metaller Armagedda zurück auf die Bildfläche und knüpfen mit ihrem vierten Langeisen Svindeldjup Ättestup genau dort an, wo sie 2004 mit Ond Spiritism aufgehört haben. Dass der neue Dreher als eine inhaltliche wie musikalische Fortsetzung seines Vorgängers zu begreifen ist, verrät uns schon das Artwork, in welches das Cover von Ond Spiritsm wie der Blick durch ein Fenster mit eingebaut wurde. Es überrascht also wenig, dass man es den sieben neuen Kompositionen zu keiner Sekunde anmerkt, dass die Herren Petterson und Graav viel Zeit haben verstreichen lassen, um sich neu zu formieren. Der Black Metal von Armagedda klingt nämlich auch anno 2020 genau so, als wäre er Mitte der 1990er geschrieben und aufgenommen worden. Da könnte man doch glatt auf die Idee kommen, von Retro-Black-Metal zu sprechen, wenn die beiden Burschen loslegen zu musizieren.
Nach kurzem Intro holt das Duo in Form des Openers "Ond Spiritism" gleich ein richtig dickes Brett von der Werkbank und erinnert mit tobenden Gitarrenwänden, wirbelnden Drums und gar hässlichen Vocals daran, wie Black Metal in der guten alten Zeit geklungen hat und von Heerscharen genauso praktiziert wurde. Lange dauert es schließlich nicht, und die wilde Raserei weicht langsameren und umso boshafter klingenden Tönen. In weiter Ferne flimmert eine klirrend kalte Gitarre und rockende Rhythmen, wie man sie von Ond Spiritism in Erinnerung behalten hat, übernehmen das Ruder. Zweifellos ein starker Auftakt, der den Rahmen definiert, in dem sich Armagedda während der folgenden Tracks bewegen. Das maximale Maß an Verderbtheit erreichen die beiden Überzeugungstäter, wenn sie den Fuß vom Gas nehmen und kaltschnäuzig drauf los rocken. Diese Gangart gipfelt schließlich im elfminütigen Finale unter dem Titel "Evigheten I En Obrytbar Cirkel", welcher mit stoischer Monotonie diverse Kapitel durchläuft und das vorangegangene Geschehen in Vergessenheit geraten lässt.
Zwar erschien die Band Armagedda erst 2001 und im Grunde genommen als Nachzügler im Kreis skandinavischer Satansbraten, doch haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Frühwerke schwarzmetallischer Pioniere wie Mayhem, Darkthrone, Carpathian Forest oder Gorgoroth in Ehren zu halten. An diesem Konzept hat sich bis heute nichts geändert und Fans der rohen Anfangstage des Black Metals werden in Svindeldjup Ättestup möglicherweise einen lange ersehnten Lichtblick erkennen. Dennoch gibt es keinen Grund für übertriebene Glorifizierung. Armagedda knüpfen dort an, wo andere vor 35 Jahren angefangen haben. Sie machen ihre Sache gut und klingen absolut authentisch. Keine Frage. Den großen und wegweisenden Genre-Klassikern der 90er haben sie am Ende aber kaum etwas hinzuzufügen.
Vorheriges Review: Heksebrann - Spiritual Descending