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Festival-Bericht

Summer Breeze

mit Kreator, In Extremo, Amon Amarth, Megadeth, Obituary, Life Of Agony, Devin Townsend, Sonata Arctica, Gorguts, Sacred Reich, Crowbar, Possessed, Havok, Overkill, Dark Tranquillity, Asphyx & Tiamat

Flugplatz Sinbronn, Dinkelsbühl 16. - 19.08.2017

20 Jahre Summer Breeze, da gibt es was zu feiern. Als kleines Insider-Festival in Abtsgmünd gestartet, hat sich die sommerliche Sause mit dem Umzug nach Dinkelsbühl zu einem der größten und wichtigsten Metalfestival mindestens in Deutschland gemausert. Zur diesjährigen Feier gab es dann auch einige Neuerungen: Die T-Stage wurde zu einer Freiluftbühne gewandelt, Main und Pain Stage wurden zu einer Bühne verschmolzen und mit einem bombastischen Bühnebild ausgestattet. Zudem gab es eine geheim gehaltene Secret-Show, bei der sich Größen wie Vomitory, Amon Amarth, Powerwolf und Destruction die Ehre gaben, um das Summer Breeze mit speziellen Shows zu würdigen. Auch die Camel Stage kam dieses Jahr wieder zum Einsatz, hier scheint sich ein neuer zentraler Anlaufpunkt zu etablieren, denn so mancher Act konnte hier mehr Publikum ziehen als manch alteingesessener auf der T-Stage.

Donnerstag, 17.08.2017
Wenn es Zeit für gepflegten Florida Death Metal ist, dann ist eine Band nicht weit, die schon seit Unzeiten ihr Unwesen treibt: Obituary. Das Death Metal Urgestein um die beiden Tardy Brüder hat eigentlich noch nie wirklich enttäuscht und auch die Show auf dem Summer Breeze 2017 kann überzeugen. Obituary geben sich gewohnt sympathisch auch wenn es John Tardy in diesem Leben nicht mehr unter die zehn kommunikationsfreudigsten Entertainer der Metal Welt schaffen wird. Dafür lassen die Jungs einfach lieber die Musik sprechen und ballern den Anwesenden Kracher wie "Internal Bleeding", "Chopped In Death", "Lesson in Vengeance" oder "10.000 Ways To Die" um die Ohren, dass die Dinkelsbühler Heide nur so wackelt. Entsprechend wackelt auch das Publikum mit und feiert ausgelassen eine äußerst souveräne und ansprechende Death Metal Show.

Life Of Agony sind an diesem Tage irgendwie die richtige Band am falschen Platz. Mina Caputo und Co. müssen sich mit relative spärlichen Zuschauermassen zufrieden geben und die wiederum können oder wollen mit den alten Haudegen nicht so wirklich viel anfangen. Am besten ist die Stimmung bei all denjenigen, die vor 24 Jahren zu all den Hits auf River Runs Red abhotten durften und konnten. Hier werden Fäuste gereckt, das Bier auf die Band erhoben und auch so manches Tränchen ist zu sehen, als die Band "This Time", "Through And Through" oder "Underground" anstimmt. Der Rest, in diesem Falle das jüngere Publikum, nimmt den Auftritt mehr oder weniger als gegeben hin und harrt lieber der Dinge, die da sonst noch kommen mögen. Schade, denn die Band an sich hat hier alles richtig gemacht. Passend zur verkorksten Stimmung müssen Life Of Agony auch noch vorzeitig die Bühne aufgrund technischer Probleme räumen.

Wer Devin Townsend und seine Mannen vor drei Jahren schon genossen hat, der darf sich auch dieses Mal wieder auf ein Wunderwerk der Natur freuen. Nicht nur dass Devin mal wieder hochmotiviert und super gelaunt das Publikum nach seiner Pfeife tanzen lässt und dabei so manchen absurden Scherz auf Lager hat, nein, auch musikalisch weiß der Kanadier eindeutig zu überzeugen und kann mit kraftvollem Sound und ebenso kraftvollen Songs punkten. Diesmal servieren Devin und Co. deutlich progressiveres Material als beim letzten Auftritt, was manchen wohl etwas überfordert, anderen aber aufgrund der unglaublichen Soundwand die Tränen in die Augen treibt. Das Devin Townsend Project ist und bleibt live eine Macht, das sich durch den Gastauftritt von Anneke van Giersbergen zusätzlichen Jubel glücklicher Anhänger sichert. Schade nur, dass die gute Anneke trotz famoser Stimme etwas von der klanglichen Wucht in den Hintergrund verfrachtet wird.

Wenn Dave Mustaine zum Einstand bittet und die Thrash Jünger vor die Bühne ruft, so folgen alle willigst, auch wenn man den guten Dave nuschelnder Weise mehr schlecht als recht versteht. Während seine Sidekicks an Gitarre, Bass und Schlagzeug wahrlich Vollgas geben, allen voran Neuzugang Kiko Loureiro, der sich später auch zu einem Gitarrensolo allein darstellen darf, wirkt der Megadave manchmal etwas letargisch und nicht immer bei der Sache, was wohl auch einige textliche Aussetzer erklärt. Abgesehen davon treffen Klassiker wie "In My Darkest Hour", "Hangar 18" oder "Symphony Of Destruction" natürlich zielgenau den Nerv des Publikums, das entsprechend steil geht und die Band feiert. Mit "A Tout Le Monde" kommen dann auch die Kuschel- und Liebesbedürftigen zum Zuge, während im Hintergrund zu allen Songs thematisch passend die Leinwand genutzt wird. Hier dürfen alle die teils mehr, teils weniger gelungenen Filmchen bestaunen, die meiner Meinung nach aber etwas zu sehr von der Band und damit vom Wesentlichen ablenken. Summa summarum ein durchwachsener Gig mit einer angagierten Band aber einem durchschnittlich begeisterten und begeisternden Frontmann.

Amon Amarth, ja, puh, kann man anschauen, aber die Shows der letzten Jahre fand ich nur bedingt spannend. Entsprechend reserviert mache ich es mir vor der Bühne "gemütlich", wobei gemütlich relativ zu sehen ist, denn hier ist einfach nur die Hölle los. Enthusiastisch werden Johann Hegg und Co. gefeiert, vor und auf der Bühne gibt es kein Halten mehr, wenn die Band zwischen Hörnerhelm-gesäumten Schlagzeug, Wikinger-Schauspielern, Unmengen an Feuerfontänen und sogar einem aufblasbaren Seeungeheuer, Songs wie "Way Of Vikings", "Deceiver Of Gods", "Guardians Of Asgaard" oder "Twilight Of The Thundergod" unters Volk ballern, dass es eine wahre Freude ist. Bei so einem Auftritt dürfen natürlich auch Gäste nicht fehlen und so veredelt niemand geringeres als die Metal-Queen Doro Pesch den harten Klang von "A Dream That Cannot Be". Ja, man kann zu Amon Amarth inzwischen stehen wie man will, aber eins muss man ihnen definitiv zugestehen: Mit diesem Auftritt haben sie sich selbst übertroffen und sich ihr eigenes Summer Breeze Denkmal gesetzt.

Etwas spät komme ich zur Show der Mittelalter-Rock-Urgesteine In Extremo und mache es mir im hinteren Drittel bequem, wobei das schon schwierig ist, angesichts der Masse an Leuten, die sich vor der Bühne versammelt haben, um mit In Extremo zu feiern. Die lassen sich auch nicht lumpen und schöpfen mit "Vollmond", "Störtebeker" oder dem Titelsong des aktuellen Albums "Quid Pro Quo" aus den vollen. Zugute kommt der Show außerdem, dass das Konzert beim Rockpalast angesichts eines Bühnenjubiläums (1000. Show) übertragen wird, was Band und Publikum zusätzlich motiviert. Als ob das nicht schon reichen würde, bitten In Extremo zu "Unsichtbar" einen gar nicht unsichbaren aber ebenfalls hochmotivierten Mille Petrozza auf die Bühne, es versteht sich von selbst, dass der Mob hier völlig von der Leine ist. Und egal, welchen Song In Extremo im weiteren Verlauf auch aus- und anpacken, alles gelingt, die Show samt Unmengen an Pyro-Einlagen sitzt und so feiert Dinkelsbühl nicht nur einen fulminanten Konzertabschluss, sondern auch einen grandiosen Feierabend auf der Mainstage.

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