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Festival-Bericht

Summer Breeze

mit Slayer, Airbourne, Carcass, At The Gates, Omnium Gatherum, Exodus, Entombed A.D., Testament, Undertow, Dying Fetus, Queensryche, Satyricon, D-A-D, Pain, Illdisposed & Napalm Death

Flugplatz Sinbronn, Dinkelsbühl 17. - 20.08.2016

Freitag, 19.08.2016

Undertow mal anders. Nachdem die Band ja quasi Stammgast auf dem Summer Breeze OA ist, darf sie auch diesmal eigentlich nicht fehlen. Aber anstatt auf der Pain oder Main Stage zu rocken, nehmen Undertow stattdessen im Campsite Circus Zelt Platz. Neu an der Stelle auch, das Undertow als Duo auftreten. Neben Fronter Joschi Baschin sitzt Markus "Brandy" Brand während Bassist Tom und Schlagwerker Oliver Rieger im Publikum zu finden sind, denn Undertow zeigen sich diesmal von ihrer ruhigen Seite und zocken ihre Songs im Akustikgewand. Leider gibt es einige technische Schwierigkeiten, von denen sich aber weder Band noch Publikum aus dem Konzept bringen lassen und so kann man im familiären Rahmen Schmankerl der Marke "Boxshaped Heart", "Smoke Garden" oder "In Deepest Silence" genießen und zwar auf eine Art, wie man es vorher noch nicht zu hören bekommen hat. Großes Ohrenkino!

Hören und Staunen war bei Dying Fetus angesagt. Und ausrasten natürlich. Aber der tobende Mob ist nicht nur ein laues Lüftchen, wie bei manch anderer Band, hier wird Vollgas abgegangen. Kein Wunder, denn mit ihrem brutalen wie technischen Death Metal heizen Dying Fetus den Zuschauern ordentlich ein. Wer die Band kennt, und das sind wohl einige am heutigen Tage, der genießt die brutalen Klänge und tobt wahlweise im Circle Pit oder übt sich als Crowdsurfer. Beide Möglichkeiten werden von sehr vielen Leuten wahrgenommen. In den hinteren Reihen ist manch zustimmendes Kopfnicken und auch der ein oder andere ungläubige Gesichtsausdruck zu finden angesichts des technischen Feuerwerks, das das Trio abzieht. Saubere Leistung, die sich dauerhaft im Gehirn der Anwesenden eingebrannt haben dürfte.

Queensryche können sich nicht nur mit ihrem Ex-Fronter Geoff Tate streiten, sondern ganz im Gegenteil auch fulminante Rock-Shows liefern. Die Voraussetzungen in Dinkelsbühl sind eigentlich ganz gut, das Wetter passt, die Laune ist bierselig und die Band in guter Stimmung als sie die Bühne betritt. Statt einer opulenten Show lassen Queensryche lieber einen Klassiker nach dem anderen für sich sprechen, doch trotz aller Bemühungen, trotz verhältnismäßig gutem Sound und eigentlich optimalen Rahmenbedingungen will der Funke nicht so recht auf das Publikum überspringen. Die Stimmung ist, sagen wir, mäßig gut, den meisten Beifall ernten "Operation: Mindcrime", "Empire" oder das finale "Eyes Of A Stranger", aber so richtig viele Zuschauer können Queensryche am heutigen Tage nicht vor die Bühne locken. Das haben wir schon deutlich enthusiastischer auf Publikumsseite gesehen. Schade, denn die Band ist wirklich bemüht, spielt ein astreines Set mit starken Songs und ist auch sonst bemüht, die Stimmung hoch zu halten, was aber nur bedingt gelingt. Da merkt man dann leider doch, dass das typische Summer Breeze-Publikum nicht auf derart klassischen Stoff steht. Schade.

Wer sie vor zwei Jahren bereits gesehen hat, weiß eigentlich schon, was jetzt kommt. Carcass in Bestform, unaufgeregt aber dennoch mörderisch, humorlos aber dennoch publikumsnah. Auf großartige Ansagen lasst sich Jeff Walker auch in diesem Jahr nicht ein, egal, wie sehr das Publikum tobt oder jubelt, Gefühlsausbrüche bleiben eine Seltenheit bei den britischen Urgesteinen des gepflegten Gemetzels. Stattdessen gibt es ein deutlich geänderte Setlist im Vergleich zum letzten Mal, aber auch hier dürfen sich Fans neuer und alter Klänge in gleichem Maße freuen, wobei die Reaktionen gerade auf die Heartwork-Songs mit Abstand am enthusiastischsten ausfallen. Wer die Jungs hier zu Gehör bekommt, bekommt dann auch eine grundsätzliche Ahnung, warum Carcass zu den ganz Großen des Genres gehören (wenn schon nicht im kommerziellen Sinne, dann aber im musikalischen). Selig derjenige, der sie auf ihre alten Tage noch sehen darf.

Wenn jemand die Massen auf diesem Festival motiviert, dann sind es zweifellos Slayer, die das Summer Breeze an diesem Abend beehren. Das Rund vor der Bühne ist mehr als gut voll, die zusätzlichen Boxen am Soundturm bekommen jetzt endlich mal Sinn und als das Quartett of Hell endlich untermalt von AC/DC-Klängen die Bühne betritt, gibt es vor selbiger kein Halten mehr. Tom Araya ruht in sich und ist guter Stimme, Kerry King und Gary Holt rechts und links von ihm moshen sich die Seele aus dem Leib, ebenso wie das Publikum vor der Bühne. Was soll man aber auch anderes tun, wenn einem Hit um Hit mit u.a. "Repentless" als Opener, "War Ensemble", "Mandatory Suicide" oder "Seasons In The Abyss" um die Ohren geblasen wird. (Schlafen? - Kara) Spannend finde ich auch die Pausen zwischen den Songs, in denen Tom in schüchterner und bedächtiger Manier den Jubel des Publikums genießt und die ein oder andere zögerliche Ansage macht. Ich glaube, einen größeren Kontrast zur brutalen Musik hat man an diesem Wochenende wohl kaum zu hören bekommen.
Einen besonderen Höhepunkt erreicht die Show nach "South Of Heaven", als das Backdrop gewechselt und dem 2013 verstorbenen Gitarristen Jeff Hannemann gehuldigt wird. Dies geschieht dann in Form des Abschlusstrios "Raining Blood", "Black Magic" und "Angel Of Death", bei dem alle Beteiligten nochmals besonders Gas geben. Wo Slayer drauf steht ist Slayer drin und Slayer hinterlassen auch hier nur verbrannte Erde.

Einfach nur großartig, so muss man das 1996 erschiene Satyricon-Album Nemesis Divina umschreiben. Weil das Langeisen inzwischen 20 Jahre auf dem Buckel hat, tingeln Satyricon mit einer Special-Show durch die Lande, bei der das Album in voller Länge ins Publikum gefeuert wird. Vor der Bühne ist es proppevoll, aber trotz eines Highlights nach dem anderen will der Funke nicht so recht überspringen. Gebannt lauschen die Anwesenden den harschen Tönen, die da durch die PA schallen, aber so richtig Bewegung und Enthusiasmus will nicht aufkommen und das obwohl die Band um Satyr und Frost wahrlich Mühe gibt und versucht, die Meute durch Dauerheadbangen zu animieren. Vielleicht liegt es auch an der späten Uhrzeit, zu der nicht mehr jeder ultimativ feierwütig ist. Erst bei "Mother North" hebt sich die Stimmung und mit mit dem Schlusstrio "Black Crow On A Tombstone", "Fuel For Hatred" und "K.I.N.G." taut das Publikum (leider etwas spät) deutlich auf. Schade, denn die Band und vor allem Fronter Satyr kommt mit seinen Ansage durchaus authentisch und ehrlich rüber, so dass Satyricon an diesem Abend weit bessere Reaktionen verdient gehabt hätten.

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