Konzert-Bericht
Marduk, Napalm Death, Finntroll & Vader
Hafen, Innsbruck 12.12.2004
Der Winter ist ja bekanntlich die Zeit der geilen Konzerte, und so war ich auch mehr als erfreut, das Billing der diesjährigen X-Mas-Festivals zu lesen. Schließlich waren da nur geile Bands anwesend, was mich gleich mal das Zelt in der Hose aufstellen lies. Als ich dann auch noch eine meiner Lieblings-Black-Metal Bands, Marduk, vor das Diktiergerät zerren sollte, war die Zeltspannung kaum noch zu topen. Also schnürte das tapfere Schreiberlein sein Ränzlein und machte sich auf in die Alpenrepublik, um sechs auf einen Streich zu erlegen.
Doch irgendwie kam es dann doch anders. Pünktlich zum vereinbarten Termin (um 17:00 Uhr) fand ich mich vor dem Hafen in Innsbruck ein, um den Tourmanager und anschließend Marduk zu treffen. Doch von ersterem schon mal keine Spur. Also mit Hilfe des Finntrolls Bassisten in die Halle gelangt und die Suche ging los. Kaum ein paar Leute getroffen, unter denen sich besagter Tourmanager befinden sollte, ging ein gar lustiges Versteck- und Suchspiel los. Zuerst wollte keiner dieser Manager sein, danach waren es plötzlich alle. Na ja, wirklich sehr lustig. Ein paar Irrläufe und ein Gespräch mit Vader später hab ich ihn dann doch noch gefunden, allerdings wollte dieser dann seinen Allerwertesten keinen Millimeter bewegen und hat die Sache auf den Mischer von Marduk geschoben. Dieser hatte dann ein Erbarmen mit mir und wollte Marduk holen, jedoch hatten jetzt diese keine Lust, mit nüchternem Magen ein Inti zu führen. Das nenne ich mal Rock-Star-Gehabe! Für was macht man denn nun Termine??? Auch der später in Aussicht gestellte Termin sollte nicht stattfinden, denn einen Backstage-Paß gab's natürlich nicht.
Nachdem nun der Termin geplatzt war, also auf zum Futterfassen, schließlich war bis zum Einlass und zum Beginn noch reichlich Zeit. Den Ärger flugs mit zwei Bierchen runtergespült und dann wieder ab Richtung Hafen. Dort um 18:15 Uhr angekommen, hab ich dann grad noch den letzten Song von Belphegor mitbekommen, die wohl schon bei Hallenöffnung auf die Bretter geschickt wurden. So was nenne ich mal Band-verheizung!
Um 18:40 Uhr waren dann schon The Black Dalhia Murder an der Reihe, die inzwischen auf ca. 400 Nasen angewachsene Gemeinde zu erfreuen. Die Mischung aus Death Metal / Metalcore mit gehöriger Thrash-Schlagseite wurde auch wohlwollend aufgenommen, auch wenn der Sound nicht so recht ins restliche Billing passen sollte. Leider hab ich auch hier den Großteil verpasst, weil ich eigentlich um 19:00 Uhr besagten Interview-Termin hatte. Nur hatten die Securitys kein Erbarmen und so blieb mir der Weg versperrt. Auch die anschließenden Diskussionen mit Marduks Mischer brachten nicht die erhoffte Wende. So blieb mir nur, den erneuten Ärger mit erneutem Bier runter zu schlucken.
Punkt halb acht dann das erste Highlight des Abends: Polens Metal Band Nummer eins kamen, spielten und siegten. Vader sind live einfach eine Macht, eine Wand. Mit einem freundlichen "Wir sind endlich da" gab's dann die volle Death Metal Vollbedienung, die einem das letzte Schmalz aus den Ohren trieb. Songtechnisch ließ man auch nix anbrennen, das Hauptaugenmerk war natürlich auf die aktuelle Scheibe The Beast gerichtet, von der es u.a. "Dark Transmission" zu hören gab. Leider gingen die Fans nicht ganz so mit, was sich in etwas unangenehmen, ruhigen Pausen zwischen den Songs zeigte. Mit einer brachialen Version von "Raining Blood" wurde der Gig dann abgeschlossen. GEIL!
So gut Vader auch waren, die Gewinner des Abends heißen ganz klar Finntroll. Was aber auch kein Wunder ist, wenn man dermaßen starke Songs im Gepäck hat. Vor der Bühne bildete sich sofort ein ordentlicher Pit, der auch von Wilska (Vocals) begrüßt wurde. Unterstützt von Meiju Enho (Ensiferum) an den Keys ging die Post ab, auch wenn es mit sechs Leutchen auf der Bühne etwa beengt zuging. Aber egal, "Fiskarens Fiende", "Trollhammaren", "Jaktens Tid", "Nattfödd" oder "Midnattens Widunder" gingen ab wie Zäpfchen. Das zeigte eben auch der Pit und die frenetischen Reaktionen der Anwesenden. Das wird ein Fest, wenn Finntroll im April nach München kommen!
Was soll man eigentlich noch zu Napalm Death sagen bzw. schreiben??? Jeder, der die Band kennt, weiß was abgeht. Und da machte auch Innsbruck keine Ausnahme. Napalm Death waren die Headliner, auch wenn sie "nur" an vorletzter Stelle spielten. Geboten wurde die gewohnte Vollbedienung, bei der natürlich das allseits beliebte "Nazi Punx Fuck Off" nicht fehlen durfte. Auch vom aktuellen Longplayer Leaders, Not Followers Part II wurde u.a. die Cryptic Slaughter Nummer "Lowlife" auf die Meute losgelassen, die dies freudig aufnahm. Ansonsten das gewohnte Bild: ein Pit vor der Bühne, Diver auf der Bühne und der Rest tickte ganz einfach so aus. Nach gut einer Stunde war dann allerdings schon wieder Schluss, schließlich musste der Zeitplan eingehalten werden, der allerdings eh schon zehn Minuten hinterher hing.
Nachdem ja schon das Inti ins Wasser gefallen war, hoffte ich dann doch auf einen versöhnlichen Gig von Marduk. Vor allem war ich gespannt auf Mortuus, der ja die Lücke von Legion zu schließen hatte. Und was soll ich sagen? Auch hier enttäuschten mich Marduk auf ganzer Linie. Und mit dieser Meinung war/ bin ich wohl nicht allein, wenn man sich die Abwanderungsrate der Fans vor Augen führt. Mit zunehmender Spieldauer wurde es leerer und leerer im Hafen. Mortuus stand meistens nur (gelangweilt) rum, schüttelte zwischendurch mal sein Haupthaar und beschränkte sich aufs minimalste Acting. Dabei wäre die Songauswahl gar nicht mal schlecht gewesen, auch wenn viel Gewicht auf das neue Album Plague Angel gelegt wurde, so gab es mit "The Hangman Of Prague", "Perish In Flames", "Burn My Coffin" und "Throne Of Rats" entsprechende Kost. Aber was extrem nervend und nicht nur mir ein Dorn im Auge war, waren die mit Effekten viel zu stark gepuschten Vocals. Hier wurde mit Hall und sonstigem nachgeholfen, dass es ein Graus war. Das soll pure Black Metal sein? Den Fans in den ersten zwei bis drei Reihen war's anscheinend egal, denen gefiel es. Doch beim Rest des reduzierten Publikums war die Begeisterung nicht wirklich zu merken. Schade drum, da hab ich Marduk schon um Welten besser erlebt!