Festival-Bericht
Wacken Open Air
mit Ozzy Osbourne, Motörhead, Judas Priest, The Aberlours, Golem, Skyline, Bülent Ceylan, Frei.Wild, Coldwar, Helloween, Blind Guardian, Battle Beast, Ensiferum, Pharao, Suicidal Tendencies, Morbid Angel, Skalmöld, Ignis Fatuu, Betontod, Sodom, Rhapsody Of Fire, Negator, Deadlock, Bullet, Heaven Shall Burn, Suidakra, Sirenia, Tsjuder, Kyuss Lives, Triptykon, The Murder Of My Sweet, Moonsorrow, Girlschool, Visions Of Atlantis, Crash Diet, Kataklysm, Onslaught, Torture Squad, Dir En Grey, Knorkator, Iced Earth, Vreid, Sepultura, In Solitude, Avantasia, Kreator, Hail Of Bullets, Motörhead, Edelweiss & Children Of Bodom
Festivalgelände Wacken, Wacken 04.-06.08.2011
(Fotogalerien: Wacken2011 Donnerstag, Wacken2011 Freitag, Wacken2011 Samstag)
Wieder einmal ist es soweit. Das erste August-Wochenende rückt in greifbare Nähe. Vor Wochen schon hat es allmählich angefangen, das Fieber, die innere Unruhe, die Aufbruchstimmung, die all jene befällt, für die eben dieses erste Augustwochenende ein fixer Termin im Jahr ist, den sie sich schon im Januar rot im Kalender markiert haben. Die Rede ist natürlich vom so genannten Wackinger, der sich, den Zugvögeln gleich, alljährlich auf die Reise - nicht nach Süden - sondern nach Norden begibt, wo die kleine Ortschaft Wacken im Kreis Steinburg zum Mekka aller Rock- und Metalfans erblüht.
Lange ist es noch gar nicht her, da tobte im hohen Norden der Republik ein mutiertes Coli-Bakterium namens EHEC, machte Schlagzeilen und verbreitete Angst und Schrecken. Doch weder EHEC, noch Schweinegrippe oder Maul- und Klauenseuche halten den Wackinger von seiner Reise, von seiner Mission ab. Wenn an diesem Wochenende etwas tobt im hohen Norden, dann höchstens die Tausenden von Metalheads vor den Bühnen des 22. Wacken Open Air!
(Dagger)
Der erste Tag
Gelassen gehen wir die lange Reise an diesem Mittwoch an. Nach einigen herbstlich kalten und verregneten Juliwochen ist nun endlich wieder Sommerwetter vorhergesagt. Zudem wissen wir aus den beiden letzten Jahren, dass man sich am Mittwoch keine allzu großen Sorgen um einen Anreisestau zu machen braucht, denn zu dieser Zeit sind die Zeltplätze bereits gesättigt, das Unterhaltungsprogramm hat begonnen und das Gros der Wackinger ist bereits seit Wochenanfang vor Ort, um sich allmählich aufzuwärmen.
Im Getümmel unterwegs ist natürlich auch dieses Jahr wieder die Crew des Heavyhardes, wenn auch in etwas geschrumpfter Besetzung. Unser Meister Reineke, der werte Fuxx, weilt schon etwas länger hier vor Ort. Er bevorzugt das Leben im Outback der Wackener Campingplätze, während Gastschreiber Jason, Ray und meine Wenigkeit, der Dagger, die Annehmlichkeiten des Pressezeltplatzes präferieren.
Nach Ankunft auf dem Zeltplatz, Errichtung unseres Basislagers und Konsum der ersten, wohlverdienten Hopfenblütenschorle führt uns unser Weg schnurstracks in Richtung Wacken Center. So nennt sich der Vorplatz des Festivalareals mit den Bühnen, flankiert von Biergarten, Moviefield, Food-Area und Händlermeile. Hier gilt es nun, das Gelände etwas näher zu erkunden. Bereits seit einigen Jahren sind die Veranstalter nahe an einem organisatorischen Optimum gelegen, großartige Veränderungen braucht man in dieser Hinsicht also nicht zu erwarten. Und doch lassen sich jedes Jahr einige Feinheiten und Neuigkeiten entdecken. So war mir bislang beispielsweise nicht bewusst, dass es auf dem Gelände einen eigenen Paketdienst gibt, der dem Besucher die Möglichkeit einräumt, sein Gepäck direkt nach Wacken senden zu lassen. Einige riesenhafte Totempfähle mit einsamem Sitzplatz in luftiger Höhe sind ebenfalls neu. Glasflaschen sind aufgrund der hohen Zahl an Schnittverletzungen im letzten Jahr verboten. Dafür bekommt jeder Besucher die Möglichkeit, die mitgebrachten Getränke vor Ort in Plastikflaschen umfüllen zu lassen. Schließlich kann man an einem Ort namens Electric Hotel seine Handys aufladen lassen oder dies auch selbst durch kurzes Ausdauertraining und mittels Dynamo auf einem stationären Fahrrad erledigen.
Zu einem regelrechten Hotspot mutiert ist die so genannte Wacken Plaza. Von hieraus gelangt man ins vergrößerte Bullhead-City-Zelt und ins Wackinger Village mit ebenfalls vergrößerter Bühne und mittelalterlichem Treiben drum herum.
Als wir vor Ort ankommen, geht im Ring der Bullhead City gerade die letzte Wrestling-Vorführung zu Ende und es beginnen die Vorbereitungen für den ersten Wet-T-Shirt-Contest, bei dem sich mutige Festivalbesucherinnen am Applaus der Schaulustigen messen lassen müssen. Natürlich kommen nur diejenigen eine Runde weiter, die dem geilen Pöbel auch das offenbaren, was sich unter dem bespritzten Shirt befindet. Vereinzelte gehen sogar noch einen Schritt weiter und lassen selbst das Höschen fallen, was allerdings nicht auch automatisch zum Sieg des Wettbewerbs beiträgt. Dafür können sie ihre Nacktheit, die nicht zwangsläufig auch mit Ästhetik verbandelt ist, mit Sicherheit in den kommenden Tagen bei youtube betrachten, zusammen mit Millionen anderer Schaulustiger. Sogar Deutschlands größte Boulevardzeitung hat Wind von diesem Spektakel am Rande des Festivals bekommen und ausführlich darüber berichtet. Als ob es in Wacken nichts Wichtigeres gäbe. Aber sei's drum...
Um 22:00 Uhr begeben wir uns schließlich zur Wackinger Stage, wo die Aberlours ihren Auftritt haben. Was genau uns hier erwartet, wissen wir zwar nicht. Doch wenn man schon den gleichnamigen Single Malt zu schätzen weiß, liegt man bei dieser Band vielleicht auch gar nicht mal so verkehrt. Fünf ältere Herren betreten nun die Bühne und überraschen mit ihrem hochprofessionellen und authentisch instrumentierten Celtic Speed Rock nicht nur uns, sondern auch sämtliche andere Schaulustige vor Ort. Von Null auf Hundert entwickelt sich der Raum vor der Bühne zu einer einzigen Party. Überall wird getanzt, geklatscht, gefeiert. Zu Geschichten aus Irland, Schottland, England und Amerika verschmelzen die Aberlours irische Folksmusik mit nordamerikanischem Blue Grass - das ist mitreißend und absolut genial!
Nach diesem feinen Auftakt marschieren wir zurück zum Center und werden Zeuge einer weiteren Neuerung auf dem Gelände: nach Sonnenuntergang finden zu veranschlagten Terminen spektakuläre Feuershows statt mit eigens hierfür errichteten Maschinen und einer Brunnenanlage, bei der die Betreiber mit den Elementen spielen und Feuerkugeln auf Wasserfontainen tanzen lassen. Nebenan wird auf dem Moviefield das Abschiedskonzert von Running Wild gezeigt, eine Erinnerung, die man nur zu gerne noch einmal aufwärmt. Im Anschluss besuchen wir die W.E.T. Stage, wo gerade Metal Disco läuft und allseits bekannte Klassiker für Unterhaltung sorgen. In den letzten Jahren platzte das Zelt zur selben Zeit aus allen Nähten. Heute ist hier kaum noch etwas los - zu groß und zu verlockend scheint das Angebot in der Umgebung - die Entzerrung der Brennpunkte trägt also ihre Früchte. Schließlich endet unser Abend bei einer beschaulichen Halben Bier im Bayerischen Bergarten - wo auch sonst?
(Dagger)
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