Konzert-Bericht
Das Ich & Kadaver Acht
Metropolis, München 27.11.2008
Nach einigen Gigs in Russland geben sich Das Ich, ein Urgestein der deutschen Gothic-Szene, auch in München die Ehre und stampfen das Metropolis trotz weniger Besucher ordentlich in den Boden.
Den Opener machen die beiden Herren AC-WR-Productions und Dr. Dioxin, genannt Kadaver Acht. Einer bearbeitet die Keyboards, der andere tänzelt androgyn in Netzhemd und einem rockartigen Gebilde über die Bühne. Musikalisch wird typischer Wummer-EBM mit Geschrei geboten, der die Zuschauer streckenweise etwas zum Mitmachen animiert, sich aber letztendlich als auf Dauer relativ monoton herausstellt. Irgendwie reißt die Band das Publikum aufgrund mangelnder Bühnenpräsenz in dieser Dreiviertelstunde nicht recht mit.
Diese Professionalität haben Das Ich längst erworben. Die Band beginnt gegen 21:20 Uhr und hat das Publikum sofort im Griff. Passend zum ersten Track, der Neukomposition "Kannibale", tritt Tour-Keyboarder Marty als blutbesudelter Metzger in Gummistiefeln auf, während Bruno Kramm und Stefan Ackermann ihren üblichen Stil pflegen. Oben ohne und vollständig rot bemalt läuft der Sänger auf der Bühne hin und her und setzt die Songtexte mimisch und gestisch stimmungsvoll um.
Auch Marty und Bruno nutzen die Bewegungsfreiheit, die sie dank fahrbarer Keyboards haben. Die Band ist gut gelaunt, kommuniziert viel mit dem Publikum und gibt ihre auf Tour erworbenen Russischlektionen ("Seid gefickt, München!") an die dankbare Menge weiter. Apropos Menge, viel ist heute leider nicht im Metropolis los. Gerade hundert Zuschauer haben sich eingefunden, was bei dieser Szenegröße erstaunt. Vermutlich lag's am Verzicht auf Werbung, weswegen seit Jahren immer wieder großartige Bands vor fast leeren Hallen auftreten. Fraglich, ob sich das auf Dauer für die Veranstalter lohnt.
Sicherlich lohnenswert ist jedoch der heutige Abend. Das Ich spielen, zwei Zugaben eingerechnet, fast eineinhalb Stunden und lassen fast keinen Hit aus. "Engel", "Gottes Tod" und "Kain Und Abel" sind nur ein paar davon. Das obligatorische "Destillat" steht am Schluss und lässt die Gruft-Hüften noch mal richtig kreisen. Ein sehr gutes Konzert, vielleicht kommt die Band ja nächstes Jahr zu ihrem Jubiläum wieder vorbei.
Fab